Die letzte Chance - Final Jeopardy
Ihren Hintern aus dem Auto und kommen Sie mit. Es gibt ein paar Dinge, über die wir reden müssen.«
Mein Verstand bemühte sich, die Worte, die Goldman sprach, rascher zu verarbeiten, während mein Körper beim Anblick ihrer Pistole weiterhin wie erstarrt war. Warum bedrohte sie mich mit einer Waffe, warum gefährdete sie mein Leben, wenn sie nicht vorhatte, mich zu töten? Es war sinnlos, denn natürlich würde ich diese Entführung bei der Polizei anzeigen. Also würde sie mich erschießen, warum also sollte ich an einen Tatort mitgehen, den sie aussuchte? Meine Leiche oder mein Blut in ihrem Leihwagen würden sie zumindest mit meinem Tod in Verbindung bringen. Eine Welle der Übelkeit durchlief mich, als ich diese Möglichkeit in Betracht zog - an meinen Tod.
Noch vor wenigen Augenblicken hatte Goldman so vernünftig, klar und rational gewirkt, und nun war sie völlig verrückt. »Gehen Sie diesen Weg mit mir hinunter, Alex. Wir müssen für eine Weile ein bißchen von der Straße weg, damit wir uns unterhalten können.«
Sie hatte die Beifahrertür geöffnet, stieß mich mit dem kurzen Lauf ihrer Waffe an und deutete mit dem Kopf auf einen schmalen Fußweg, der zwischen einer Gruppe von Bäumen und Büschen
hügelabwärts führte. Ich stieg aus und ließ meinen Blazer, den ich auf dem Schoß zusammengelegt hatte, zu Boden fallen. Ich hatte nicht genügend Sachen bei mir, mit denen ich eine Spur legen konnte, aber sicher könnten die Cops das Kleidungsstück identifizieren, und jemand würde nach mir suchen, wenn man mich vermißte. Rasend schnell ließ ich in Gedanken jede Entführung Revue passieren, an der ich gearbeitet hatte, jede furchtbare Geschichte von verschwundenen Leuten, die ich in der Regenbogenpresse gelesen hatte.
»Heben Sie sie auf, Alex«, rügte die Goldman mich. »Ich werde sie tragen. Es ist kalt, heute nacht. Zwar ein bißchen groß für mich, aber es soll mir recht sein.« Sie wartete, bis ich ihr die Jacke gab, und zog sie an. Sie krempelte die Manschetten um, denn die Ärmel waren ihr viel zu lang.
Ich suchte das Gelände nach einem Jogger ab, nach einem Mitglied des Road Runner Clubs, einem Obdachlosen, der vielleicht ein Stemmeisen oder sonst etwas dabei hatte, mit dem ich mich verteidigen konnte, aber diesen kleinen Abschnitt des Parks hatten wir offenbar ganz für uns.
Sie zog an meinem Hemdärmel und drückte mir die Waffe ins Kreuz. Wir gingen den von Bäumen gesäumten Weg hinunter. Auf halber Höhe stolperte ich über einen losen Stein, stürzte rücklings und rutschte noch anderthalb Meter weiter. Bei meinem Versuch, den Sturz abzubremsen, schlug ich mit dem Rücken gegen Steine und Äste und schürfte mir die Hand auf. Unwillkürlich schrie ich auf, als ich hinfiel. Die Goldman holte mich ein und schlug mir zur Strafe mit der freien Hand ins Gesicht.
»Es war ein Unfall. Ich bin ausgerutscht. Ich werde keine Schwierigkeiten machen.«
»Und ich hab’ gedacht, Sie wären so anmutig«, spottete sie, »als Ballettänzerin. Ha! Los, stehen Sie auf.«
Ich raffte mich auf und wischte mir den Sand von den Schürfwunden, die ich mir nun an beiden Handflächen zugezogen hatte. Als ich zu stehen versuchte, stellte sich heraus, daß ich mir den Knöchel verstaucht hatte und den Fuß nicht belasten konnte.
»Gehen Sie weiter. Hinken Sie meinetwegen, aber bewegen Sie sich da hinüber.« Sie stieß mich mit dem Pistolenlauf an, damit
ich den asphaltierten Gehsteig überquerte, und zwang mich weiter hügelabwärts, neben eine überhängende Trauerweide, die im Mondschein schimmerte. »Los, unter den Baum hier. Setzen Sie sich. Kommt Ihnen dieser Ort nicht bekannt vor?«
Wie genau sie recherchiert hatte, wurde mir jetzt noch klarer. Wir waren keine zehn Meter vom Schauplatz von Harold McCoys letzter Vergewaltigung entfernt. Das Bild war auf der ersten Seite aller Zeitungen der Stadt abgebildet gewesen, als McCoy vor elf Monaten zum letztenmal vor seiner Verhaftung zugeschlagen hatte. McCoy hatte sein Opfer hierhergeschleppt, nachdem er die Frau, die spät nachts von Norden her, vom Loeb Boathouse, gekommen war, vom Rad gezerrt hatte.
Ich wußte nicht, was mir mehr weh tat, mein Kopf oder mein Knöchel. Ersterer legte mir dringend nahe, ihrem Befehl, mich zu setzen, nicht zu folgen, letzterer wollte nur zu gern von der Last meines Gewichts erlöst sein.
Ellen Goldman beugte sich vor und schien ihre Waffe in ein Beinhalfter zu stecken, das unter dem Hosenbein verborgen war. Für
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