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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kabine.
    Thomas Windrup kam ins Licht. Er klammerte sich an Masayos Arm und vermied es, irgendjemandem in die Augen zu schauen. Sein Gesicht war noch verschwollen von den Prügeln, die er bezogen hatte, als Paul und ein paar seiner Illegalen-Kumpels ihn zu fassen bekommen hatten. Aber Holle fand, dass er blasser, kranker aussah; ihm war etwas Schlimmeres als eine Tracht Prügel widerfahren.
    »Zeig es ihnen«, befahl Kelly.
    Voller Scham hob Thomas ein Bein. Der Stiefel baumelte herab, schwebte frei in der Luft, und das Hosenbein verdrehte sich; es war leer.
    Man hörte Laute des Erschreckens und leise Flüche. Zane Glemp lachte laut auf.
    »Scheiße«, rief Venus. »Ihr habt ihm den Fuß abgenommen!«
    »Im freien Fall wird das keinen Unterschied machen«, sagte Kelly. »Unter Schwerkraft wird er natürlich behindert sein, sowohl auf der Arche als auch auf der Erde II. Aber der Doc arbeitet schon an einer Krücke für ihn, sogar an einem künstlichen Fuß. Was die Arbeit betrifft, die er für dich erledigt, Venus, spielt das ja offensichtlich keine Rolle …«
    Venus wandte sich an Wetherbee. »Hast du das gemacht? Du bist Arzt. Hast du ihn verstümmelt?«
    Holle hatte Mike Wetherbee noch nie so unglücklich gesehen wie in diesem Augenblick. »War ja klar, dass du das sagen würdest. Jeder weiß, dass Thomas zu deinen Leuten gehört. Jedenfalls war’s ein direkter Befehl. Wär’s dir lieber gewesen, jemand anders hätte es getan? Hätte ich Paul Shaughnessy mit einer Kettensäge auf ihn loslassen sollen?«
    »Gib ihm nicht die Schuld.« Kelly sank nach unten, bis sie sich zwischen Venus und Wetherbee befand. »Die Entscheidung, die Verantwortung lag allein bei mir.«
    Venus holte tief Luft. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, Kelly. Du weißt, ich bewundere dich – was du für uns getan hast. Du hast uns einige harte Jahre lang zusammengehalten, besonders seit wir den Kontakt zur Erde verloren haben. Aber ich kann deine Haltung zu dieser grotesken Verstümmelung nicht akzeptieren. Du hast ein gesundes Mitglied der Crew zum Krüppel gemacht. Du hast den Doc ebenso kompromittiert wie Masayo, der durch dich zu einem brutalen Schläger geworden ist. Du hast deine Position als Sprecherin auf Konsensbasis inne, Kelly. Nun, ich kündige diesen Konsens hiermit auf.«
    Tödliche Stille trat ein.
    Holle war sich sehr wohl bewusst, dass es hinter den Kulissen stets hitzige Auseinandersetzungen gegeben hatte, wenn Kelly versuchte, zu Entscheidungen zu gelangen. Aber dies war das
erste Mal, dass ein auch nur annähernd so hochrangiges Crewmitglied wie Venus ihr öffentlich den Kampf ansagte.
    »Willst du den Job haben, Venus?«, blaffte Kelly zurück.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich sage nur, dass du zurücktreten musst. Wenn du weg bist, werden wir uns überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Du bist doch bloß sauer, weil ich mich in deinen Machtbereich eingemischt habe. Nun, auf die Kampfansage einer einzelnen Person brauche ich nicht zu reagieren …«
    »Venus hat Recht«, sagte Wilson. Er hatte auf einem Mikrogravitations-T-Hocker gesessen, die Beine um dessen Streben geschlungen. Nun richtete er sich auf, so dass er Kelly ins Gesicht sah.
    Kelly machte große Augen. »Wilson? Was tust du?«
    »Du hast hervorragende Arbeit geleistet, Kelly. Aber die Dinge laufen schon seit einer ganzen Weile aus dem Ruder. Wir haben die Putzpläne nicht eingehalten – sonst wären wir gar nicht erst in diesen Schlamassel geraten.« Er deutete auf Thomas. »Und das war auf jeden Fall ein Fehler. Das ist nicht der richtige Weg für uns. Jemand anders sollte dir diese Bürde abnehmen.«
    »Und wer? Du?« Aber er gab nicht nach. In Kellys Gesicht arbeitete es. Ihre Augen waren hart, aber rot gerändert, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Du Scheißkerl, Wilson. Du lässt mich im Stich. Habt ihr beiden das inszeniert? Habt ihr’s gemeinsam hinter meinem Rücken ausgekocht?«
    Wilson spreizte die Hände. »Wir sind bloß zwei Mitglieder der Crew, die ihre Meinung zum Ausdruck bringen.«
    »Schön. Wenn ihr es so wollt. Ich trete zurück.« Sie verschränkte die Arme und stieß sich nach hinten ab, so dass sie zwischen Masayo und Thomas hindurchschwebte.
    Ein langes Schweigen trat ein. Niemand rührte sich.

    Holle erkannte, dass Kelly nicht nur ihren Posten als Sprecherin aufgegeben, sondern auch die Leitung dieser Versammlung niedergelegt hatte. Holle selbst zog es instinktiv vor, im Hintergrund zu

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