Die Lennox-Falle - Roman
machen Wochenendausflüge in ganz Frankreich, der Schweiz, Italien und Spanien. Besonders die, die nur auf kurze Zeit in Paris stationiert
sind. Nein, Drew, es war etwas anderes und das ist mir eigenartig vorgekommen.«
»Was war das?«
»Ich habe Reynolds zweimal aus der letzten Gangreihe vor der Tür der Transportabteilung herauskommen sehen. Wahrscheinlich habe ich mir damals gedacht, daß er dort einen Freund oder eine Freundin haben muß und sich zum Essen verabredet oder so.«
»Und jetzt denkst du etwas anderes?«
»Ja, aber ich könnte mich natürlich auch irren. Wir alle in D und R arbeiten mit allem möglichen vertraulichen Material, und das meiste davon verdient eigentlich die Bezeichnung vertraulich gar nicht, aber es ist allgemein bekannt, daß die Leute im letzten Gang, dem, der am weitesten vom Eingang entfernt ist, ausschließlich mit Material der obersten Geheimhaltungsstufe beschäftigt sind.«
»Wieviele Büros gibt es denn an diesem letzten Korridor?«
»Auf jeder Seite sechs.«
»Und auf welcher Seite hast du Reynolds gesehen?«
»Auf der linken. Ich erinnere mich noch ganz deutlich, daß ich nach links gesehen habe.«
»Beide Male?«
»Ja.«
»Und an welchen Tagen war das, das Datum meine ich?«
»Du lieber Gott, das weiß ich nicht mehr. Es lagen ein paar Wochen dazwischen, und das Ganze ist jetzt ein oder zwei Monate her.«
»Denk scharf nach, Karin.«
»Wenn ich es genauer wüßte, würde ich es sagen, Drew. Ich hielt es damals einfach nicht für wichtig.«
»Das ist es aber. Es ist wichtig.«
»Warum?«
»Weil dein Instinkt dir das Richtige sagt. Witkowski sagt, es gebe noch einen weiteren Maulwurf in der Botschaft, jemanden ganz weit oben.«
»Ich werde mir einen Kalender besorgen und mir Mühe geben, die Wochen und dann die Tage herauszufinden. Vielleicht erinnere ich mich, woran ich damals gearbeitet habe.«
»Würde es helfen, wenn du in dein Büro in der Botschaft könntest?«
»Dann hätte ich Zugang zu dem Supercomputer, der irgendwo unter unseren eigenen Kellern steht. Dort wird alles fünf Jahre lang gespeichert, weil unsere eigenen Papiere vernichtet werden.«
»Das läßt sich einrichten.«
»Ich hätte trotzdem nicht die leiseste Ahnung, wie man ihn bedient.«
»Da wird doch jemand zu finden sein, der das kann.«
»Es ist jetzt halb drei Uhr früh, Liebling.«
»Ist mir doch völlig egal, auch wenn es Neumond ist! Courtland kann jemanden herbeizitieren, der mit dem Ding umgehen kann, und wenn nicht, dann kann es Wesley Sorenson, und wenn der es nicht kann, dann eben der Präsident.«
Lennox drückte den Knopf an seinem Telefon, der die Verbindung unterbrach, wählte die Nummer der Botschaft und verlangte Botschafter Courtland zu sprechen. »Mir ist egal, wie spät es ist!« schrie er, als die Frau in der Vermittlung Einwände erhob. »Das ist eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit.«
»Ja, hier spricht Botschafter Courtland. Was ist so wichtig, daß Sie mich um diese Stunde sprechen müssen?«
»Ist Ihr Telefon sicher, Sir?« fragte Lennox im Flüsterton.
»Ich lege das Gespräch auf den Apparat im Nebenzimmer um. Der wird dauernd überprüft, und außerdem schläft meine Frau.« Zwanzig Sekunden später war Courtlands Stimme wieder zu hören. »Also gut, wer sind Sie und was soll das alles?«
»Ich bin Drew Lennox, Sir -«
»Mein Gott, Sie sind tot! Ich verstehe nicht -«
»Das brauchen Sie nicht zu verstehen, Mr. Ambassador. Sie brauchen bloß unsere Computerspezialisten ausfindig zu machen und ihnen befehlen, daß sie schleunigst antanzen und sich bei dem Superding im Keller einfinden sollen.«
»Ich bin jetzt völlig durcheinander - Mein Gott, Sie sind doch getötet worden!«
»Manchmal geht es bei uns etwas verwirrend zu, aber bitte tun Sie, um was ich Sie gebeten habe. Und noch eine Bitte. Unterbrechen
Sie Witkowskis Telefongespräch und sagen Sie ihm, er möchte mich anrufen.«
»Wo sind Sie?«
»Das weiß er. Tun Sie es schnell. Ich soll hier in einer Viertelstunde weg, aber das geht nicht, solange ich ihn nicht gesprochen habe.«
»Okay, okay, ganz wie Sie wollen … und ich bin sehr froh, daß Sie noch am Leben sind.«
»Das bin ich auch. Beeilen Sie sich jetzt, Mr. Ambassador.«
Drei Minuten später klingelte Lennox’ Telefon. »Stanley?«
»Was, zum Teufel, ist denn jetzt wieder los?«
»Schaffen Sie Karin und mich so schnell wie möglich in die Botschaft.« Drew erklärte mit erregter Stimme, was Karin ihm über Alan
Weitere Kostenlose Bücher