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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handheld durch. Sie trug einen schmutzstarrenden Overall. Sie hatte sich die blonden Haare abrasiert, und die Linien um Mund und Augen waren von Rauch und Ruß eingefärbt, so dass sie weitaus älter aussah als ihre dreißig Jahre. Die fast sieben Jahre als Anführerin hatten sie härter gemacht, dachte Holle, entschlossener und klarer im Kopf. Sie hatte ihre Aufgabe durchaus kompetent erledigt. Doch all ihre harte Arbeit und selbst ihre unablässige Suche nach Einmütigkeit, die stundenlangen Gespräche, hatten nicht bewirkt, dass die Menschen sie mochten. Holle dachte manchmal, dass die Belastung sie zu sehr mitnahm.

    Kelly ließ den Blick über ihre schweigende Mannschaft schweifen. »Okay«, begann sie. »Ich schätze, jeder, der hier sein möchte, ist hier. Ich habe alle regulären Dienstpflichten bis auf die Wachen aufgehoben. Ihr könnt die Sitzung über das Überwachungssystem live verfolgen oder euch die Aufzeichnungen ansehen, die wir anfertigen werden, und schließlich werden wir auch Transkripte zur Erde schicken.
    Heute möchte ich einen Schlussstrich unter den Brand ziehen. Die Reparatur von Seba wird uns Jahre kosten – wir werden wahrscheinlich noch in drei Jahren daran arbeiten, wenn wir zur Erde II kommen. Aber wir haben schon eine Menge geschafft. Wir haben unsere Toten begraben.«
    Vier Mitglieder der Crew – ein Kandidat, ein Eindringling, ein Illegaler und ein auf dem Schiff geborenes Baby – waren vom Rauch erstickt worden. Vier nackte Leichen waren in den Raum hinausgeschwebt, um von den wilden Gezeitenkräften der Warp-Blasenwand in Fetzen gerissen zu werden – nackt, weil sie keine Ressourcen für Särge, Fahnen oder auch nur Kleider erübrigen konnten.
    »Wir haben ausführlich über die Mängel in unseren Standardverfahren gesprochen, die dazu geführt haben, dass der Ausbruch des Feuers derart ernste Folgen hatte«, fuhr Kelly fort. »Das gilt insbesondere für die Mängel in unseren Wartungsroutinen. Der schlimmste Faktor, der dabei eine Rolle gespielt hat, war eine Ansammlung von Staub und anderem brennbaren Zeug hinter den Ausrüstungs-Racks in ihren Gestellen an den Modulwänden. Eigentlich sollten alle Racks einmal pro Woche – in manchen Bereichen auch öfter – herausgezogen und ihre Anschlüsse gereinigt werden. Aber einige haben ausgesehen, als wären sie seit dem Jupiter nicht mehr bewegt worden.«

    Kellys gründliche Untersuchung hatte ergeben, dass Holle und ihr Wartungsteam für die internen Systeme keinerlei Schuld traf. Der Fehler hatte in der von Jahr zu Jahr schlimmer werdenden Nachlässigkeit der regulären Crew bei der Ausführung ihrer routinemäßigen täglichen Reinigung der kleinen Räume gelegen, die sie alle bewohnen mussten. Doc Wetherbee hatte sich schon seit längerem darüber beklagt, und nach einer Welle von Lebensmittelvergiftungen, verursacht von mangelnder Hygiene in Hawilas Kombüse, hatten ein paar Leute einen Tritt in den Hintern bekommen. Aber die Ausbreitung des Feuers war eine viel ernstere Folge gewesen.
    »Wir werden das ab sofort korrigieren. Aber jeder von uns, der seine routinemäßigen Reinigungsprozeduren abgekürzt hat, wird mit einem Teil der Verantwortung dafür leben müssen, was Peri, Anne, Nicholas und der kleinen Sasha zugestoßen ist.
    Allerdings hat nur einer von uns den Brand, der solchen Schaden angerichtet hat, tatsächlich gelegt. Nur einer von uns trägt die volle Last der Schuld. Thomas Windrup hat gestanden, sobald wir das Feuer unter Kontrolle hatten, und wie ihr wisst, haben wir uns die Aufzeichnungen der Überwachungskameras angesehen, um seine Schuld eigenständig festzustellen. Es besteht kein Zweifel, dass er der Brandstifter war, wie er ausgesagt hat. Er wollte Jack Shaughnessy umbringen. Beinahe hätte er uns alle umgebracht.«
    Holle nahm an, dass man es als Affekthandlung bezeichnen konnte. In der Crew, die in der Arche festsaß, während die Jahre langsam verstrichen, gingen Obsession, Lust und Misstrauen allmählich in Zersetzung über. Thomas hatte nie aufgehört zu glauben, dass Jack Shaughnessy immer noch scharf auf Elle war, dass er auf Zeit spielte und abwartete, bis sie alle auf der Erde II ankamen, wo er unter Berufung auf das neue Schiffsgesetz zum
Thema »mehrere Väter« Anspruch auf sie erheben würde. Auf der Arche konnte man seinen Feinden nicht entkommen, nicht einmal seinen Freunden. Zahllose zufällige Begegnungen mit Jack hatten Thomas am Ende verrückt gemacht – zumindest so verrückt,

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