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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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jedesmal darüber lachen.
    »Das ist aber nicht so gut wie die Sache, als du ins Morddezernat versetzt wurdest und wir den Mordprozeß für Cooper fast vermasselt haben.« Mike meinte einen Fall, an den er Mercer und mich gern erinnerte.
    Vor ein paar Jahren war ich in einer Ermittlung tätig gewesen, bei der es um ein Mordopfer ging, dem sexuelle Gewalt angetan und dessen Leiche nahe den Piers an der Lower East Side in einer Kiste gefunden worden war. Die Tote war wochenlang nicht identifiziert worden, und die mit dem Fall betrauten Beamten machten es wie immer und gaben dem Opfer eine eigene Identität. Schließlich wurde ein Lastwagenfahrer verhaftet und des Verbrechens beschuldigt. Ich hatte den Spitznamen der jungen Frau nie erfahren - die Cops hatten sich gehütet, ihn in meiner Gegenwart auszusprechen -, er tauchte auch nirgendwo in den Polizeiberichten auf. Daher war ich genauso überrascht wie die Geschworenen, als der Verteidiger ihn beim Kreuzverhör aus Mercer herausbekam. Mike spielte uns alle Rollen vor. »Kannten Sie den Namen der Toten, als Sie am 10. April mit Ihren Ermittlungen begannen, Detective Wallace?« - »Nein, Sir.« - »Und wie nannte die Amtsärztin die Tote in ihrem Bericht vom 11. April, Detective Wallace?« - »Jane Doe, Nummer 27, 1991.« - »Und wie nannten Sie sie in Ihrem Bericht Nr. 5 vom 12. April, Detective Wallace?« - »Fall Nummer zweihundertvierunddreißig von 1991, Herr Verteidiger.« Schließlich gelangte Mike an den Punkt, an dem Detective Wallace zugeben mußte, daß sein Team am Ende der ersten Woche, als eine verstorbene, unbekannte Nutte die Boulevardpresse nicht mehr interessierte und auch für die
Abendnachrichten kein Thema mehr war, ihr den ziemlich herzlosen Spitznamen »Die Füchsin in der Büchs« gegeben hatte.
    Es war ein mühsames Unterfangen, das Vertrauen der Jury in den fähigen jungen Polizeibeamten wiederherzustellen, bis der Richter - vor den versammelten Geschworenen - drohte, die Angelegenheit vor den Polizeichef zu bringen. Aber irgendwie nahm die Gerechtigkeit dann doch ihren Lauf.
    Das führte zu einer Debatte über das Wesen des schwarzen Humors, der für Leute aus den Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt offenbar so typisch war.
    Und damit war Chapman bei seinem nächsten Versuch angelangt, meine zerstreute Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. »Weißt du, Alex, ich habe eine Idee, wie du viel Geld verdienen kannst, wenn du dich privat niederläßt. Sie kam mir letzten Donnerstag, als ich in deinem Büro die ganzen Akten durchsehen mußte.«
    »Ich hoffe, es ist nichts, was ich heute noch tun muß, Mike. Also gut - worum geht’s dabei?«
    »Einen Partner-Vermittlungsservice. Schau dir zunächst mal die Frauen an. Du hast eine 23 jährige Empfangsdame, Waage. Sie mag Marihuana, Jazz-Clubs und reißt am Wochenende gern Kerle im Washington Square Park auf. Sie mag regelmäßigen Beischlaf und Oralsex, sie mag bloß nicht-«
    »Du bist ein Schwein, Chapman. Du bist ein gefühlloses, widerliches Schwein. Kein Wunder, daß du im Morddezernat arbeiten mußt. Man dürfte dich nie auf lebendige, atmende Menschen loslassen, die womöglich einen seelischen Schock erlitten haben.« Ich sah auf meine Armbanduhr und erhob mich, um mich im Schlafzimmer für die nächste Schlacht vorzubereiten.
    Mike ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er brauchte keinen Beifall-ihm genügte auch ein Zuhörer. »Nimm einen Straftäter, Mercer. Nicht einen wirklich gewalttätigen. Es gibt doch diesen 35 jährigen Koch aus dem Restaurant in Soho den sie letzten Monat eingebuchtet haben. Steinbock. Passen sie gut zusammen, Mercer - Waage und Steinbock? Jedenfalls mag auch er Marihuana. Er zieht zwar Battery Park City dem Washington Square Park vor, aber vielleicht ist sie da ja flexibel. Er mag ebenfalls oralen...«

    Mehr bekam ich nicht mehr mit, weil ich die Badezimmertür hinter mir zumachte, um mich zu duschen und mir die Haare zu waschen.
    Mike würde nie die Fälle verstehen, mit denen Mercer und ich uns gern befaßten. Er beschäftigte sich lieber mit Mordermittlungen, wie er mir schon oft gesagt hatte. Da mußte man nicht mit den Opfern Händchen halten und sich nicht mit der emotionalen Belastung ihrer Genesung abgeben. Man mußte ihnen nicht dabei helfen, mit der Qual fertig zu werden, das schreckliche Ereignis noch einmal nachzuerleben. Wenn Chapman an einen Tatort kam, waren die Qual und das Leid längst vorbei. Und man mußte sich nicht mit Opfern befassen,

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