Die Lennox-Falle - Roman
geschlagen. Sie zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Davon … davon weiß ich nichts. Seine Freunde … in der Medizin … sie haben großen Respekt vor ihm. Darunter sind viele sehr prominent.«
»Das ist seine Tarnung«, sagte Witkowski in deutscher Sprache. »Er ist einer der Anführer der Bewegung, und deshalb wollen wir ihn haben.«
»Noch mehr kann ich nicht tun! Es tut mir leid, aber das geht nicht. Sie haben die Videoaufzeichnungen, das ist alles, was ich Ihnen versprochen habe. Und jetzt müssen Sie dafür sorgen, daß ich Deutschland verlassen kann, denn wenn das stimmt, was Sie sagen, dann werden diese Nazischweine Jagd auf mich machen.«
»Wir stehen zu unserem Versprechen, Miss.« Der Colonel drehte sich zu Lennox herum und sagte wieder in englischer Sprache: »Wir verschwinden hier, chlopak . Wir können diesen Mistkerl hier nicht herausholen, ohne die ganze Operation zu gefährden. Wir werden mit einem Flugzeug des Deuxième Bureau nach Bonn fliegen und dort auf diesen Hurensohn warten.«
»Glauben Sie, daß er immer noch morgen nach Bonn gehen wird?« fragte Drew.
»Ich glaube nicht, daß er da eine Wahl hat. Außerdem baue ich darauf, daß Traupmanns Leibwächter, die ja alle betäubt worden sind, in zwanzig oder dreißig Minuten aufwachen. Die haben dann ohne Zweifel die Hosen voll und werden sofort im Penthouse nachsehen.«
»Wo sie Traupmann friedlich schlafend vorfinden«, sagte Lennox. »Aber was ist mit den Videobändern, Stosh?«
Witkowski sah die junge Frau an und wiederholte die Frage in deutscher Sprache. Sie klappte ihre Handtasche auf und holte einen Schlüssel heraus. »Das hier ist einer der beiden Schlüssel für das Schließfach, wo die restlichen Bänder verwahrt sind«, antwortete sie. »Der andere liegt in der Deutschen Bank.«
»Wird er den Schlüssel vermissen?«
»Ich glaube nicht, daß er überhaupt an ihn denkt. Er verwahrt ihn in einer Schublade seiner Kommode bei seiner Unterwäsche.«
»Dann wollen wir jetzt machen, daß wir hier verschwinden, mon colonel «, sagte Lennox. »Jetzt bekommt Captain Dietz doch noch eine Chance für einen Einsatz auf dem Rhein.«
Grellweiße Scheinwerfer erhellten die Anlegestellen in dem kleinen Bootshafen in Bonn. Sobald das kleine Motorboot in wenigen Minuten seine Taue gelöst hatte, würden alle mit einer Ausnahme ausgeschaltet werden. Einen knappen Kilometer entfernt wippte in der Dunkelheit mit ausgeschaltetem Motor ein anderes Boot mit dunkelgrün gestrichenem Rumpf und ebensolchen Aufbauten in der schwachen Strömung leicht auf und ab. Seine Insassen trugen alle Neoprenanzüge und hatten Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt. Ingesamt waren es sechs Personen, der sechste, ein Captain, war Agent des Deuxième Bureau. Von den fünf Personen, die jetzt gleich tauchen würden, hatte nur Karin de Vries lautstark argumentieren müssen, um sich anschließen zu dürfen.
»Ich habe wahrscheinlich mehr Erfahrung mit Unterwassereinsätzen und den entsprechenden Geräten als Sie, Agent Lennox.«
»Das bezweifle ich«, hatte Drew geantwortet. »Ich bin im Scripps Institute in San Diego ausgebildet worden, und eine bessere Ausbildung gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
»Und ich habe mit Frederik im Schwarzen Meer trainiert, vier Wochen Vorbereitung. Wahrscheinlich wird Stanley sich erinnern.«
»Allerdings, junge Frau«, hatte Witkowski gesagt. »Schließlich haben wir die ganze Geschichte finanziert … Freddie de V.
hat ein paar hundert Unterwasseraufnahmen von den Sowjetschiffen in und um Sewastopol mitgebracht. Tonnage, Wasserverdrängung, alles, was dazugehört.«
»Mindestens ein Drittel dieser Fotos stammen von mir«, fügte Karin trotzig hinzu.
»Na schön«, hatte Lennox eingeräumt, »aber wenn wir lebend hier rauskommen, wirst du wohl oder übel lernen müssen, daß du in der Familie nicht die Hosen anhast.«
»Und du kommst in meine nicht rein, bis du deine Einstellung geändert hast … War das gerade ein Heiratsantrag?«
»Ich habe dir früher auch schon welche gemacht - nicht in aller Form, aber unmißverständlich - hast du das nicht mitgekriegt?«
»Schluß jetzt, ihr beiden«, befahl Witkowski. »Hier kommt Dietz.«
Der Captain kauerte sich vor ihnen aufs Deck. »Ich habe unseren Plan mit dem Skipper besprochen, und er hat keine Schwachpunkte gefunden. Jetzt will ich das Ganze noch einmal mit Ihnen durchgehen.«
Captain Christian Dietz’ Plan sah ein geschicktes Täuschungsmanöver vor.
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