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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Leibwächter rannte vor, die Waffe schußbereit in der Hand. Er bog um die Ecke und Lennox feuerte drei mit einem Betäubungsmittel präparierte Bolzen auf ihn ab; der erste verfehlte sein Ziel, prallte von der Wand ab, während der zweite und der dritte den Neonazi an der rechten Halsseite trafen. Der Mann stöhnte auf, griff sich an die Kehle und stieß dann einen langgezogenen Schrei aus, während er langsam zusammensackte.
    »Ziehen Sie die beiden Bolzen raus und suchen Sie den dritten, und dann wollen wir ihn zu seinem Pult zurückschaffen«, sagte Witkowski. »Die Wirkung läßt in einer halben Stunde nach.« Sie schleppten den Neonazi zum Schreibtisch und setzten ihn auf den Sessel, so daß sein Oberkörper nach vorne sackte. Drew ging zur Penthousetür, atmete tief durch, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und öffnete sie. Kein Alarm ertönte. Dunkelheit und Stille hüllten ihn ein, bis eine schwache Frauenstimme zu reden begann - unglücklicherweise auf Deutsch.
    »Schnell. Beeilen Sie sich!«
    »Langsam!« sagte Lennox, aber das hätte er sich sparen können, weil der Colonel neben ihm stand. »Was sagt sie? Können wir Licht anmachen?«
    »Ja«, erwiderte die Frau. »Ich spreche ein wenig Englisch, nicht gut.« Damit schaltete sie die Flurbeleuchtung ein. Das blonde Mädchen war komplett bekleidet und hielt Handtasche und eine Reisetasche in der Hand. Witkowski trat vor. »Wir gehen jetzt, ja?«
    »Wir wollen nichts überhasten, Fräulein«, sagte der Colonel in deutscher Sprache. »Zuerst kommt der geschäftliche Teil.«
    »Aber das hat man mir doch versprochen!« rief sie. »Ein Visum, einen Paß - und Schutz in Amerika.«
    »Das sollen Sie alles kriegen, Miss, aber bevor wir Traupmann hier wegschleppen, wo sind die Bänder?«

    »Ich habe fünfzehn hier in meiner Tasche. Und Traupmann aus dem Appartement zu schaffen, ist unmöglich. Der Dienstboteneingang ist alarmgesichert und von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens abgeschlossen. Einen anderen Weg gibt es nicht, und alles wird von Fernsehkameras aufgezeichnet.«
    Nachdem der Colonel das alles Drew übersetzt hatte, antwortete dieser: »Vielleicht können wir Traupmann am Sicherheitspult vorbeischaffen. Was soll’s, seine Leibwächter sind weg.« Witkowski übersetzte wieder. Diesmal für die junge Frau.
    »Das ist verrückt und könnte unser aller Tod sein!« konterte sie erregt. »Sie verstehen nicht, wie dieses Haus geschützt ist. Die Inhaber sind die reichsten Leute von Nürnberg und wegen der vielen Entführungen, die es in letzter Zeit in Deutschland gegeben hat, muß ein Bewohner selbst den Empfang verständigen, daß er das Haus verlassen möchte.«
    »Also werde ich zum Hörer greifen und Traupmann sein, na und? Wo ist er übrigens?«
    »Er liegt im Schlafzimmer und schläft - er ist ein alter Mann und schnell erschöpft von dem vielen Wein und dem anderen. Aber Sie verstehen wirklich nicht. Die reichen Leute in ganz Europa sind nur noch mit Leibwächtern und in kugelsicheren Automobilen unterwegs. Sie mögen ja geschafft haben, hier hereinzukommen, und dazu gratuliere ich Ihnen auch, aber wenn Sie sich einbilden, daß Sie das Gebäude mit Traupmann verlassen können, dann sind Sie verrückt.«
    »Wir werden ihm ein Schlafmittel verpassen, so wie wir es mit dem Wachmann vor der Tür getan haben.«
    »Das ist genauso unsinnig. Seine Limousine muß aus der Garage gerufen werden, ehe er das Gebäude verläßt, und nur seine Leibwächter haben die Kombination für den Schlüsselsafe -«
    »Schlüsselsafe?«
    »Dort werden die Schlüssel verwahrt, damit keiner den Wagen stehlen oder daran herumhantieren kann - Sie verstehen das wirklich nicht.«
    Der Colonel wandte sich zu Drew und erklärte: »Jetzt haben wir die Scheiße!« sagte er. »Der Bericht des Deuxième war nicht vollständig. Was sagen Sie dazu, daß die gepanzerten Fahrzeuge
vor dem Eingang bereitstehen müssen und in der Garage Kombinationssafes für die Schlüssel stehen?«
    »Das ganze Land ist paranoid!«
    »Nein«, sagte Traupmanns blonde Gespielin. »Das habe ich jetzt verstanden. Nicht ganz Deutschland - nur Teile davon, wo die Reichen leben. Sie haben Angst.«
    »Vor den Nazis? Hat man vor denen Angst, Lady?«
    »Vor diesem Abschaum? Die unterstützt kein anständiger Mensch.«
    »Was zum Teufel glauben Sie wohl, daß Traupmann ist?«
    »Ein alter Lüstling, ein seniler alter Mann -«
    »Ein gottverdammter Nazi ist er!«
    Es war, als hätte jemand der jungen Frau ins Gesicht

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