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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wieder nach unten, um sich ein Taxi zu suchen. Dabei pfiff er leise vor sich hin.

    Er wies den Fahrer an, ihn am Bahnhof Paddington abzusetzen, wo er seinen Koffer in einem Gepäckschließfach deponierte. Er rief Tania Nowikowa unter der Nummer an, die Makeev ihm gegeben hatte, auf die Chance hin, daß sie zu Hause war, doch es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter. Er machte sich nicht die Mühe, eine Nachricht zu hinterlassen, sondern verließ den Bahnhof, hielt ein Taxi an und bat den Fahrer, ihn nach Covent Garden zu bringen.
    Mit seiner getönten Brille, der gestreiften Krawatte und sei­ nem marineblauen Burberry-Trenchcoat wirkte er äußerst seriös.
    Der Fahrer sagte: »Schreckliches Wetter, Chef. Ich glaube, daß wir bald eine Menge Schnee bekommen.«
    »Das würde mich nicht überraschen.« Dillon sprach ein ak­ zentfreies Public-School-Englisch.
    »Wohnen Sie in London, Chef?«
    »Nein, ich halte mich nur geschäftlich für ein paar Tage hier auf. Ich war lange in Übersee«, sagte Dillon beiläufig. »In New York. London habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Es hat sich viel verändert. Ist nicht mehr so wie früher.«
    »Das glaube ich wohl. Ich hab’ neulich gelesen, daß man nicht einmal mehr zu Fuß durch die Downing Street gehen kann.«
    »Das stimmt, Chef. Mrs. Thatcher hat ein neues Sicherheits­ system einbauen lassen, nämlich Tore an beiden Straßenen­ den.«
    »Tatsächlich?« sagte Dillon. »Das würde ich mir gerne mal ansehen.«
    »Wir können dort vorbeifahren, wenn Sie wollen. Ich nehme die Route die Whitehall runter und komme dann von der anderen Seite nach Covent Garden.«
    »Das ist mir recht.«
    Dillon lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an und sah aus dem Fenster. Sie fuhren Whitehall hinunter, ließen den Trafalgar Square hinter sich, kamen an den Horse Guards vorbei mit den beiden Household Cavalrymen, die dort im Sattel ihren Dienst versahen. Sie trugen weite Mäntel gegen die Kälte und hatten ihre Säbel gezückt.
    »Das muß für die Pferde verdammt kalt sein«, sagte der Taxi­ fahrer und fügte dann hinzu: »Da wären wir, Chef, die Dow­ ning Street.« Er verlangsamte die Fahrt. »Ich kann nicht anhalten. Wenn man hier stoppt, kommen sofort Polizisten angerannt und wollen wissen, was man hier zu suchen hat.«
    Dillon schaute hinüber zur Straßeneinmündung. »Das sind also die berühmten Tore?«
    »Thatchers letzten Streich haben es einige Spaßvögel ge­ nannt, aber wenn Sie mich fragen, bisher hatte sie meistens recht. Die verdammte IRA hat in den vergangenen Jahren genug Dinger in London gedreht. Ich würde sie alle abknallen, ehrlich. Wenn ich Sie in der Long Acre absetze, reicht Ihnen das, Chef?«
    »Das ist prima«, erwiderte Dillon und lehnte sich zurück. Dabei dachte er an diese herrlichen Tore an den Enden der Downing Street.
    Das Taxi hielt am Bordstein, und Dillon reichte dem Fahrer eine Zehn-Pfund-Note. »Stimmt so«, sagte er, wandte sich um und ging mit forschen Schritten die Langley Street hinunter. Im ganzen Covent-Garden-Viertel herrschte wie üblich lebhafter Betrieb, und die Menschen waren alle entsprechend der extre­ men Kälte gekleidet, so daß man sich mitten in Moskau wäh­ nen konnte und nicht in London. Dillon ließ sich im Men­ schenstrom mittreiben und fand schließlich das, was er suchte, in einer Gasse unweit Neal’s Yard, nämlich einen kleinen Theaterladen, dessen Schaufenster vollgestopft war mit alten Masken und Schminkutensilien. Eine Glocke klingelte, als er eintrat. Der Mann, der durch den Vorhang im hinteren Teil des Ladens trat, war etwa siebzig Jahre alt, hatte schneeweißes Haar und ein rundes, wohlgenährtes Gesicht.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    »Ich brauche etwas zum Schminken. Was haben Sie denn an Schminkkästen?«
    »Wir haben einige sehr gute Sets«, sagte der alte Mann. Er holte einen Kasten herunter, stellte ihn auf die Theke und öffnete ihn. »Dieses Modell wird am National Theatre benutzt. Sind Sie Profi?«
    »Amateur, mehr nicht. Wir spielen ab und zu in Kirchen.« Dillon überprüfte den Inhalt des Kastens. »Ausgezeichnet. Ich nehme dazu noch einen weiteren Lippenstift, hellrot, etwas schwarze Haarfarbe und irgendein Lösungsmittel.«
    »Sie scheinen aber sehr gut Bescheid zu wissen. Übrigens, mein Name ist Clayton. Ich gebe Ihnen eine Karte, für den Fall, daß Sie noch etwas anderes brauchen.« Er holte die gewünsch­ ten Dinge und packte sie in den Schminkkoffer

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