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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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haben.«
    »Tatsächlich? Das Meurice ist aber ganz schon teuer, kleiner Bruder.«
    »Die Rechnung bezahlt Bonn.«
    »Meine Güte, da bin ich aber gespannt. Ich ruf’ dich an, wenn ich hinüberkomme. Übrigens, ich wohne im Gloucester, unter dem Namen Moss, Wendell Moss.«
    »Du hast Stil … Freut mich, daß du wieder da bist, Bruderherz.«
    »Mich auch, Bruderherz.« Harry hatte die Augen geschlossen und spürte, wie der Schlaf kam, als an seiner Zimmertür leise geklopft wurde. Er schüttelte irritiert den Kopf, schlüpfte unter der Decke hervor, kletterte ein wenig benommen aus dem Bett und griff nach dem Hotelmorgenmantel, der über einem Stuhl lag. Dann ging er etwas unsicher zur Tür. »Wer ist da?« rief er.
    »Spottdrossel aus Langley«, tönte es leise von draußen. »Ich muß mit Ihnen sprechen, Sting.«
    »Oh?« Etwas verwirrt, aber durch den Gebrauch seines Codenamens beruhigt, öffnete Harry die Tür. Ein ziemlich kleiner Mann mit freundlichem, aber nichtssagendem Gesicht stand davor. Er war mit einem dunklen Straßenanzug bekleidet und trug eine Stahlbrille. »Spottdrossel?« fragte Lennox und bedeutete dem Abgesandten der CIA, er solle hereinkommen.
    »Unsere Codes haben sich geändert, bloß der Ihre nicht«, erwiderte der Fremde, trat ein und streckte Harry die Hand hin. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh wir sind, daß Sie aus dieser kalten Gegend zurückgekehrt sind.«
    »Was soll das, spielen wir hier John le Carré? Wenn ja, dann kann ich nur sagen, daß der es besser gemacht hat. Sting verstehe ich, aber Spottdrossel klingt ein wenig albern, finden Sie nicht? Und warum waren Sie nicht in der Botschaft? Ich bin jetzt wirklich müde, Mr. Spottdrossel. Ich brauche meinen Schlaf.«

    »Ich will Ihre Zeit nur ein paar Minuten beanspruchen«, sagte der Mann und holte eine Taschenuhr heraus. »Das hier ist ein Familienerbstück, und seit meine Sehkraft ein wenig nachläßt, komme ich damit besser zurecht. Zwei Minuten, Mr. Lennox, dann gehe ich wieder.«
    »Also schön, aber ehe wir weitermachen, sollten Sie mir vielleicht einen autorisierten Ausweis zeigen.«
    »Selbstverständlich.« Der Mann hielt Harry die Taschenuhr vor die Nase und sprach deutlich und exakt, während er den Einstellknopf der Uhr niederdrückte. »Hallo, Alexander Lassiter. Ich bin es, Ihr Freund, Dr. Gerhard Kröger. Wir müssen miteinander reden.«
    Harrys Augen wurden plötzlich glasig, und seine Pupillen weiteten sich. Einen Moment starrte er ins Leere. »Hallo, Gerhard«, sagte er, »wie geht’s denn meinem Lieblingsknochenflicker?«
    »Ausgezeichnet, Alex. Wie geht es Ihnen? Und haben Sie heute schon Ihren kleinen Spaziergang auf der Wiese gemacht?«
    »Hey, Doc, reden Sie doch keinen Unsinn, es ist doch Nacht. Wollen Sie vielleicht, daß mich die Hunde zerfleischen? Bißchen durcheinander, wie?«
    »Tut mir leid, Alexander. Ich habe fast den ganzen Tag operiert. Sie haben ganz recht. Ich bin genauso müde wie Sie … aber sagen Sie, Alex, als Sie mit diesen Leuten von der amerikanischen Botschaft zusammenkamen, was ist da passiert?«
    »Eigentlich gar nichts. Ich habe ihnen alles gegeben, was ich mitgebracht habe. Wir werden das im Lauf der nächsten Tage alles durchgehen.«
    »Das ist gut. Sonst noch irgend etwas?«
    »Mein Bruder hat aus Paris angerufen. Die sind hinter einem verdächtigen Wagen her. Mein kleiner Bruder ist ein netter Kerl, Sie würden ihn mögen, Gerhard.«
    »Ganz sicher würde ich das. Das ist doch der, der für Consular Operations tätig ist, nicht wahr?«
    »Das stimmt … Warum stellen Sie mir diese Fragen?«
    Wieder hielt der Fremde ihm die Taschenuhr hin und drückte den Einstellknopf zweimal, worauf Harry Lennox’ Blick wieder klar wurde. »Sie brauchen wirklich Schlaf, Harry«, sagte der Mann, der sich als Spottdrossel vorgestellt hatte. »Ich habe das
Gefühl, Sie hören mir gar nicht richtig zu. Ich will Ihnen was sagen, ich versuche es morgen noch einmal, einverstanden?«
    »Was …?«
    »Schlafen Sie sich jetzt aus, Sting. Sie haben es sich verdient.« Spottdrossel ging hinaus und schloß die Tür hinter sich, während Harry Lennox automatenhaft zu seinem Bett zurückging und sich hineinfallen ließ.
     
    »Wer ist Spottdrossel?« fragte Harry. Inzwischen war es Morgen geworden, und die drei hohen Geheimdienstbeamten saßen wie am Tag zuvor mit ihm um den Konferenztisch.
    »Ich habe Ihren Anruf vor zwei Stunden bekommen«, sagte der amerikanische Stationschef. »Ich habe den DCI

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