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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ausgestreckten Zungen und den verdrehten Augen schienen mich ungläubig nachzuäffen.
    An den meisten Morgen begrüßte ich ihre Gesellschaft, während ich an meinem Schreibtisch saß und bevor meine Kollegen in der Behörde herumwuselten. Aber heute waren sie gegen mich und ließen mich verächtlich ihre Mißbilligung spüren, also stemmte ich den Fuß gegen die Heizung und ließ den Drehstuhl vor dem Schreibtisch wieder in Position herumschwingen.
    Ich rief Battaglias Assistentin Rose Malone an und erklärte ihr, es sei wichtig, daß ich ihn sehen könnte, sobald er käme. Er sei am Abend zuvor nach Washington geflogen, erwiderte sie, um bei den Hearings des Senatsunterausschusses für Waffenkontrolle
auszusagen, und werde vor morgen nicht zurück sein. Verdammt. Ich wollte Rose nichts über Jed sagen, und daher bat ich sie bloß, mich mit ihm zu verbinden, sobald er wieder da sei.
    Als nächstes rief ich Joan Stafford an. Als ich ihre Nummer wählte, wußte ich es sehr zu schätzen, daß meine treue Freundin Romanautorin und daher die meiste Zeit zu Hause zu erreichen war.
    »Du schweigst doch wie ein Grab, oder?« fragte ich sie, als sie sich gleich nach dem ersten Klingeln meldete. Es war eine von Joans Redewendungen und signalisierte, daß das, was nun gesagt werden würde, streng vertraulich zu behandeln sei.
    »Natürlich. Hast du eine gute Nachricht?«
    »Gut würde ich es nicht gerade nennen. Ich stecke mitten in einem fürchterlichen Schlamassel. Niemand außer Nina weiß bis jetzt darüber Bescheid, und eigentlich dürfte ich mit niemandem darüber reden. Mike Chapman glaubt, daß Jed etwas mit Isabellas Tod zu tun hat. Er denkt, daß er sie vielleicht umgebracht hat.«
    »O Gott.« Ihre gute Laune schlug sofort in Besorgnis um. »Sag mir-«
    »Im Augenblick kann ich dir nichts anderes sagen. Können wir uns heute abend zum Essen treffen?«
    »Sicher.«
    »Mußt du nicht bei dieser Spendenaktion-«
    »Sei nicht albern. Sie haben meinen Scheck, mich brauchen sie nicht. Sag mir einfach, wo und wann.«
    »Ich muß heute morgen zum Gericht. Würdest du bei Primola anrufen, wenn sie aufmachen? Laß dir doch von Giuliano den Tisch in der Ecke neben der Bar reservieren - den, wo er die Palme davorstellt, damit man ungestört ist. Ich werde versuchen, gleich nach Dienstschluß eine Ballettstunde zu nehmen - ich stecke echt in Schwierigkeiten. Wir seh’n uns dann um acht im Restaurant.«
    Wenige Augenblicke später erschien Laura. Ich war einfach nicht in Stimmung, ihr die Lage zu erklären, also erteilte ich ihr verlegen einige Anweisungen, bevor ich meine Redweld packte - die rostrote Faltmappe, die meine Prozeßunterlagen enthielt-, um mich zum Gericht zu begeben. »Ich habe meinen Piepser an, falls Battaglia aus Washington anruft. Sie können mich ebenfalls
anpiepsen, wenn jemand mich wegen der Morduntersuchung benötigt. Sarah kann die neu hereinkommenden Fälle aufnehmen. Falls Jed anruft, sagen Sie ihm, daß ich kein Interesse an irgendwelchen Mitteilungen habe. Ich möchte Sie da nicht mit hineinziehen, Laura, aber meine Beziehung zu Jed ist beendet, und im Augenblick ist es ein bißchen unangenehm. Rufen Sie bitte auch gleich bei der Vermittlung an, und lassen Sie vorläufig meine private Leitung stillegen. Ich möchte, daß alle Anrufe über Sie laufen, okay?«
    Sie war diskret wie immer - keine Fragen, keine Kommentare, nur ein verständnisvolles Nicken.
    Ich verließ mein Büro und begab mich zum anderen Gerichtsgebäude weiter oben an der Straße - ursprünglich war es für Zivilprozesse erbaut worden, wurde aber von der Strafrechtspflege usurpiert, da unsere alten Räumlichkeiten seit etwa zehn Jahren aus allen Nähten platzen. Also hinunter und durch die Drehkreuze des Büros des Bezirksstaatsanwalts, um die Ecke und auf die andere Seite der Centre Street; den Block entlang und hinein in das häßliche moderne Gebäude; wieder durch die Sicherheitsschleuse, und weiter zu einer Warteschlange vor einem der ziemlich langsamen Fahrstühle. Ohne einen Rattenschwanz von Zeugen und ohne die Einkaufswagen, die wir bei größeren Prozessen spazierenfahren, war es nicht so schlimm. Diesmal ging es nur um eine Strafmaßfestlegung bei dem letzten Fall, den ich verhandelt hatte, deshalb waren keine Zeugen oder Polizeibeamte zugegen. Ich war ganz in Gedanken versunken, bei den Ereignissen meines Lebens in den letzten vier Monaten, und lächelte und grüßte automatisch zurück, während ich an anderen

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