Die letzte Chance - Final Jeopardy
Mahlzeit erwischt...«
Ich mußte an dem köstlichen Bissen würgen, als Mike seinen Satz beendete. »Fritierte Muscheln - unverdaut, noch in ihrem
Magen -, große, saftige Muscheln, mit ein bißchen Ausbackteig darauf. Ich wußte, ich konnte mich darauf verlassen, daß du mir sagen würdest, wo es die besten auf der Insel gibt.«
Grinsend hob er seine Getränkebüchse, um mit meiner anzustoßen. »Auf dein Wohl, Coop. Ich hoffe, du hast keinen Hunger mehr - dieses fritierte Zeug ist tödlich für deine Diät.«
10
I ch hatte Wally versprochen, Isabellas Sachen einzupacken und nach Los Angeles zu schicken, um seinen Beamten die Mühe zu ersparen, noch einmal zu meinem Haus zu fahren. Mike und ich fuhren also nach dem Lunch zurück. Er schaltete den CD-Player an, legte eine meiner Smokey-Robinson-Scheiben auf und setzte sich auf den Schaukelstuhl neben dem Bett, während ich die Kleidungsstücke zusammenfaltete, die achtlos herumlagen.
»Diese halb abgebrannten Kerzen werde ich wegwerfen«, sagte ich und trat hinter Mike, um die Kerze vom Nachttisch zu holen.
Er nahm das Drehbuch und blätterte darin. »Warum behältst du nicht einen von diesen Seidenpyjamas für dich, Mädchen? Niemand würde dir das verübeln.«
»Tolle Idee, wirklich. Isabella hat mir im Frühjahr genau so einen Anzug zum Geburtstag geschickt. Ich habe ihn verpackt in den Schrank gelegt - er scheint einfach nicht für jemanden wie mich zu sein.« Ich strich über die seidene, champagnerfarbene Wäsche und zwängte sie in die bereits vollgestopfte Reisetasche. Wenn Isabellas Beschreibung ihrer pummeligen Kusine stimmte, dann würden diese luxuriösen Kleidungsstücke von La Lascar wohl in irgendeinem Wohltätigkeitsladen in Sherman Oaks landen. Als die Taschen und der Koffer endlich verschlossen waren, rief ich meinen Hausverwalter an und bat ihn, sich doch um eine Putzfrau zu kümmern, die den von den Ermittlungsbeamten hinterlassenen Schmutz beseitigen solle.
»So, das wär’s, Mike. Schließen wir ab und fahren los.«
»Das wäre ein ziemlich guter Film geworden«, sagte er, das Drehbuch in Händen, das er offensichtlich als Andenken an die Verstorbene mitnehmen wollte. »Diese Lucrezia Borgia war schon ein interessantes Weibsbild. Politik, Krieg, Intrigen, Religion, Sex, Gift - manches ändert sich nie. Unsere Izzy war ganz scharf darauf - sie hat ihren ersten Bravourauftritt mit lauter
Sternchen und Ausrufezeichen mit roter Tinte versehen. Sie hat auf den Rand sogar ihre eigenen Verse geschrieben - oder vielleicht hat das einer ihrer Freunde getan. Kennst du einen Dr. C.? Erst kommen ein paar Verse, dann steht da >Dr. C.<.«
Ich stellte den CD-Player ab, schaltete die Lichter aus und aktivierte die Alarmanlage.
In einer hochdramatischen Tuntenparodie rauschte Mike zur Tür hinaus und las mir Isabellas Gedicht vor:
Welch winkendes Gespenst im Mondenschein
Ruft mich zu sich... sag,
Ist es, im Himmel, ein Vergeh’n, zu sehr zu lieben?
»Mann, Mike, dir haben sie das wohl weder in Fordham noch auf der Polizeischule beigebracht, aber jede anständige Studentin, die englische Literatur im Hauptfach studiert, könnte dir sagen, daß diese Verse nicht von Isabella sind. Es ist ein ganz berühmtes Gedicht von Alexander Pope.« Ein Schauer überlief mich, als ich daran dachte, wie passend der traurige Titel des Gedichts doch war: >Elegie zum Andenken an eine unglückliche Dame<.
»Na, sie hat es wohl sehr gemocht, wenn sie es in das Drehbuch geschrieben hat. Vielleicht ist Dr. C. der Psychiater, über den sie sich bei dir beklagt hat - vielleicht ist das C eine seiner Initialen.«
»Mir scheint eher, daß dieser Dr. C. vom Psychic Friends Network ist. Zu sehr zu lieben, - ein >Vergeh’n War irgendein Kerl - einer ihrer Ex-Liebhaber - eifersüchtig genug, sie zu töten, weil sie mit einem anderen Mann zusammen war? Oder hat sie jemanden zu sehr geliebt? Ist das die Empfehlung eines Psychiaters, oder hatte da nur jemand eine Vorliebe für klassische englische Dichtung? Hätte die arme Isabella das ganze Gedicht gekannt, dann hätte sie es vielleicht nicht mehr ganz so gemocht.«
»Wieso?«
»Weil es darin um den vorzeitigen Tod einer schönen jungen Frau geht, die einst reich und berühmt war, von der aber nichts bleibt als >ein Häuflein Staub<. Sieh lieber das ganze Drehbuch durch, ob nicht noch andere Bemerkungen darin stehen.«
»Wir sollten uns dringend mit Dr. C. befassen. Weißt du, bei all den Sachen, die du so drauf hast -
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