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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Kriegsgefangener und brauche nicht -«
    Witkowski schlug dem Mann mit der linken Hand mit aller Kraft ins Gesicht. Sein Ring hinterließ auf der Wange des Mannes eine kleine Blutspur. »Ja, Krieg ist, du Drecksack, aber keiner hat ihn erklärt, und du hast überhaupt keine Rechte, bloß die, die ich mir für dich einfallen lasse. Und das verspreche ich dir, angenehm wird das nicht sein.« Der Colonel blickte zu Lennox auf. »Auf dem Schreibtisch dort drüben liegt ein altes Seitengewehr, das benutze ich als Brieföffner. Seien Sie ein guter Junge und bringen Sie es mir, ja?«

    Drew ging zum Schreibtisch und brachte Witkowski die Waffe, während der den Hals des verängstigten falschen Kuriers abtastete. »Hier bitte, Doktor.«
    »Komisch, daß Sie das sagen«, sagte der G-2-Veteran. »Ich habe erst letzte Nacht an meine Mutter gedacht; sie wollte immer, daß ich Arzt werde, Chirurg, um genau zu sein. Tausendmal hat sie zu mir gesagt: ›Du hast große, starke Hände, Staschu, du mußt Arzt werden und operieren; Ärzte verdienen viel Geld.‹ … Mal sehen, wie ich mich dafür eigne.« Der Colonel rammte dem Deutschen den Finger dicht über dem Brustbein in das weiche Fleisch. »Das fühlt sich wie die richtige Stelle an«, fuhr er fort und setzte die Spitze des Bajonetts auf.
    »Nein!« kreischte der Neonazi und wand sich, als ein paar Blutstropfen über seinen Hals rollten. »Was wollen Sie von mir? Ich weiß überhaupt nichts. Ich tue nur, was man mir befohlen hat!«
    »Und von wem bekommen Sie die Befehle?«
    »Das weiß ich nicht! Ich bekomme einen Telefonanruf - ein Mann, manchmal eine Frau -, die nennen meine Codezahl, und ich muß gehorchen.«
    »Das reicht nicht aus, du Schleimscheißer -«
    »Er sagt die Wahrheit, Stosh«, fiel Lennox ihm ins Wort und in den Arm. »Neulich hat mir dieser Fahrer dasselbe gesagt, praktisch wortwörtlich.«
    »Und wie lautete der Befehl heute nacht?« bohrte der Colonel und legte etwas mehr Druck auf sein Bajonett.
    »Ihn zu töten, ja, den Verräter zu töten, aber dann sollten wir die Leiche weit wegschaffen und sie verbrennen.«
    »Verbrennen?« fragte Drew.
    »Ja, und den Kopf abschneiden und ihn ebenfalls verbrennen, aber an einem anderen Ort, weit weg vom Rest der Leiche.«
    »Weit weg …?« Drew starrte den zitternden Neonazi aus geweiteten Augen an.
    »Ich schwör’s, mehr weiß ich nicht!«
    »Den Teufel weißt du!« schrie der Colonel. »Ich habe Hunderte verhört wie dich, du Drecksack, und ich weiß Bescheid. Jemanden zu töten ist keine große Sache, der Rest ist ein wenig schwieriger und wesentlich gefährlicher, eine Leiche herumzuschleppen,
ihr den Kopf abzuschneiden und alles zu verbrennen. Das ist selbst für euch Psychopathen ein wenig unheimlich. Was hast du uns nicht gesagt? Raus mit der Sprache, oder das ist dein letzter Atemzug!«
    »Bitte nicht! Er wird bald sterben, aber er darf nicht unter den Feinden sterben! Wir müssen ihn zuerst erreichen!«
    »Er wird sterben?«
    »Ja, das ist nicht aufzuhalten. Drei Tage, vier Tage, mehr hat er nicht mehr. Wir sollten ihn heute erledigen, ihn vor dem Morgengrauen töten, weit entfernt, wo man ihn nicht finden kann.«
    Lennox drehte sich um und ging halb benommen ans Fenster und versuchte das Rätsel zu begreifen, das der Mann ihnen präsentiert hatte. Das ergab einfach keinen Sinn.
    »Ich werde diesen Drecksack der französischen Abwehr schicken, mit seiner kompletten Aussage«, sagte Witkowski.
    »Wissen Sie, Stosh«, wandte Drew ein und drehte sich um und sah den Colonel an, »vielleicht sollten Sie ihn in eine Diplomatenmaschine nach Washington stecken und ihn nach Langley schicken und keinerlei Informationen an die Franzosen geben, nur den Leuten von der CIA.«
    »Warum? Das ist ein französisches Problem.«
    »Vielleicht ist es mehr als das, Stanley. Harrys Liste. Vielleicht sollten wir sehen, wer in der Agency diesen Mann zu beschützen versucht, oder umgekehrt, wer den Versuch macht, ihn zu töten.«
    »Jetzt komme ich nicht mehr mit, junger Mann.«
    »Ich komme selbst nicht mehr mit, Colonel. Ich bin jetzt Harry, und jemand erwartet von mir, daß ich sterbe.«

13
    U m drei Uhr morgens waren die schmalen, schwach beleuchteten Straßen hinter dem Casino von Monte Carlo abgesehen von einigen wenigen Nachzüglern verlassen; einige davon waren betrunken, ein paar andere hochgestimmt und die meisten müde. Claude Moreau ging eine schmale Gasse zu einer Steinmauer hinunter, von der aus man den Hafen

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