Die letzte Chance - Final Jeopardy
alle das gleiche von mir wissen: ob dieses Verhalten eine Verletzung der zu ihrem Schutz ergangenen Anordnungen darstelle? Ob er denn nicht erneut festgenommen werden könne?
Nein, erwiderte ich dann, nur selten sei dies ein rechtlicher Grund für eine erneute Verhaftung, ganz gleich, wie mitfühlend der Ankläger oder Cop auch sein mochte. Für dieses heimliche Auflauern, Beobachten und Verfolgen gab es keine Sanktionen vor Gericht, und doch führte der nächste Schritt des Verfolgers oft zu einer tödlichen Eskalation. Man konnte den Belästiger zwar eine gewisse Zahl von Metern von der Haustür des Opfers fernhalten, ihm untersagen, ihren Arbeitsplatz zu betreten, und von ihm verlangen, mit den Anrufen und Briefen aufzuhören, aber sobald sie ein offenes Zielobjekt war und sich in einem öffentlichen Raum, auf der Straße oder in der U-Bahn, bewegte, war das Blatt Papier, das ihr ein Richter als Gerichtsbeschluß ausgehändigt hatte, genauso wenig wert wie das Geld aus der Zeit des Bürgerkriegs. Die Strafrechtspflege kam mit Mord viel besser zurecht als mit Belästigung, obwohl die Grenze zwischen beidem oft trügerisch schmal war.
»Sagen Sie mir, was Sie über die letzten Drohungen gegenüber Miss Lascar wissen.«
»Na ja, das ist es ja gerade, Luther«, sagte ich verlegen. »Ich fürchte, ich habe sie kaum danach gefragt - ich dachte, das wäre nichts weiter als eine Ausrede, weil sie mein Haus benutzen und hier ein wenig für sich sein wollte.«
Er runzelte die Stirn, und ich wußte, daß er mein Verhalten unprofessionell fand. Er hatte ja recht.
»Sie erzählte mir, sie hätte einige Telefonnotizen im Hotel erhalten, und einige Anrufe wären sogar bis zu ihr durchgekommen, der Anrufer hätte dann aber wortlos aufgelegt. Sie hat keine dieser Notizen aufgehoben. Isabella erregte überall Aufmerksamkeit, Luther, und sie war es gewöhnt, damit fertig zu werden. Sie berichtete mir, sie hätte sich über einen Seelenklempner geärgert - das waren ihre Worte - sowie über einige Briefe, die sie bekommen hätte. Ich weiß nicht, ob es ihr Psychiater war oder bloß jemand, den sie kennenlernte und der zufällig ein Seelenklempner war.«
»Nun, wir haben diese Information gestern bekommen. Ihre Agentin wird uns über all ihre Ärzte Auskunft geben. Sie hat in den letzten paar Jahren sechs oder sieben Therapeuten gehabt. Und wir haben veranlaßt, daß die Agentin und die Kusine die Polizei von Los Angeles am Sonntag durch ihr Haus führen - die Beerdigung ist morgen...«
»Ja, ich weiß.«
»Sie werden nach dieser Korrespondenz suchen - außerdem nach Notizen, Liebesbriefen, Geschäftsunterlagen. Vielleicht werden wir Ihnen Kopien von allen Papieren faxen, die mit Dingen zusammenhängen könnten, über die sie mit Ihnen gesprochen hat - Sie können uns dann sagen, ob sie etwas mit den Problemen zu tun haben, die sie Ihnen gegenüber erwähnt hat.«
»Natürlich, das werde ich gern tun.«
»Haben Sie jemals Richard Burrell, ihren Ex-Ehemann, kennengelernt?«
»Nein, ich bin ihm nie begegnet. Sie hatte mir eine Menge über ihn erzählt, Nina Baum - unsere gemeinsame Freundin - kannte ihn recht gut.« Ich wartete ab, um zu sehen, worauf Luther hinauswollte, bevor ich ihm die Informationen weitergab, über die Isabella und Nina so freimütig geplaudert hatten.
»Soweit ich weiß, sind sie seit einiger Zeit geschieden.«
»Ja.«
»Nun, wir nehmen ihn gerade genau unter die Lupe, Alex. Sie ist nach Boston gefahren, weil sie sich letzten Sonntag mit ihm treffen wollte.«
»Was?« Diese Information überraschte mich wirklich. Richard Burrell hatte ein paar von Isabellas ersten Filmprojekten produziert, und sie war, als sie noch unbekannt war, an einem Wochenende mit ihm durchgebrannt. Früher einmal war er groß im Geschäft gewesen, aber als sie sich gerade zu profilieren begann, hatte er ein großes Kokainproblem, das ihn den größten Teil seines Geldes und seine kurzlebige Ehe kostete. Sie ließ ihn sofort fallen, weil sie sich an die Warnung hielt, sie wäre in Hollywood unten durch, falls jemand vermute, sie wäre dem weißen Pulver ebenso verfallen wie Burrell.
»Sie sollten es für sich behalten, Alex, aber es ist eine Tatsache. Am letzten Wochenende waren sie beide im Ritz-Carlton. Getrennte Zimmer, zu unterschiedlichen Zeiten angekommen und wieder abgereist - aber es war ein geplantes Treffen. Ihre Agentin glaubt, er hätte versucht, sich mit ihr auszusöhnen - wollte sich mit ihr treffen, um ihr zu
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