Die Lennox-Falle - Roman
Reynolds gesagt hatte.
»Ein paar Minuten mehr oder weniger machen da jetzt keinen Unterschied, junger Mann. Halten Sie sich an den Zeitplan, den ich aufgestellt habe, dann lasse ich Sie zur Botschaft bringen - und erwarte Sie dort.«
Lennox wartete; dann kam Witkowskis Marineinfanterist in Zivil und nahm seinen Koffer und seine Aktentasche. »Kommen Sie in vier Minuten hinunter, Sir«, sagte der Mann höflich. »Ich warte dann unten.«
Drei Minuten später ging Drew zur Tür hinaus und auf die Aufzüge zu. Er brauchte kaum auf den Aufzug zu warten, und die Lobby war mit Ausnahme einiger Nachtschwärmer, einem im großen und ganzen von Japanern und Amerikanern gestellten Kontingent, die gerade auf die Fahrstühle zustrebten, praktisch verlassen. Lennox ging durch die marmorgeflieste Halle, als plötzlich von der Galerie im Zwischengeschoß ohrenbetäubende Schüsse krachten und von den Wänden widerhallten. Drew suchte hinter einer Sitzgruppe Deckung und fixierte dabei die beiden Männer hinter dem Pult des Concierge. Er sah wie Brust und Bauch des einen buchstäblich explodierten, eine monströse Detonation, die die blutigen Eingeweide des Mannes durch die Lobby fliegen ließ, während der andere die Hände hochriß, aber nicht verhindern konnte, daß sein Schädel in Stücke gerissen wurde. Wahnsinn! Dann peitschten weitere Schüsse, und gleich darauf waren Stimmen mit englischem und amerikanischem Akzent zu hören.
»Wir haben ihn!« schrie ein Mann ebenfalls im Zwischengeschoß.
»Bringt ihn in die Botschaft«, sagte eine ruhigere Stimme in der Lobby und fuhr zu den Angestellten am Empfang gewandt fort: »Das ist ein Antiterroreinsatz. Sagen Sie der Polizei, sie soll sich mit der US-Botschaft in Verbindung setzen.«
Die Angestellten standen erstarrt hinter der marmorbelegten Theke. Dann fing der Mann auf der Linken plötzlich zu weinen an, während sein Kollege langsam, als befände er sich in Trance, zum Telefon griff.
Lennox und Karin de Vries umarmten sich unter den mißbilligenden Blicken von Colonel Stanley Witkowski und Botschafter Daniel Courtland. Sie befanden sich im Büro des letzteren in der amerikanischen Botschaft.
»Können wir jetzt bitte zur Sache kommen?« fragte der Botschafter. »Dr. Gerhard Kröger wird überleben und unser zweiköpfiges Computerteam trifft in Kürze ein. Einer der beiden ist sogar bereits hier, seinen Vorgesetzten fliegen wir aus dem Urlaub in den Pyrenäen ein. Würde mir jetzt bitte jemand sagen, was hier eigentlich gespielt wird?«
»Gewisse nachrichtendienstliche Operationen liegen außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereiches, Mr. Ambassador«, erwiderte Witkowski, »aus Gründen Ihrer eigenen Sicherheit und damit Sie wahrheitsgemäß erklären können, Sie seien nicht informiert, Sir. Sie wissen ja - ›Dementierbarkeit‹«
»Wissen Sie, ich finde das einigermaßen widerwärtig, Colonel. Seit wann eigentlich haben zivile oder militärische Nachrichtendienste oder sonstige verdeckte Aktivitäten eigentlich Vorrang über die Entscheidungen des State Department?«
»Genau aus dem Grund ist Consular Operations ins Leben gerufen worden, Sir«, antwortete Drew. »Das geschah zum Zwecke der Koordinierung zwischen Außenministerium, Regierung und Nachrichtendiensten. Damit sollten in erster Linie bürokratische Verzögerungen vermieden werden.«
»Wie ich sie vielleicht ins Spiel bringen könnte?« meinte der Botschafter mit einem schiefen Lächeln.
Lennox schüttelte den Kopf. »Mir geht es im Augenblick nur um eines - und wenn mich das meinen Job kostet, ist es mir egal. Ich will den Kerl haben, der veranlaßt hat, daß mein Bruder umgebracht wurde, und die Leute, die hinter ihm stehen. Diese Nazis sind eine Seuche, und der muß man Einhalt gebieten - nicht mit bürokratischen Debatten, sondern mit schnellen Entscheidungen.«
Botschafter Courtland beugte sich in seinem Sessel vor, er stützte seine Stirn mit beiden Händen und massierte sich dabei mit den Daumen die Schläfen. »Ich habe mein ganzes Diplomatenleben lang mit Kompromissen gelebt«, sagte er. »Vielleicht ist es Zeit, jetzt damit Schluß zu machen.« Er hob den Kopf. »Tun Sie, was Sie für erforderlich halten.«
Man brachte sie zu dem Supercomputer der Botschaft zehn Meter unter dem Kellergeschoß. Es war eine gigantische Anlage von beängstigenden Ausmaßen; eine ganze, zehn Meter breite Wand war von einer dicken Glasplatte bedeckt, hinter der sich Dutzende von Scheiben drehten, wieder
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