Die Lennox-Falle - Roman
wo wir sind. Da hat man mich zu François durchgestellt.«
»Du liebe Güte, Mann, ich habe hier tausend Probleme am Hals! Außerdem habe ich François provisorisch zu meinem Assistenten ernannt; er wird morgen in den Direktionsflügel einziehen.«
»Wie praktisch.«
»Ich bitte um Entschuldigung, falls ich Sie beleidigt habe, aber ich finde wirklich, Sie sollten etwas Verständnis haben. Ich habe mich gezwungen gesehen, mich gegen die meisten Anrufe abschirmen zu lassen, aber ich kann mich einfach nicht um alles kümmern. Ich brauche jetzt Zeit zum Nachdenken!«
»Eine ausgezeichnete Idee, Jacques, aber ich habe so das Gefühl, daß Sie schon eine ganze Weile recht gründlich nachgedacht haben, ziemlich lange sogar. Jahrelang, um es genau zu sagen. Übrigens, François hat mir das bestätigt. Wahrscheinlich waren sogar Sie derjenige, der diesen Don Juan auf seine Frau angesetzt hat - einfach ein weiteres Menschenleben, auf das man im Zweifelsfall verzichten konnte.«
Das weiche verletzliche Gesicht Bergerons wirkte plötzlich wie gesprenkelter Granit, und seine sonst so freundlich blickenden Augen wurden eisig. »Was haben Sie getan?« fragte er leise, so leise, daß man seine Stimme kaum hören konnte.
»Ich will Sie nicht mit den vielen verschlungenen Wegen langweilen, die mich zu Ihnen geführt haben, ich sage nur, daß Sie das irgendwie brillant angestellt haben. Der bewundernde Lakai, der seinen Meister vergötterte, sich in sein Vertrauen und seine Zuneigung
einschlich und ihm bei der täglichen Arbeit half. Keiner außer Ihnen hätte wissen können, wo ich zu bestimmten Zeiten war, wo mein Bruder war, wo Karins und Moreaus arme Sekretärin waren. Und dann ist es fifty-fifty für Sie ausgegangen. Harry und Moreaus Sekretärin haben Sie getötet, aber bei Karin und mir haben Sie gepatzt.«
»Sie sind erledigt, Drew«, sagte Bergeron ruhig, beinahe freundlich, als würde er Lennox ein Kompliment machen. »Sie befinden sich auf meinem Gelände, und Sie sind ein toter Mann.«
»Ich würde mich an Ihrer Stelle vor vorschnellen Schlüssen hüten. Lieutenant Anthony - Sie kennen den Lieutenant - ist draußen bei Ihrer Empfangsdame. Ich bin überzeugt, daß er inzwischen bereits mit Botschafter Courtland telefoniert hat. Ich habe ihn angewiesen, eine Katastrophensitzung mit dem Präsidenten von Frankreich und seinem Kabinett zu erbitten. Ein Power-Breakfast nennt man so etwas in Amerika.«
»Und was hat ihn dazu veranlaßt?«
»Daß ich ihn nach meinem Gespräch mit François nicht aufgefordert habe, es bleiben zu lassen. Wir hatten uns auf acht Minuten geeinigt. Das schien mir ausreichend. Wissen Sie, als Sie Ihre Killer ins Hotel geschickt haben, haben Sie mir den letzten Beweis geliefert. Aber die dürften sich inzwischen in der Gewalt unserer Marines befinden. Niemand außer Ihnen und François wußte, wo wir sind.«
»Marines …?«
»Ich halte nichts vom Heldentod, Jacques, solange er sich vermeiden läßt.«
»Dafür gibt es nur Ihre Aussage, und die ist nichts gegen die meine! Der Präsident selbst hat mich ernannt!«
»Sie sind ein Sonnenkind, Sie Mistkerl!«
»Das ist unerhört, empörend! Wie wollen Sie das beweisen?«
»Nur mit Indizien, das räume ich ein, aber wenn man das Ganze im Zusammenhang sieht, wird es doch recht überzeugend. Sehen Sie, als ich anfing, Sie zu verdächtigen, bin ich nach der alten Regel ›Im Zweifel für den Angeklagten‹ vorgegangen. Letzte Nacht auf der Fahrt von Beauvais nach Paris habe ich einen unserer Computerfreaks angerufen, einen gewissen Joel, und habe ihn gebeten, Ihre Daten einmal unter die Lupe zu nehmen.
Sie sind vor einundfünfzig Jahren ganz legal von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert worden, einem Monsieur und einer Madame Bergeron in Lauterbourg, in der Nähe der deutschen Grenze. Sie waren ein ausgezeichneter Student und haben sich so ziemlich jedes Stipendium geholt, das zu bekommen war, und schließlich auf der Universität von Paris Ihr Examen gemacht. Sie hätten ein Dutzend Berufe ergreifen können, bei denen Sie ein reicher Mann geworden wären, ein sehr reicher Mann sogar, aber das haben Sie nicht getan. Sie haben sich für die Beamtenlaufbahn entschieden, die Nachrichtendienste. Nicht gerade der Weg zum großen Jackpot.«
»Weil ich mich dafür interessiert habe, sehr interessiert habe.«
»Da wette ich. Auf die Weise sind Sie mit den Jahren zur rechten Zeit an den rechten Ort gelangt. Sie konnten nichts dagegen unternehmen, weil
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