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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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leiser
Eulenruf herüber.
    Â»Der Angriff«, murmelte Renard, zu seinem Schwager gewandt. »Wir zählen langsam bis fünfzig, dann reiten wir los.«
    Adam
nickte und schloß sein Visier. Er war froh, daß er nicht zu den Männern
zählte, die zwischen die Fronten geraten würden und gleichsam von zwei
Mühlsteinen zermalmt werden sollten.
    Bei der Zahl
vierzig wurde der erste Schreckensschrei abgewürgt, eine Schwertklinge
schabte über einen Schild. Dann herrschte wieder Stille, hing wie ein
zitternder Regentropfen an einem Faden, um in plötzlichen Lärm
überzugehen.
    Renard rückte die Riemen seines Schilds
zurecht und löste den Flegel vom Sattelknauf, während seine Lippen
lautlos zählten. Diese Waffe war viel primitiver als ein Schwert,
eignete sich aber großartig für einen Angriff im Dunkeln, wo man nicht
genau sah, wohin man zielen mußte. Hinter sich spürte er die
Rastlosigkeit seiner Männer, die auf seinen Befehl warteten, und ihre
ungeduldigen Blicke im Rücken. In der Finsternis jenseits des Tores
übertönte ein Todesschrei den Schlachtenlärm. »Jetzt!« rief er und
drückte die Knie in Gorvenals Flanken.
    Er versetzte das
Pferd nicht in Galopp, denn das wäre bei Nacht auf dem steilen
steinigen Hang reiner Selbstmord gewesen. Aber er führte die Männer so
schnell nach unten, wie er es wagen durfte. Kein Wachtposten warnte die
Belagerer vor dem neuen Angriff, denn sie kämpften alle gegen den Feind
der zuerst eingetroffen war. Renard wurde erst bemerkt, als er den Rand
des Schlachtfelds erreichte.
    Ein Soldat stürmte mit
einer brennenden Fackel auf Gorvenal zu, und der Hengst scheute. Renard
schwenkte den Hengst im Halbkreis herum, und der Gegner wurde von der
mit Nägeln beschlagenen Eisenkugel am Ende des Flegels zu Fall
gebracht. Während Renard über ihn hinweg ritt, beugte er sich tief aus
dem Sattel herab und entriß ihm die Fackel, um das nächstbeste Zelt in
Brand zu stecken. Ein hustender Soldat rannte heraus, und Renard schlug
ihn nieder. Weitere Zelte gingen in Flammen auf und erhellten die
Nacht. Rotglühender Rauch wehte nach Wales.
    Das
Schlachtfeld glich einem Höllengemälde, von der Hand eines
phantasiebegabten Priesters geschaffen. Pechfässer fingen Feuer und
barsten mit tödlichem Resultat. Essensvorräte wurden zertrampelt, Wagen
umgeworfen, Pferdezügel durchschnitten. Die meisten Belagerer gerieten
in Panik und flüchteten. Wer nicht schnell genug rannte oder die
falsche Richtung wählte, mußte sterben. Hamo und Lucas zählten nicht zu
diesen Unglücklichen. Beide hatten hinreichende Erfahrungen in der
Kunst gesammelt, die eigene Haut zu retten, und trafen blitzschnell die
richtigen Entscheidungen.
    Keuchend zügelte Renard
seinen Hengst, der ein wenig hinkte, weil ihm ein geschmolzener
Pechklumpen ein paar Haare an der Kruppe weggebrannt hatte. Ein Ritter
kam auf einem hübschen lebhaften Fuchs vorbei, dessen Fell im
Widerschein des Feuers blutrot leuchtete. Das triumphierende Gesicht
rauchgeschwärzt, schlug William auf Renards gepanzerten Arm. » Cadno !« Er benutzte das walisische Wort, das sie vereinbart hatten, um im
Kampfgetümmel Freund und Feind zu unterscheiden. »Die laufen davon wie
Kaninchen vor einem Fuchs.« Seine Augen funkelten belustigt, denn cadno bedeutete auf walisisch ›Fuchs‹.
    Den
Hals vom beißenden Rauch aufgerauht, hustete Renard. »Wo bist du so
lange geblieben? Ich habe dich schon letzte Woche erwartet.«
    Lässig zuckte William die Achseln. »Ich hatte woanders zu tun. Übrigens, Graf Ranulf ist nicht in diesem Lager.«
    Â»Das habe ich bereits gemerkt.« Renards Augen verengten sich. »Und du weißt natürlich, wo er steckt.«
    Â»Dir kann man aber auch gar nichts verheimlichen.«
    Â»Also?«
    Â»Er
trifft sich jenseits der Grenze mit Owain. Einer meiner Männer hat
einen Bruder, der im Dienst des Fürsten steht. Deshalb erhalte ich
regelmäßig Berichte. Der letzte ist erst ein paar Stunden alt. Ranulf
hat den Waliser gebeten, ihm bei der Eroberung Caermoels zu
helfen â€¦Â« In plötzlichem Interesse beugte sich William über den
Kopf des Pferdes, zupfte an der leicht versengten Mähne und zog den
Augenblick genüßlich in die Länge.
    Â»Soll ich etwa die ganze Nacht warten?« rief Renard ungeduldig. »Was hat Fürst Owain

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