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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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im Bilde sind.« Er und der Lieutenant bewegten sich auf Knien und Ellenbogen davon.
    Die folgenden Minuten ähnelten dem Soundtrack eines gespenstischen Film noir, dessen Bilder um so eindringlicher waren, als sie nur in ihrer Phantasie existierten. Karin und Witkowski teilten sich ein Funkgerät, Drew hielt sich seines dicht ans Ohr. Was sie zu hören bekamen, ließ sie immer wieder zusammenzucken, den Colonel weniger als Drew und Karin. Als die beiden Ranger durch das dichte Unterholz am Flußufer krochen, war das Rascheln von Blättern zu hören, dann Schritte und plötzlich halberstickte Schreie und gleich darauf Röcheln und gurgelndes Stöhnen. Dann wieder Schritte, schnell, leiser werdend, Grunzlaute, spuckende Geräusche, bei denen es sich um Schüsse aus Schalldämpferpistolen handeln mußte. Wieder Laufen, Knacken von Zweigen, lauter jetzt, näherkommend. Dann wieder Stille - totale, beängstigende Stille -, plötzlich von Störgeräuschen unterbrochen, und dann wieder Schritte, aber auf harter Oberfläche. Karin, Drew und Witkowski sahen einander mit geweiteten Augen an, befürchteten das Schlimmste. Dann Stimmen, alle in deutscher Sprache, bettelnd, flehend - auf
Deutsch! Das Klirren von Glas auf Metall, ein Stöhnen schließlich ein Schrei auf Englisch.
    »Mein Gott, bringt mich nicht um!«
    »Heilige Madonna!« platzte es aus Witkowski heraus. »Man hat sie erwischt. Sie bleiben hier. Ich muß ihnen helfen!«
    »Halt, Stanley«, befahl Drew und packte den Colonel mit der eisernen Hand des ehemaligen Eishockeyprofis an der Schulter. »Sie bleiben, wo Sie sind!«
    »Den Teufel werd ich tun! Diese Jungs sind in Schwierigkeiten!«
    »Wenn das der Fall ist, dann werden auch Sie das Leben verlieren, und darauf haben wir uns doch alle eingestellt, oder haben Sie das nicht gesagt?«
    »Das ist etwas anderes! Ich habe hier eine geladene Automatic und zweihundert Schuß Munition.«
    »Mir ist genauso zumute wie Ihnen, Stosh, aber dazu sind wir nicht hier, oder?«
    »Sie verdammter Hurensohn«, sagte der Colonel leise und ließ sich zu Boden sinken. »Sie hätten wirklich das Zeug zu einem Offizier.«
    »Aber in keiner Armee, von der ich je gehört habe.«
    »Also schön, chlopak , was tun wir dann?«
    »Wir warten - das ist auch so was, was Sie mal gesagt haben - Warten ist das Schlimmste.«
    »Das ist es auch.«
    Aber so schlimm war es gar nicht, denn kurz darauf war im Radio leise die Stimme von Captain Christian Dietz zu hören. »Beach Two an Beach One. Wir mußten vier Mann auf Streife töten, zwei andere, die keinen Widerstand geleistet haben, haben wir gefesselt und geknebelt. Dann haben wir die Sicherheitszentrale in einem Kellerraum unter dem Kutscherhäuschen sechzig oder siebzig Meter östlich des Hauses eingenommen. Von den drei Männern, die wir hier vorgefunden haben, ist einer tot, er wollte Alarm schlagen. Ein zweiter ist gefesselt und hat ebenfalls Heftpflaster auf dem Mund, und der Dritte - ein braver alter Redneck, der ein deutsches Mädchen geheiratet hat, während er bei der Army Dienst tat - weint immer noch vor Erleichterung und singt ›God Bless America‹.«

    »Ihr seid phantastisch!« rief Drew. »Was geht in dem großen Haus vor sich? Konnten Sie etwas sehen?«
    »Nur ein kurzer Blick durchs Fenster, als wir die Streifen außen im Gelände erledigt haben. Zwischen zwanzig und dreißig Männer und ein blondhaariger Priester am Rednerpult, der aber keine Predigt gehalten hat, sondern dauernd mit dem Höllenfeuer droht. So wie es aussieht, ist das hier der Obermacker.«
    »Ein Priester?«
    »Naja, er trägt einen dunklen Anzug und hat einen weißen Kragen um den Hals. Was könnte das sonst bedeuten?«
    »In Paris war ein Priester - wie groß ist er?«
    »Nicht ganz so groß wie Sie, aber auch nicht viel kleiner. Ich würde sagen, ein Meter achtundsiebzig oder einsachtzig.«
    »Oh, mein Gott!« rief Karin de Vries erschrocken aus.
    »Was?«
    »Ein Priester … mit blondem Haar!« Sie hielt zitternd die Hand über das Radio und flüsterte Lennox und Witkowski zu: »Wir müssen da hinüber, an eines der Fenster.«
    »Was ist?« fragte Drew verständnislos, während der Colonel Karin anstarrte. »Was ist denn los?«
    »Tu, was ich sage!«
    »Tun Sie’s«, sagte Witkowski und sah dabei immer noch Karin an.
    »Beach One an Beach Two, wie sieht’s an der Villa aus?«
    »Ich glaube nicht, daß wir einen übersehen haben, aber garantieren kann ich es nicht. Schließlich könnte einer ja in den

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