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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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tun.«
    »Warten Sie’s ab. Ich bin ein Four-Zero-Mann von Consular Operations und beherrsche ein paar Tricks, an die die Blitzkrieger noch nie gedacht haben. Raus mit der Sprache!«
    »Ein Priester, ein ehemaliger Priester. Er ist jetzt ein alter Mann, aber als junger Gelehrter war er ein hochtalentierter Dechiffrierspezialist für die Abteilung der französischen Abwehr, aus der später das Deuxième Bureau wurde. Die Geheimdienste schätzen ihn immer noch sehr und vertrauen sich ihm häufig an, wenn sie seine Hilfe brauchen. Sein Name ist Lavolette, Antoine Lavolette.«
    Lennox legte den Hörer auf und hätte am liebsten sofort Moreau angerufen und ihm einige gezielte Fragen bezüglich Pater Antoine Lavolette, Dechiffrierspezialist im Ruhestand, gestellt. Dann überlegte er es sich anders; der Chef des Deuxième war geradezu davon besessen, alles unter Kontrolle zu haben. Besonders, wenn es um einen gewissen Drew Lennox ging. Moreau würde sich ohne Zweifel einschalten, den pensionierten Priester selbst anrufen und damit die Initiative an sich reißen. Nein, so ging das nicht. Man mußte diesen Lavolette stellen, er
durfte nicht zum Nachdenken kommen und mußte gezwungen werden, das, was er wußte, preiszugeben. Dasselbe galt für Phyllis Cranston, Sekretärin eines Attachés, der auf Witkowskis Liste stand, was vermutlich der Grund war, daß sie trotz ihrer Verfehlungen ihren Job behalten durfte.
    Doch zuerst mußte er aus dem Hotel raus. Jede Minute, die er hier verbrachte, war eine Minute, die ihm bei der Suche nach Karin fehlte.
    Karin hatte gesagt, sein blondes Haar sei das Produkt einer einfachen Bleichspülung, verbunden mit einer »Tönung«, was immer das war. Aber sie hatte ihm versichert, daß er seine normale Haarfarbe mit einem kräftigen Shampoo und einer Tube eines Mittels, das graues Haar dunkler machte, wieder ungefähr hinkriegen würde. Sie hatte die Zaubertube in den Medizinschrank gelegt, und er hatte sie in eine Schublade im Schlafzimmer praktiziert, damit sie sie nicht so leicht wegschaffen konnte. Und da war sie immer noch.
    Eine halbe Stunde später stand Lennox nackt in einem von Dampf erfüllten Badezimmer und bespritzte den beschlagenen Spiegel mit kaltem Wasser. Sein Haar hatte jetzt eine seltsam dunkelbraune Farbe mit dunkelroten Flecken, aber es war jedenfalls nicht mehr blond.
    Jetzt galt es sich um die Messieurs Frick und Frack zu kümmern, oder besser gesagt, um deren augenblickliche Ablösung. Die nächste Schicht hatte bereits begonnen. Er kannte jeden ihrer Bewacher, aber Frick und Frack kannte er besser als die anderen und bezweifelte deshalb, daß die beiden etwas über die peinliche Episode mit dem versäumten Codewort ausgeplaudert hatten. Ein einzelner Amerikaner entwaffnete einen Beamten des Deuxième und versetzte ihm einen Tritt in den Unterleib? Mon Dieu, ta gueule!
    Drew holte seine andere Uniform aus dem Kleiderschrank und den Schubladen seiner Kommode. Es handelte sich praktisch um die vorgeschriebene Kleidung eines männlichen Botschaftsattachés: Graue Flanellhosen, dunkler Blazer, weißes Hemd und konservative Krawatte - vorzugsweise Regimentsstreifen oder gedämpfte Paisleymuster. Er war angenehm überrascht, daß die angeblich kugelsichere Weste unter das Jackett
paßte und ihn nicht zu sehr in seiner Bewegungsfreiheit behinderte. Er öffnete die Tür seines Zimmers und trat in den Korridor hinaus, blieb stehen und wartete auf das Naheliegende. Es stellte sich sofort mit dem Auftauchen des Leibwächters am Fahrstuhl ein, während sein Kollege gleichzeitig am anderen Ende des Flurs aus den Schatten hervortrat.
    » S’il vous plait« , begann er in seinem hilflosesten Französisch, » voulez-vous venir ici - «
    » En anglais, monsieur! « rief der Mann vom Fahrstuhl. »Wir verstehen Sie.«
    »Oh, vielen Dank, da bin ich Ihnen sehr dankbar. Wenn einer von Ihnen mir bitte behilflich sein würde, ich erhielt gerade eine Telefonmitteilung und habe mir die Worte so gut es ging aufgeschrieben. Es ist, glaube ich, eine Adresse, aber der Mann sprach kein Englisch.«
    »Mach du das, Pierre«, sagte der Wachmann am anderen Ende auf Französisch. »Ich bleibe hier.«
    »Also gut«, erwiderte der Mann und ging auf Lennox zu. »Bringen die einem in Amerika außer Englisch gar keine Sprache bei?« Er betrat die Suite, und Drew folgte ihm und schloß die Tür hinter sich. »Wo ist die Mitteilung, Monsieur?«
    »Drüben auf dem Schreibtisch«, sagte Lennox, der hinter dem

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