Die Lennox-Falle - Roman
oder nicht.«
»Also gut. Freddie und ich hatten eine Wohnung in Amsterdam, sie war natürlich auf seinen Namen eingetragen, ein Appartement, das mit seinem Wohlstand als junger Unternehmer im Diamantengeschäft im Einklang war. Wir trafen uns dort immer, wenn es die Zeit erlaubte. Aber ich war dann jedesmal, nun sagen wir, eine ganz andere Frau als die, die man in der NATO zu sehen bekam … auch anders als die, die Sie hier in der Botschaft sehen. Ich kleidete mich modisch, ja sogar ein wenig extravagant und trug eine blonde Perücke und viel Schmuck -«
»Sie haben also ein Doppelleben geführt«, unterbrach sie Lennox.
»Das war ja wohl auch notwendig.«
»Zugegeben. Und?«
»Wir hatten Gäste - nicht sehr häufig, in erster Linie Freddies wichtigste Kontaktleute - … Ich muß Ihnen zunächst etwas erklären, was Sie möglicherweise schon wissen. Wenn eine regierungsamtliche Abwehrorganisation von Externen getäuscht wird, dann sorgt eine solche Organisation natürlich dafür, daß die Eindringlinge beseitigt werden, geben Sie mir da recht?«
»Nun, ich habe davon gehört, weiter will ich jetzt nicht gehen.«
»Aber eines dulden sie nie: Sie lassen sich nicht in Verlegenheit bringen und werden nie zugeben, daß sich jemand bei ihnen eingeschlichen hat. Wenn so etwas einmal vorkommt, wird das nach Möglichkeit streng geheim gehalten, selbst innerhalb der eigenen Organisation.«
»Auch davon habe ich schon gehört.«
»Bei der Stasi ist es vorgekommen. Nachdem Frederik getötet worden und die Mauer gefallen war, hinterließen einige seiner wichtigen ostdeutschen Kontaktleute dauernd Nachrichten auf unserem Anrufbeantworter und baten darum, sich mit Freddie treffen zu dürfen. Ich habe an einigen dieser Zusammenkünfte in meiner Rolle als seine Frau teilgenommen. Zwei Männer, der erste davon war der vierthöchste Offizier der Stasi, der andere ein verurteilter Notzuchttäter, den seine Vorgesetzten freibekommen hatten, waren von der Bruderschaft rekrutiert worden. Sie kamen zu Frederik, um ihre Diamanten in Bargeld umzutauschen. Ich habe sie wie die anderen zum Essen eingeladen und sie mit Alkohol abgefüllt - Alkohol, den ich mit gewissen Pülverchen versetzt hatte, die ich auf Freddies Wunsch immer in einer Zuckerdose bereithielt -, und als die beiden versuchten, mich ins Bett zu bekommen, wobei jeder mir erklärte, wie wichtig er sei, verrieten sie mir in ihrem Rausch auch beide, warum sie so wichtig waren.«
»Mein Bruder Harry«, sagte Drew mit monotoner Stimme.
»Ja. Auf mein Drängen sprachen beide von einem amerikanischen Agenten namens Lassiter, über den die Bruderschaft Bescheid wüßte, und auf den sie vorbereitet war.«
»Woher wußten Sie, daß es Harry war?«
»Auf ganz eindeutige Weise. Meine anfänglichen Fragen waren unverfänglich, aber mit der Zeit wurden sie gezielter - Freddie hat immer behauptet, das sei die beste Methode, ganz besonders, wenn der Befragte unter dem Einfluß von Alkohol und den besonderen Zutaten stand. Zuletzt sagten beide Männer praktisch dasselbe: ›Sein richtiger Name ist Harry Lennox, Central Intelligence, Verdeckte Operationen, Projekt Time, Code Sting, alle Information auf Basis AA-Zero aus den Computern gelöscht. ‹«
»Du großer Gott! AA-Zero kommt praktisch aus dem Büro des Direktors … Das ist ja unerhört, Mrs. de Vries.«
»Da ich keine Ahnung hatte und habe, was AA-Zero bedeutet, nehme ich an, daß es stimmt. Ich habe das wörtlich so gehört. Und deshalb habe ich meine Versetzung nach Paris beantragt. … Habe ich meinen Job immer noch, Monsieur?«
»Der steht fest und unversehrt wie ein Felsen in der Brandung. Nur, daß sich jetzt eine Kleinigkeit ändert.«
»Nämlich?«
»Sie bleiben bei D und R, aber gehören jetzt zu Consular Operations.«
»Und warum?«
»Unter anderem werden Sie eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben und beeiden müssen, daß Sie unter keinen Umständen das, was Sie mir jetzt gerade gesagt haben, irgend jemandem weitergeben werden. Und dann wird auf der Erklärung noch stehen, daß es Ihnen dreißig Jahre in einem amerikanischen Gefängnis einträgt, wenn Sie es doch tun.«
»Und wenn ich mich weigere, ein derartiges Dokument zu unterzeichnen?«
»Dann sind Sie der Feind.«
»Gut! Das gefällt mir. Das ist wenigstens präzise.«
»Lassen Sie mich noch präziser werden«, sagte Lennox, und jetzt bohrten sich seine Augen in die von Karin de Vries. »Wenn Sie die Seite wechseln oder umgedreht werden,
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