Die Lennox-Falle - Roman
geworfen und verloren.«
»Zum Deuxième? Warum?«
»Mr. Cons-Op hat gesagt, er wüßte jetzt wahrscheinlich, wer der Nazimaulwurf ist, der die ganze Zeit genau über uns alle Bescheid wußte.«
»Im Deuxième?«
»Das hat er gesagt.«
»Er hat da in Beauvais etwas erwähnt, aber als ich dann auf der Fahrt hierher nachbohrte, hat er es mit einem Achselzucken abgetan und gesagt, es sei bloß eine Vermutung. Und Sie wußten Bescheid?«
»Ich glaube, er wollte nicht, daß Sie da mit hineingezogen werden.«
Der Marine kam zurück. »Hier sind die Handtücher, Sir«, sagte er und war dann seinen Kollegen mit den beiden Neonazis behilflich, von denen einer tot oder bewußtlos war, während der andere sich heftig wehrte und erst beruhigt werden mußte. »Wir müssen hier schleunigst wieder verschwinden, Sir. Das verstehen Sie doch. Für das Eis habe ich jetzt keine Zeit mehr -«
»Dann verschwinden Sie!« befahl Dietz, worauf die Marines mit ihren beiden Gefangenen in den Korridor und dort zur Feuertreppe rannten. Das Telefon klingelte. »Ich lege Sie jetzt auf den Boden.« Er hatte inzwischen mit den Handtüchern einen provisorischen Verband angelegt und ließ sie vorsichtig auf den Teppich herunter. »Ich muß ans Telefon.«
Es war die Hotelrezeption. »Sie müssen hier ausziehen!« sagte der Concierge aufgebracht. »Wir sind zwar gerne bereit, das Deuxième zu unterstützen, aber es hat alles seine Grenzen! Wir können uns vor lauter Beschwerdeanrufen wegen der Schüsse und des Lärms nicht mehr retten!«
»Jetzt machen Sie mal halblang«, antwortete Dietz ungerührt. »Ist ja schon alles vorbei. Geben Sie mir fünf Minuten und rufen Sie dann die Polizei, aber die fünf Minuten muß ich haben.«
»Schön, aber nicht länger.«
»Kommen Sie«, sagte der Captain, legte den Hörer auf und wandte sich wieder Karin zu. »Ich trage Sie hinaus -«
»Ich kann schon gehen«, fiel sie ihm ins Wort.
»Das freut mich zu hören. Wir gehen die Treppe hinunter, es ist ja nur ein Stockwerk.«
»Und unsere Kleider, unser Gepäck? Sie wollen doch nicht, daß die hier zurückbleiben, wo die Polizei sie dann findet.«
»Scheiße! … Entschuldigen Sie, Ma’am, aber was Sie da sagen, hat einiges für sich.« Der Captain lief ans Telefon zurück und wählte die Nummer des Concierge. »Wenn Sie uns hier raushaben wollen, dann schicken Sie uns den schnellsten Pagen herauf, den Sie haben, damit er unsere Koffer packt und sie runterbringt. Und sagen Sie ihm, wenn er nicht zuviel stiehlt, kriegt er fünfhundert Franc!«
»Naturellement.«
»D’accord.«
»Los jetzt!« sagte Dietz, knallte den Hörer hin und eilte zu Karin zurück, blieb dann plötzlich stehen und griff nach einem Herrenregenmantel, der auf einem Stuhl lag. »Da, ziehen Sie das an, ich helfe Ihnen. Langsam aufstehen, legen Sie mir dabei den Arm über die Schulter … So ist’s gut, können Sie gehen?«
»Ja, natürlich. Es tut ja nur der Arm weh.«
»Das wird so bleiben, bis wir Sie zum Arzt gebracht haben. Der wird sich darum kümmern. Jetzt ganz vorsichtig.«
»Aber was ist mit Drew und Gerry? Was geht hier vor?«
»Das weiß ich nicht, Mrs. de Vries, aber eines will ich Ihnen sagen. Dieser Cons-Op-Freund von Ihnen, von dem ich offen gestanden am Anfang gar nicht viel gehalten habe, ist große Klasse. Er blickt durch den Nebel, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Nicht genau, Captain«, sagte Karin, während sie auf Dietz gestützt durch den Korridor zur Treppe ging. »Was meinen Sie mit Nebel?«
»Den Rauch, der die Wahrheit verdeckt. Er sieht hindurch, weil sein Instinkt ihm sagt, wo die Wahrheit zu finden ist.«
»Er ist sehr gründlich, nicht wahr?«
»Das ist mehr als gründlich, Mrs. de Vries. Das ist ein Talent. Ich würde jederzeit für ihn durchs Feuer gehen. Solche Führungsoffiziere mag ich.«
»Ich auch, Captain, obwohl ich eine andere Bezeichnung vorziehen würde.«
Die Bürotür des neu ernannten Direktors des Deuxième Bureau trug keine Aufschrift. Drew öffnete sie schnell, ohne zu klopfen, trat ein und schloß sie fest hinter sich. Jacques Bergeron stand an einem Fenster und sah hinaus; jetzt fuhr er herum und starrte Lennox erstaunt an.
»Drew!« rief er verblüfft. »Mir hat niemand gesagt, daß Sie hier sind!«
»Ich wollte auch nicht, daß Sie es erfahren.«
»Aber warum?«
»Weil Sie dann vielleicht irgendeinen Vorwand gefunden hätten, mich nicht zu empfangen, wie vor ein paar Stunden, als ich Ihnen sagen wollte,
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