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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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unschuldigen Augen auf. »Ihr
meint, Ihr könnt das nicht allein?«
    Ranulf räusperte
sich und runzelte die Stirn. »Es dauert zu lange, das ist alles. Eure
Hilfe würde uns schneller zum Sieg verhelfen.«
    Â»Ich verstehe.« Owain streichelte seinen Schnurrbart und gab vor nachzudenken. »Und wenn ich Euch geholfen habe? Was dann?«
    Â»Wir teilen die Beute, und Ihr könntet in den Ravenstow-Ländereien nach Herzenslust plündern.«
    Das
beeindruckte den Fürsten nicht. »Bis Ihr neue Garnisonen gegründet
habt«, betonte er. »Mir gefiele es besser, wenn Caermoel Stein um Stein
niedergerissen würde.«
    Â»Unmöglich! Die Festung liegt strategisch viel zu günstig.«
    Â»Ihr
habt meine Antwort, Mylord.« Owain breitete die Arme aus und stand auf,
um zu bedeuten, daß er die Unterredung für beendet hielt.
    Â»Ravenstow
besitzt zahlreiche Schafherden«, versuchte Ranulf, den Waliser
umzustimmen, »außerdem das beste Gestüt für Streitrösser in England.
Und denkt doch einmal an die riesigen Weideflächen, die einmal zu Wales
gehört haben!«
    Zynisch hob Owain die Brauen. Auch ein
Großteil von Chesters Grafschaft war einmal in walisischem Besitz
gewesen. »Wenn Eure Soldaten eine Garnison in Caermoel errichten,
werden wir niemals dran vorbeikommen, um in all diesem Überfluß zu
schwelgen. Höchstens als Leichen â€¦ Es liegt keineswegs in Eurem
Interesse, uns die besten Ländereien plündern zu lassen, die Ihr
erobern wollt.«
    Â»Daran bin ich durchaus interessiert,
solange FitzGuyon von ihrem Ertrag profitiert. Wenn die Grafschaft mir
gehört, müssen wir natürlich neu verhandeln.«
    Â»Natürlich«,
erwiderte Owain in sanftem Sarkasmus und gab dem jungen Reitknecht, der
sein Pferd hielt, ein Zeichen. »Ich muß darüber nachdenken. Hier und
jetzt bin ich nicht dazu bereit, mich zu entscheiden.«
    Ranulf
schaute zu dem Burschen hinüber, dessen Kopfhaltung und kerzengerader
Rücken ihm irgendwie bekannt vorkamen. Der Reitknecht war
gertenschlank, und auf seinem Kopf saß eine verwegen schiefe Kappe, die
ihn vor der grellen Sonne schützte. Als er Owain die Zügel reichte,
warf er dem Grafen einen kurzen Blick aus tiefblauen Augen zu und nahm
ihm den Atem.
    Gütig lächelte der Fürst ins hochrote
Gesicht des Besuchers und schwang seinen Hengst herum. »Was immer Ihr
Normannen uns wegnehmt â€“ es kehrt stets in walisische Hände
zurück.«
    Der Junge stieg auf eine Schimmelstute und zeigte seine wohlgeformten nackten Waden.
    Â»Du verräterisches Biest!« schrie Ranulf wütend.
    Â»Gleich
und gleich gesellt sich gern«, erwiderte Olwen verächtlich und wendete
ihr Pferd, um Owain nachzureiten. Als Ranulf zu ihr springen und ihr
Zaumzeug packen wollte, versperrte ihm ein walisischer Speer den Weg.
Seine eigenen Soldaten griffen nach den Schwertern.
    Â»Zurück!« befahl Owain seinen Männern und lenkte seinen Hengst neben Olwens Stute. Zögernd wurden die Speere gesenkt.
    Ranulf starrte Olwen atemlos an. »Wo ist mein Sohn?«
    Â»Dein
Sohn?« Sie lächelte kühl. »Wieso glaubst du, daß du sein Vater bist?
Lieber hätte ich Kuhmist gegessen, als ein Kind von dir zu gebären.«
    Â»Genug, Olwen«, mahnte Owain, als Ranulf leichenblaß wurde und wie im Schüttelfrost zu zittern begann.
    Â»Er wollte es immer wissen, und jetzt weiß er's«, entgegnete sie und setzte die Stute in Bewegung.
    Â»Verdammt, wer ist der Vater?« rief Ranulf ihr mit gepreßter Stimme nach. »Sag es mir, du heimtückische Hure!«
    Wortlos
ritt sie weiter, und ehe Owain ihr folgte, erklärte er: »Jetzt ist
Jordan mein Sohn, nach dem Recht des Eroberers. Das müßtet Ihr
Normannen doch verstehen.«
    Olwen lag quer
über Owains Brust und spielte mit seinem drahtigen Kräuselhaar. Die
Lichtung, auf der sie sich vergnügten, wurde von warmem Halbschatten
erhellt. Ringsum herrschte tiefe Stille, bis auf die Geräusche der
Pferde, die am Gras knabberten.
    Owain grinste leicht gequält. »Du bist eine gefährliche Frau.«
    Ihre Zungenspitze glitt über seinen Hals. »Warum machen die Männer immer die Frauen für ihre eigenen Schwächen verantwortlich?«
    Â»Wir
werden doch nicht selber die Schuld auf uns nehmen«, entgegnete er
lachend und wickelte eine ihrer seidigen Haarsträhnen um Zeige-

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