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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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er jetzt aus dem Gefängnis raus ist?«
    »Erinnern Sie mich bloß nicht an den, Ellen. Ja, Harold McCoy ist draußen. Im neuen Jahr kriegt er wieder den Prozeß gemacht. Inzwischen hat sein Bruder Kaution für ihn hinterlegt, und nun ist er wieder draußen.«
    »Ich verstehe nicht, wie Sie das schaffen, Alex. Ich bekäme jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich durch den Park ginge. Ich würde überall nach ihm Ausschau halten.«
    »Meinen Sie, ich nicht? Ich tue es noch nicht mal bewußt«, erklärte ich ihr. »Bestimmte Orte beschwören einfach irgendwelche Zusammenhänge, Erinnerungen herauf - und das sind nicht immer gute. Ironie des Schicksals. Ich glaube nämlich, daß der Central Park einer der sichersten Orte in der Stadt ist. Denken Sie nur an seine Größe - über achthundert Acres. Es werden pro Monat mehr Verbrechen auf jeder Fläche von zwei oder drei Blocks um den Park begangen als im Park. Aber wenn hier drin wirklich mal was passiert, besonders weil er nachts so verlassen ist, dann wird gleich ein großes Geschrei um die öffentliche Sicherheit gemacht. Es ist furchtbar schwer für die Polizei, auf einem Gelände wie diesem auf Streife zu gehen.«
    Goldman fuhr nach Osten. Sie passierte die Wachstube am Dakota und fuhr dann geradewegs in den Park hinein. Sobald sie auf die Fahrbahn abbog, merkte ich, daß sie sich verfahren hatte. »Oje, ich habe die Transverse gemeint - die Straße, die den Park
von West nach Ost durchschneidet. Das ist ein Umweg«, erklärte ich ihr.
    »Ach, verflixt. Ich hab’ die Einmündung gesehen und gedacht, Sie hätten die gemeint. Das tut mir leid«, entschuldigte sie sich.
    Die paar zusätzlichen Minuten spielten nun auch keine Rolle mehr. Statt direkt hindurchzufahren, würden wir die umständlichere Route den West Drive hinunter nehmen und dann wieder nach oben zu den Ausgängen an der East Side fahren. »Nicht so schlimm, Ellen. Das ist die schönere Route.«
    Der Vollmond stand am Himmel - vielleicht hatte uns das geholfen, Montvale zu schnappen, dachte ich, falls die Cops recht hatten, was all die Verrückten betraf, die unter seinem Einfluß rauskamen -, und morgen hätte ich vermutlich im Büro wieder alle Hände voll zu tun. Nicht der ruhige Freitag, den ich vorhergesagt hatte. Der Park glänzte im Mondschein, die gelbe und rostrote Laubfärbung hatte das üppige Grün des Sommers zum großen Teil abgelöst. Wenn die Bäume kahl wurden, konnte man weiter als sonst in die Tiefe des Parks hineinsehen. Ich war jetzt ganz entspannt und nahm den Anblick in mich auf, als wir das Südende des West Drive umrundeten. Ich bemerkte, daß die Zahl der spätabendlichen Jogger und Hundebesitzer abnahm, als wir das den Eingängen am nächsten liegende Parkgelände verließen und den Center Drive hochfuhren, der fast genau in der Mitte des Parks verlief. Kaum zu glauben, daß sich in dieser ländlichen Umgebung, mit ihrem 92 Kilometer langen Wegenetz, einst stinkende Sümpfe und Schweineställe befunden hatten. Ich liebte die Pfade zum Joggen, die Rasenflächen, auf denen Konzerte stattfanden, die ich mit Freunden erlebt hatte, und den lustigen kleinen Zoo, in den ich mit meiner Nichte und meinem Neffen ging, wenn sie mich in der Stadt besuchten.
    Aber mehr als die meisten Menschen, die diesen angenehmen, üppigen Park liebten, kannte ich die Gefahren, die hinter seinen Büschen lauern konnten, das Entsetzen, das sich hinter seinen Bäumen und Steinmauern verbarg. Ich hatte gewaltigen Respekt vor der Großartigkeit, die er der Stadt verlieh, und genausoviel Respekt vor der Energie, mit der sie dieses Geschenk unter Kontrolle hielt.

    Inzwischen hatten wir das Karussell passiert, fuhren am Musikpavillon vorbei und näherten uns der Gabelung, die zum ersten East-Side-Ausgang an der Seventy-second Street führte. Ellen kannte ja meine Adresse, also kam mir gar nicht der Gedanke, sie daran zu erinnern, sich an diesem Punkt rechts zu halten. Als sie die Kurve verpaßte und nach links schwenkte, stöhnte ich in Gedanken auf, weil wir die lange Schleife nun noch einmal durchfahren mußten.
    »Mist, Ellen, Sie haben die Ausfahrt verpaßt.«
    »Ach, das tut mir leid, Alex. Ich bin nicht so vertraut mit dem Park, besonders nachts. Ich bin ja nie sehr lange in New York gewesen. Ich... ich schätze, ich hab’ die Orientierung verloren. Es wird nur ein paar Minuten dauern. Das passiert mir immer, wenn ich’s eilig hab’, alles richtig zu machen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Und ob. Ich

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