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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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der Resistance war – ein typisches Mitglied der Widerstandsbewegung war sie jedenfalls nicht. Anstatt loszufahren, fragte sie zurück: »Wohin?«
    »Ich sag’s dir schon – aber jetzt fahr endlich, um Himmels willen!«
    Gilberte legte den ersten Gang ein und fuhr los.
    »Erste links, dann die nächste rechts«, sagte Flick.
    In den folgenden zwei Minuten, in denen sie zur Untätigkeit verdammt war, kam Flick erstmals das volle Ausmaß ihrer Niederlage zu Bewusstsein. Die Bollinger-Gruppe war weitgehend ausgelöscht. Albert und viele andere waren tot; Genevieve, Bertrand und wer sonst vielleicht noch am Leben geblieben war – sie alle würden vermutlich gefoltert werden.
    Und es war alles umsonst gewesen. Die Fernmeldezentrale war unversehrt geblieben, die deutschen Nachrichtenverbindungen funktionierten genauso gut wie vorher. Flick kam sich unnütz und überflüssig vor. Was war nur schiefgegangen? War es ein Fehler gewesen, eine bewachte militärische Einrichtung frontal anzugreifen? Nicht unbedingt – der Plan hätte funktionieren können, wenn der MI6 präzisere Informationen geliefert hätte. Trotzdem wäre die Chance, an die entscheidenden technischen Installationen heranzukommen, größer gewesen, wenn sich die Resistance mit irgendwelchen Tricks in das Gebäude eingeschlichen hätte.
    Gilberte hielt vor dem Gartentor. »Wende inzwischen«, sagte Flick und sprang hinaus.
    Michel lag bäuchlings auf Antoinettes Sofa und bot mit seinen heruntergezogenen Hosen einen würdelosen Anblick. Antoinette kniete neben ihm, in der Hand ein blutiges Handtuch. Sie trug jetzt eine
    Brille und betrachtete Michels Kehrseite. »Die Blutung hat nachgelassen«, sagte sie, »aber die Kugel steckt noch immer in der Wunde.«
    Auf dem Boden neben dem Sofa stand ihre Handtasche, deren Inhalt sie offenbar bei der Suche nach ihrer Brille auf ein Beistelltischchen gekippt hatte. Flick fiel eine Art Ausweis ins Auge. Er steckte in einer kleinen Hülle aus Pappe und war abgestempelt. Ein Foto von Antoinette war eingeklebt, der Text mit Schreibmaschine getippt. Es handelte sich um den Passierschein, der Antoinette das Betreten des Schlosses gestattete. Eine vage Idee schoss Flick durch den Kopf.
    »Draußen wartet ein Wagen«, sagte sie.
    Antoinette betrachtete noch immer die Wunde. »Eigentlich ist er nicht transportfähig.«
    »Wenn er hier bleibt, bringen die Boches ihn um.« Wie beiläufig nahm Flick den Passierschein in die Hand und fragte dabei Michel: »Wie geht es dir?«
    »Ich kann jetzt vielleicht gehen«, sagte er. »Der Schmerz ist nicht mehr ganz so schlimm.«
    Flick ließ den Passierschein in ihre Tasche gleiten, ohne dass Antoinette davon etwas mitbekam. »Helfen Sie mir, ihn aufzurichten«, forderte Flick sie auf.
    Die beiden Frauen stellten Michel auf die Füße. Antoinette zog ihm die blauen Leinenhosen hoch und schnallte den abgetragenen Ledergürtel zu.
    »Bleiben Sie im Haus«, sagte Flick zu Antoinette. »Ich möchte nicht, dass Sie mit uns zusammen gesehen werden.« Sie hatte noch nicht weiter über ihren Einfall nachgedacht, doch eines wusste sie jetzt schon: Wenn auch nur die Spur eines Verdachts auf Antoinette und ihre Reinigungskolonne fiel, war alles für die Katz.
    Michel legte ihr einen Arm um die Schulter, stützte sich schwer auf sie und humpelte mit ihrer Hilfe hinaus auf die Straße. Bis sie den Renault erreichten, hatte der Schmerz ihm alle Farbe aus dem
    Gesicht getrieben. Gilberte starrte ihnen voller Entsetzen durch die Windschutzscheibe entgegen. »Steig aus und mach die verdammte Tür auf, du Tranfunzel!«, fauchte Flick. Gilberte sprang aus dem Wagen und riss die Tür zum Fond auf. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, Michel auf den Rücksitz zu verfrachten.
    Dann ließen sie sich auf die Vordersitze fallen. »Und jetzt weg von hier«, sagte Flick.
    Dieter Franck war entsetzt und zutiefst bestürzt. Als die Schießerei allmählich abebbte und sein Herzschlag sich wieder normalisierte, begann er über das soeben Erlebte nachzudenken. Einen so gut geplanten und überlegt durchgeführten Anschlag hätte er der Resistance nicht zugetraut. Nach allem, was er in den vergangenen Monaten in Erfahrung gebracht hatte, hielt er sie für unfähig, mehr als nur ganz banale Überfälle zu verüben. Allerdings war dies der erste Anschlag, den er persönlich miterlebt hatte. An Waffen und Munition fehlte es diesen Widerstandskämpfern – ganz im Gegensatz zur deutschen Wehrmacht – gewiss nicht! Am

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