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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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rot-weiß-gestreiften Rugby-Shirt bekleideten Mann zu, der an dem Lieferwagen lehnte.
    »Ist der Malossol geliefert worden, Monsieur?« fragte er.
    »Der beste Kaviar, den es im Iran gibt«, erwiderte der muskulöse Mann im Rugby-Hemd, schnippte seine Zigarette weg und starrte Kröger erwartungsvoll an.
    »Ist er wirklich besser als der russische?« fuhr Gerhard fort.
    »Alles ist besser als russische Ware.«
    »Gut. Dann wissen Sie, wer ich bin.«
    »Nein. Ich weiß nicht, wer Sie sind, Monsieur. Und ich will es auch gar nicht wissen. Steigen Sie einfach hinten ein, dann bringe ich Sie zu einem, der weiß, wer Sie sind.«
    Die Fahrt zu ihrem Bestimmungsort inmitten von Kisten und Schachteln voll Fisch war für Gerhard nicht gerade angenehm, sowohl wegen des durchdringenden Fischgeruchs als auch wegen der harten Holzbank, auf der er sitzen mußte, während der Lieferwagen über von Schlaglöchern durchsetzte Straßen polterte,
bis sie schließlich nach beinahe einer halben Stunde zum Stillstand kamen und eine rauhe Stimme aus einem verborgenen Lautsprecher ertönte.
    »Aussteigen, Monsieur. Und bitte vergessen Sie nicht, Sie haben uns und wir haben Sie nie gesehen und Sie haben sich nie in unserem Fahrzeug befunden.« Die hinteren Türen des Lieferwagens öffneten sich mechanisch. Kröger griff nach seinem Gepäck, bückte sich, um sich nicht den Kopf am Dach anzustoßen, und arbeitete sich geduckt zum Ausgang, froh wieder frische Luft atmen zu können. Ein ziemlich junger Mann mit kurz geschorenem Haar, der einen dunklen Anzug trug, musterte ihn stumm, während der Lieferwagen mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke bog.
    »Was war denn das für ein Fahrzeug?« erregte sich Gerhard. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Wissen Sie, wer wir sind, Herr Kröger? Wenn ja, dann war das eine dumme Frage. Unsere Anwesenheit hier in Frankreich muß streng geheim bleiben.«
    »Darüber werden wir uns später unterhalten, wenn ich mich mit Ihrem Vorgesetzten treffe. Bringen Sie mich sofort zu ihm!«
    »Ich habe keinen Vorgesetzten, Herr Doktor. Ich habe Wert darauf gelegt, Sie persönlich zu empfangen.«
    »Aber Sie sind - Sie sind …«
    »So jung, Herr Dr. Kröger? … Nur junge Leute können das tun, was wir tun. Wir sind hervorragend durchtrainiert und verfügen über erstklassige Reflexe. Alte Männer wie Sie würden sich bereits in der ersten Ausbildungsstunde disqualifizieren.«
    »Gut, das haben Sie jetzt gesagt, und ich widerspreche Ihnen nicht. Aber Sie sollten innerhalb von zwei Stunden disqualifiziert werden, weil Sie Ihre Befehle nicht erfüllen!«
    »Unsere Einheit ist die beste. Darf ich Sie daran erinnern, daß meine Leute eine der Zielpersonen unter schwierigsten Begleitumständen getötet haben -«
    »Aber nicht den Richtigen, Sie Schwachkopf!«
    »Wir werden den anderen auch noch finden. Das ist lediglich eine Frage der Zeit.«
    »Zeit haben wir aber keine! Wir müssen uns besprechen. Gehen wir in Ihr Büro.«

    »Nein. Wir reden hier. Niemand betritt unsere Büros. Wir haben für Ihre Unterbringung gesorgt; das Hotel Lutetia, es war früher einmal Hauptquartier der Gestapo. Sie werden sich dort wohlfühlen, Herr Doktor.«
    »Wir müssen jetzt sofort reden.«
    »Dann reden Sie, Herr Kröger. Hier oder gar nicht.«
    »Sie sind aufsässig, junger Mann. Ich bin jetzt in Marktroda Kommandant bis ein Nachfolger für von Schnabe benannt ist. Sie werden Ihre Befehle von mir entgegennehmen.«
    »Da muß ich Ihnen leider widersprechen, Herr Dr. Kröger. Seit der Beseitigung des Generals haben wir Anweisung, unsere Befehle ausschließlich aus Bonn entgegenzunehmen, von unserem Vorgesetzten in Bonn.«
    »Dieser Harry Lennox muß aufgespürt und getötet werden. Unverzüglich!«
    »Das haben wir verstanden, Bonn hat daran keine Zweifel gelassen.«
    »Und trotzdem stehen Sie hier herum und erklären mir ganz beiläufig, es sei ›lediglich eine Frage der Zeit‹?«
    »Wenn ich schreien würde, würde das wohl auch nichts nützen. Zeit mißt man in Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Wochen und -«
    »Hören Sie auf! Das hier ist eine Krise und ich verlange, daß Sie dem Rechnung tragen.«
    »Das tun wir alle.«
    »Was haben Sie dann getan und was unternehmen Sie? Und wo, zum Teufel, sind Ihre zwei Männer? Haben Sie von ihnen etwas gehört?«
    Der junge Blitzkrieger stand immer noch wie erstarrt da, aber seine Augen flackerten unsicher. Aber als er antwortete, klang seine Stimme ganz ruhig, und er sprach langsam und

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