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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Marchand mit leiser Stimme, »drei meiner Geschwister - zwei Piloten und eine Krankenschwester.«
    »Genau. Aus diesem Grund hat unsere Behörde sich auch dafür entschieden, die ganze häßliche Geschichte zu begraben.«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen, äußerst freundlich. Tut mir leid, daß ich Sie so angefahren habe.«
    »Lassen Sie sich darüber keine grauen Haare wachsen. Wie Sie schon sagten, was man Ihnen nie mitgeteilt hat, konnten Sie ja nicht wissen.«
    »Ja, ja natürlich … aber jetzt haben Sie mir praktisch vorgeworfen - und damit der ganzen Familie -, daß wir einer neonazistischen Bewegung in Deutschland angehören. Warum?«
    »Das ist eine ziemlich primitive Vorgehensweise, mit der die meisten von uns sich gar nicht wohlfühlen, aber sie ist wirksam. Ich habe Ihnen genaugenommen gar nichts vorgeworfen, Sir; wenn Sie sich erinnern, habe ich es etwa so formuliert, ›daß die Krone sehr verstimmt wäre, wenn sie erfahren müßte …‹ und so weiter. Die erste Reaktion darauf ist immer Wut und Empörung, aber es gibt echte und unechte Empörung. Wenn man schon eine Weile in diesem Geschäft tätig war, und das bin ich, fällt es nicht schwer, die beiden voneinander zu unterscheiden.«
    »Ich frage noch einmal: Warum?«

    »Die Namen zweier Ihrer Söhne stehen auf einer Liste, einer höchst vertraulichen Liste von Leuten, die insgeheim die Neonazis in Deutschland unterstützen.«
    »Du lieber Gott, wie denn?«
    »Marchands Limited ist ein Textilkonzern, ist das richtig?«
    »Ja, natürlich, jeder weiß das. Wir haben Fabriken in Schottland und sind der zweitgrößte Konzern dieser Branche in Großbritannien. Seit ich in den Ruhestand getreten bin, wird das Unternehmen von zweien meiner Söhne geführt; der dritte, möge der Herrgott seiner Seele gnädig sein, ist Musiker. Was haben die beiden getan, daß man ihnen so etwas vorwirft?«
    »Sie haben Geschäfte mit einer Firma namens Oberfeld getätigt, Tausende und Abertausende Ballen Stoff für identische Hemden, Blusen und Hosen in die Lagerhäuser dieser Firma in Mannheim geschickt.«
    »Ja, ich habe mir die Konten angesehen, das mache ich immer noch. Oberfeld zahlt seine Rechnungen pünktlich und ist ein hervorragender Kunde. Und was weiter?«
    »Oberfeld existiert gar nicht, das ist bloß eine Fassade für die Neonazibewegung. Der Name und das Lagerhaus in Mannheim sind seit sieben Tagen verschwunden, ebenso wie ihr Bruder vor fünfzig Jahren verschwunden ist.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Ich will es so vorsichtig wie möglich formulieren, Lord Marchand. Es ist möglich, daß die Söhne ihres Bruders zurückgekommen sind und ihre eigenen Söhne, ohne daß die es wußten, in eine Verschwörung hineingezogen haben, die neue Nazibewegung mit Uniformen zu beliefern.«
    »Uniformen?«
    »Das ist der nächste Schritt, Lord Marchand. Historisch betrachtet entspricht es dem Standard.«
     
    Knox Talbot spielte nicht gerne den lieben Gott, weil das zu viele zu lange seinem Volk gegenüber getan hatten. Er fühlte sich in dieser Rolle einfach nicht wohl und kam sich dabei auch ein wenig scheinheilig vor. Aber er hatte keine Wahl. Die Zentralcomputer der Agency waren geplündert worden, die Geheimnisse des Erdballs waren nicht mehr sicher, darunter die
verschwiegensten Operationen, die die CIA auf der ganzen Welt durchgeführt hatte. Und damit auch Harry Lennox’ qualvolle dreijährige Odyssee als Alexander Lassiter … Deckname Sting.
    Er hatte unter dem Vorwand der Jobrotation über drei Dutzend Personalakten angefordert, aber nur acht verlangten seine Aufmerksamkeit. Die für die AA-Zero-Computer verantwortlichen Männer und Frauen, denn nur sie besaßen die Codes, die den Zugang zu den Geheimnissen ermöglichten, die das Leben von Deep-Cover-Agenten und Informanten beenden oder die Operationen vereiteln konnten. Jemand hatte - nein, es mußte mehr als einer gewesen sein, mindestens zwei, weil zwei unterschiedliche Codes eingegeben werden mußten, um Zugang zu den Dateien zu bekommen. Aber welche zwei, und was hatten sie wirklich in Erfahrung gebracht? Harry Lennox war entkommen, um den schrecklichen Preis des Lebens seines Bruders, aber er lebte und hielt sich in Paris versteckt. Mehr noch, er lebte nicht nur, sondern er hatte eine Liste mit Namen mitgebracht, deren Aufdeckung bereits das ganze Land in Alarmzustand versetzt hatte oder zumindest die Medien, die sich redlich Mühe gaben, wann immer möglich das Land in Alarmzustand zu

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