Die letzte Chance - Final Jeopardy
Und Jed habe aus Paris angerufen - wir würden uns morgen sehen.
Mike meldete sich bei seinem Revier und kam dann wieder zu mir.
»Okay, Coop, ich bin fertig. Wo gibt’s die besten fritierten Muscheln auf der Insel? Ich bin hungrig wie ein Wolf.«
»Das ist einfach - das Bite. Schnapp dir ein paar kalte Bierchen und laß uns fahren.«
Sieben Autominuten von meiner Haustür entfernt befand sich das beste Lokal der Welt für fritierte Muscheln. Es war ein kleiner Holzschuppen an der Straße in Menemsha - einen Steinwurf
vom Handelsfischerdock entfernt - mit nur zwei Picknicktischen davor. Aber Karen und Jackie Quinn tischten Tausende der ganz leicht fritierten Muscheln auf, vom späten Vormittag bis spätabends in der Saison, die nur vom Memorial-Day-Wochenende bis zum Columbus Day dauerte. Ich steckte gerade den Zündschlüssel ins Schloß, als Mike fragte: »Wen hat Luther denn auf dem Kieker?«
»Er ist ja so stur - viel hat er mir nicht verraten. Er hat Richard Burrell, den Ex-Ehemann, im Visier.«
»Ist er deiner Meinung nach der Richtige?«
»Eigentlich nicht, jedenfalls nicht, wenn er vom Koks runter ist. Aber es besteht kein Zweifel daran, daß sie letztes Wochenende bei ihm in Boston war, und vielleicht ist er ihr ja bis hierher gefolgt. Und Wally?«
»Wally sagt, sie versuchen einen alten Freund zu finden, der ein wilder Typ war. Einen Schauspieler oder Stuntman namens Johnny Garelli. Jemals von ihm gehört?«
»Mist, ich hätte an ihn denken sollen! Isabella hat ihn immer Johnny Gorilla genannt. Erinnerst du dich noch an einen dieser Tom-Clancy-Filme mit ihr, über Waffenschieber und Drogenhändler in irgendeinem mittelamerikanischen Land? Johnny war ein gutaussehender, gehirntoter Ex-Marinesoldat, der in dem Film eine kleine Nebenrolle spielte, und sie hatten während der Dreharbeiten eine Affäre. Stand in der gesamten Regenbogenpresse.«
»Das muß ich übersehen haben.«
»Das ging im Dschungel von Guatemala drei Wochen lang gut, aber als sie ihn nach Bel Air zurückbrachte, hatte er Mühe, seinen Beitrag zur Unterhaltung zu leisten. Na, jedenfalls fuhr sie auf einen Shopping-Trip nach New York - ohne den Gorilla -, und wir trafen uns am Sonntagvormittag bei Mortimer’s zum Brunch. Das Lokal war rappelvoll, alle Leute dort wußten, wer sie war, da tut sich die Tür auf, und dieser übergroße Irre platzt mit rollenden Augen herein - er war direkt vom Flugplatz zu ihrem Hotel gefahren, wo der Portier, der Isabella ins Taxi gesetzt hatte, ihn an dieses Restaurant verwies.«
»Was wollte er denn?« fragte Mike.
»Er fuhr sie einfach wütend an, weil sie ihn zurückgelassen hatte. Der übliche Stoff für ein B-Movie - sie glaube wohl, sie sei zu gut für ihn, sie glaube wohl, sie könnte ihn für dumm verkaufen, Bemerkungen über ihre sexuellen Vorlieben. Ich hätte im Boden versinken können, und dabei sprach er nicht mal über mich - aber sie hatte das Ganze großartig im Griff. Sie stellte ihre Bloody Mary ab, erhob sich zu ihrer vollen Größe, sagte zu mir, sie sei gleich wieder da, und führte ihn hinaus auf den Gehweg. Die Leute in der vorderen Hälfte des Restaurants - also die wirklich wichtigen - sahen zu, wie sie ein Taxi herbeiwinkte, ihn hineinbugsierte und dann die Taxitür offen ließ, während sie wieder zurückkam und mir eine Entschuldigung zuflüsterte. Als sie zum Ausgang ging, drehte sie sich um, lächelte die Frauen in Hörweite an und erklärte: >Laßt euch das eine Lehre sein, Mädels - fickt immer nur mit euresgleichen.< Ich saß einfach sprachlos da, bis meine Freundinnen Joan und Louise, die am Nachbartisch saßen, ihr Gelächter unterbrachen und mich aufforderten, meinen Salat bei ihnen fertig zu essen.«
»Und der Gorilla?« wollte Mike wissen.
»Er hielt sich noch eine Zeitlang, durfte, soviel ich weiß, noch gelegentlich eine Nacht mit ihr verbringen. Ich glaube nicht, daß sie damit gerade bei mir geprahlt hätte, nach der Szene, die ich miterlebt hatte. Sie hat eine Menge solcher Fehler in ihrem Privatleben gemacht. Während sie nach Johnny suchen, werden sie noch zehn von seinem Typ finden. Isabella sehnte sich verzweifelt nach Ehrbarkeit - einem Mann, der solide war, nicht aus dem Showbusineß, nicht drogenabhängig -, es gab bloß nicht sehr viele von diesem Typ in ihrem Dunstkreis. Dennoch hat sie nie aufgehört, nach so einem Mann zu suchen.«
Ich steuerte den Wagen auf den Seitenstreifen vor dem Bite. Karen sah mich zuerst und kreischte förmlich
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