Die Lennox-Falle - Roman
die inzwischen einen Verband an der Schulter trug, und Stanley Witkowski, der aus London zurück war. Dietz und Anthony ruhten sich im Hotel aus.
»Er ist verschwunden«, sagte Daniel Courtland, der auf einem Sessel neben dem Colonel saß, gegenüber von Drew und Karin, die auf der Couch Platz genommen hatten. »Sämtliche Polizeidienststellen und alle Nachrichtendienste in Frankreich suchen nach Jacques Bergeron, aber bis jetzt ohne Erfolg. Sein Foto liegt auf sämtlichen öffentlichen und privaten Flughäfen und Zollstationen in ganz Europa - nichts. Ohne Zweifel ist er inzwischen sicher in Deutschland bei seinen Leuten, wo immer die sein mögen.«
»Und genau das müssen wir herausfinden, Mr. Ambassador«, sagte Lennox. »Wasserblitz ist gescheitert, aber was kommt als nächstes? Und wird das dann auch wieder scheitern? Mag sein, daß die ihre langfristigen Pläne auf Eis gelegt haben, aber die Nazibewegung ist nicht am Ende. Irgendwo muß es Aufzeichnungen geben, und die müssen wir finden. Diese Mistkerle sind über die ganze Welt verteilt und haben ganz bestimmt nicht aufgegeben.«
Auf dem antiken Tisch, den der Botschafter als Schreibtisch benutzte, klingelte das Telefon. »Soll ich abnehmen, Sir?« fragte der Colonel.
»Nein, danke, ich mache das schon«, sagte Courtland und ging zu dem Tisch. »Ja? … Es ist für Sie, Lennox, jemand namens François.«
»Ich hätte nicht gedacht, daß ich von dem noch einmal hören würde«, sagte Drew und ging schnell zum Telefon. Er nahm den Hörer entgegen. »François …?«
»Monsieur Le Noce, wir müssen uns irgendwo treffen, unter vier Augen sprechen.«
»Es gibt keine besser gesicherte Leitung, als die, über die Sie jetzt sprechen, das können Sie mir glauben. Sie haben gerade mit dem amerikanischen Botschafter gesprochen, und sein Apparat wird alle paar Stunden überprüft.«
»Ich glaube Ihnen, weil Sie Ihr Wort gehalten haben. Ich werde verhört, aber man will nur das wissen, was ich weiß, nicht wer ich war.«
»Sie steckten in einer schrecklichen Zwickmühle, aber wenn Sie mit den Behörden kooperieren, wird man Sie nach Hause gehen lassen.«
»Ich bin Ihnen unendlich dankbar, ebenso wie meine Frau. Wir haben über alles gesprochen - ich habe ihr nichts verschwiegen - und sind beide zu dem Schluß gekommen, daß ich Ihnen das sagen muß, weil es Ihnen vielleicht weiterhilft.«
»Was denn?«
»Denken Sie an den Abend, an dem der alte Jodelle in dem Theater Selbstmord begangen hat, wo der Schauspieler Jean-Pierre Villier auftrat. Sie erinnern sich?«
»Das werde ich nie vergessen«, sagte Drew. »Was ist damit?«
»Am frühen Morgen dieses Tages hat Sous-directeur Bergeron mich in sein Büro im Deuxième bestellt. Als ich hinkam, war er nicht da. Ich wußte aber, daß er im Gebäude war, weil die Torwachen eine Bemerkung über sein unfreundliches Verhalten ihnen gegenüber gemacht hatten und daß er mich bestimmt deshalb aus dem Schlaf gerissen habe, damit ich ihm den Weg zum Klo zeige. Ich wagte nicht wieder wegzugehen. Also wartete ich, bis er erschien; als er kam, hatte er eine alte Akte aus den Archiven im Keller bei sich, so alt, daß sie offensichtlich nicht in die Computer eingegeben worden war. Der Aktendeckel war völlig vergilbt.«
»Und was war mit dieser Akte?«
»Jacques wies mich an, sie persönlich zu einem Schloß im Loiretal zu bringen. Er wies mich ausdrücklich an, aus dem Wagen alles herauszuholen, was er hergäbe. Ich habe ihn gefragt, ob das unbedingt jetzt sein müsse und ob es nicht Zeit
bis zum Morgen hätte? Da wurde er wütend und schrie mich an, wir - er und ich - hätten diesem Château und diesem Mann alles zu verdanken. Es sei unser Heiligtum und unsere Zuflucht.«
»Was ist das für ein Château? Und wie heißt der Mann?«
» Le Nid de l’Aigle heißt das Château. Der Mann ist General André Monluc.«
»Irgendwas mit Adler …«
»Das Adlernest, Monsieur. Monluc soll ein bedeutender General gewesen sein, der von de Gaulle persönlich dekoriert wurde.«
»Sie glauben also, Bergeron könnte dorthin geflohen sein?« sagte Drew.
»Ich erinnere mich ganz deutlich an die Worte Heiligtum und Zuflucht. Und Jacques weiß ganz genau über die Sicherheitsvorkehrungen an den Grenzen Bescheid, und auch wie schwierig es ist, das Land zu verlassen. Schließlich ist er Geheimdienstexperte. Er wird Hilfe benötigen, und ich kann mir gut vorstellen, daß er die in dem Château an der Loire finden wird. Ich hoffe nur, diese
Weitere Kostenlose Bücher