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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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atmete erleichtert auf. »Um diesen Gefallen wollte ich dich ohnehin bitten.«
    Eleanor
wurde nicht gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Erbost
protestierte sie, und ihr berühmter Eigensinn kam wieder einmal zum
Vorschein. Den ganzen Abend stritt sie mit Renard. Wütend schrien sie
sich an, und schließlich warf sie ihm einen Becher an den Kopf. Dieser
Temperamentsausbruch verblüffte und faszinierte ihn gleichermaßen.
Statt neue Argumente vorzubringen, ging er mit ihr ins Bett.
    Wie
sich am nächsten Tag herausstellte, war der Kampf überflüssig gewesen.
Im Morgengrauen versammelten sich Soldaten am Fuß des Felsens von
Caermoel und bereiteten die Belagerung vor.
    Renard
und Adam bestiegen einen der neuen Türme und blickten auf die
Bewaffneten hinab, die ihnen winzig wie hölzernes Spielzeug erschienen.
Inmitten der Schar saß der unverwechselbare Graf von Chester auf einem
kräftigen grauen Hengst, außerhalb der Bogenschußweite und an der Seite
des Söldners, der Eleanor auf dem Weg zum Hochzeitsfest zu entführen
versucht hatte.
    Â»Wenn er einen direkten Angriff wagt,
wird er zu viele Männer verlieren«, meinte Renard. »Dieser Turm schützt
den verwundbarsten Zugang zur Festung. Wenn sie ihre Bäuche vor Pfeilen
bewahren wollen, müssen sie die Felswand heraufklettern, und wenn sie
oben sind, können wir sie so leicht wegpusten wie Wespen aus einem
Marmeladentopf.«
    Â»Und wenn sie nachts kommen?«
    Â»Die
Wachtposten müssen eben die Augen offenhalten. Und ein Ritter in voller
Rüstung kann unmöglich lautlos an diesem Felsen heraufsteigen. Letzte
Woche hab' ich's versucht. Man findet leicht einen Halt für Hände und
Füße, aber die Wand ist so steil, daß man völlig atemlos und erschöpft
oben anlangt. Eine Kinderhand würde genügen, um einen
runterzuwerfen â€“ noch dazu, wenn man von Waffen behindert wird,
was ich nicht war.«
    Â»Trotzdem hättest du in den Tod stürzen können.«
    Â»Oh, ich wußte, was ich tat.«
    Adam verdrehte die Augen. »Und Heulwen behauptet immer, ich sei leichtsinnig.«
    Â»Du
hättest hören sollen, was Eleanor zu mir sagte. Und wenn man sie
anschaut, glaubt man, sie könnte kein Wässerchen trüben â€¦Â« Wie
Renards Grinsen verriet, hatte ihn die Strafpredigt seiner Frau nicht
sonderlich beeindruckt.
    Adam mußte lachen, dann wurde er wieder ernst. »Tut mir leid, daß ich Eleanor und Hugh nicht rechtzeitig weggebracht habe.«
    Â»Das
hätte die Situation natürlich vereinfacht. Aber so oder so â€“
Ranulf wird es verdammt schwer haben, wenn er diese Festung einnehmen
will, viel schwerer als wir.«
    Â»Das klingt ja sehr zuversichtlich.«
    Â»So fühle ich mich auch.«
    Adam
hakte einen Daumen in seinen Schwertgurt. »Dieser neue Turm schützt den
Weg. Aber wenn sich der Feind mit einem Geflecht aus Zweigen und
grüngefärbten Tierhäuten tarnt und einen Gang in den Berg gräbt? Das
würde ich an seiner Stelle tun, so wie jeder Kommandant einer
Belagerungstruppe.«
    Â»Dann müßte er harten Felsen
zertrümmern.« Renard strich über seine vernarbte Wange. »Und
außerdem â€¦Â« Er wandte sich zu den Stufen, die nach unten führten.
»Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Am Fuß des
Turms führte eine große, mit Eisen beschlagene Falltür zu einer
fensterlosen Kammer hinab, die man als Lagerraum oder Gefängnis
benutzen konnte. Adam spähte ins Dunkel hinunter. Im Licht einer
Fackel, die in einem Wandhalter brannte, sah er eine Holzleiter über
dem festgestampften Erdboden und ein halbes Dutzend staubiger brauner
Fässer. Fragend schaute er seinen Schwager an.
    Â»Griechisches
Feuer«, erklärte Renard. »Als ich aus Antiochien zurückkehrte, war
Olwen nicht mein einziges temperamentvolles Gepäckstück. Das da ließ
ich mir von Fürst Raymond als Lohn geben, statt der übrigen
Silberstücke.«
    Adam stieß einen leisen Pfiff aus.
Nervös blickte er auf die Fackel, um sich zu vergewissern, daß sie
nicht zu nahe bei den Fässern brannte. Griechisches Feuer â€¦ Es
besaß eine überwältigende Wirkung, und seine Zusammensetzung wurde von
den byzantinischen Griechen, die es als einzige herzustellen
vermochten, streng geheimgehalten. Es war eine seltene, heißbegehrte
und gefürchtete Kriegswaffe.

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