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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Franzosen herging. »Das Papier dort in der Mitte, ich hab es rumgedreht, damit Sie es lesen können.«
    Der Wachmann nahm das Blatt Papier mit den in Lautschrift notierten Worten darauf. Als er das tat, hob Lennox beide Arme, die Hände nach unten gerichtet, zwei Hämmer, die gegen die Schulterblätter des Mannes krachten und ihn sofort bewußtlos machten. Es war ein betäubender Schlag, schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Drew zerrte den leblosen Körper ins Schlafzimmer, wo er das Bett vorher bereits abgezogen und die Laken in schmale Streifen gerissen hatte. Neunzig Sekunden später war der Wachmann mit dem Gesicht nach unten auf der Matratze gefesselt, Arme und Beine an der Bettstelle festgebunden, und hatte einen schmalen Stoffstreifen vor dem Mund, der ihm das Atmen erlaubte.
    Lennox hob ein paar Streifen des zerrissenen Lakens auf, rannte aus dem Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Er
ließ die Stofffetzen auf einen Stuhl fallen, öffnete die Tür zum Korridor, ging hinaus und sagte mit ruhiger Stimme zu dem zweiten Wachmann, den er an seinem Posten neben dem Fahrstuhl kaum sehen konnte. »Ihr Freund Pierre sagt, er müsse sofort mit Ihnen sprechen, ehe er diesen Kerl anruft, wie hieß er doch gleich? Montreaux oder Moneau?«
    »Moreau?«
    »Yeah, so hieß der Kerl. Er sagt, was ich da hingeschrieben habe, sei unglaublisch .«
    »Gehen Sie mir aus dem Weg!« schrie der zweite Wachmann und rannte in die Suite. »Wo …?« Eine Aikidohandkantenschlag gegen den Hals unterbrach ihn mitten im Satz, gleich darauf stießen zwei Finger gegen seinen Solarplexus, was ihm den Atem raubte und ihn bewußtlos machte, aber wiederum ohne bleibenden Schaden anzurichten. Drew zog ihn zur Couch hinüber und vollführte die gleiche Aktion, die er bereits mit dem ersten Wachmann durchgezogen hatte, nur mit den notwendigen Variationen: Dieser Mann lag bäuchlings auf den Kissen, Arme und Beine ausgestreckt und an den Sofafüßen festgebunden mit einem Knebel im Mund, aber den Kopf etwas zur Seite gelegt, damit er Luft bekam. Zuletzt riß Lennox die Telefone in beiden Zimmern aus den Wandfassungen. Jetzt konnte die Jagd beginnen.

31
    E r ging die Treppe von Phyllis Cranstons Appartementgebäude in der Rue Pavée hinauf und klingelte in der Eingangshalle. Niemand meldete sich, also klingelte er weiter und dachte, sie sei möglicherweise so betrunken, daß sie das Klingeln nicht hörte. Er wollte gerade aufgeben, als eine ältere, korpulente Frau zur Tür herauskam, sah, welchen Klingelknopf er drückte, und ihn auf Französisch ansprach.
    »Suchen Sie den Schmetterling?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe.«
    » Ah, Américain . Ihr Französisch ist schrecklich«, fügte sie dann in Englisch hinzu. »Ich war richtig traurig, als man Ihre Flugplätze in Frankreich aufgelöst hat.«
    »Sie kennen Miss Cranston?«
    »Wer hier im Haus kennt sie nicht? Sie ist ein süßes Ding und war einmal sehr hübsch, so wie ich auch. Warum sollte ich Ihnen mehr sagen?«
    »Weil ich mit ihr sprechen muß, es ist sehr dringend.«
    »Weil Sie ›scharf auf sie‹ sind, wie ihr Amerikaner das nennt? Lassen Sie sich von mir sagen, Monsieur, sie mag zwar die Krankheit haben, aber sie ist keine Hure!«
    »Ich suche auch keine Hure, Madame. Ich bin auf der Suche nach jemandem, der mir eine Information geben kann, die ich dringend benötige, und diese Person ist Phyllis Cranston.«
    »Hmm.« Die alte Frau dachte nach und musterte Drew dabei. »Sie wollen sie doch nicht etwa wegen ihrer Krankheit ausnützen? Für den Fall sollten Sie nämlich wissen, daß ihre Freunde in diesem Haus sie beschützen. Ich sagte schon, sie ist wirklich sehr nett und liebenswürdig und hilft Leuten, die Hilfe brauchen. Butterfly ist sehr großzügig mit ihrem amerikanischen Geld und verlangt es nie zurück. Wenn sie frei hat, paßt sie auf Kinder auf, damit ihre Mütter arbeiten können. Sie werden ihr nichts zuleide tun, nicht hier.«
    »Ich will ihr nichts zuleide tun, und ich suche auch keine Mutter Teresa. Ich sagte Ihnen schon, ich will mit ihr sprechen,
weil sie möglicherweise eine Information besitzt, die ich brauche.«
    »Lassen Sie ja die Kirche aus dem Spiel, Monsieur. Ich bin katholisch, aber wir haben diesem dreckigen Priester gesagt, daß er sie in Ruhe lassen soll!«
    Volltreffer, dachte Lennox.
    »Ein Priester?«
    »Er hat sie ausgenutzt und tut das immer noch!«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Er kommt spät abends, und die

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