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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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die gelegentlich lügen, selbst wenn wir ihnen zu helfen versuchten, ihre Angreifer zu überführen. Mike war am glücklichsten, wenn er sich mit den verzwickten Teilen eines Puzzles beschäftigen konnte - stummen Hinweisen, Worten, die von zufälligen Zeugen geäußert oder ihnen entlockt wurden, pathologischen Befunden - und dabei langsam und sorgfältig das Geheimnis eines brutalen, vorzeitigen Todes löste. Tod. Der Gedanke daran brachte mich wieder auf Isabella Lascar und auf Jed. Ich trocknete mich ab und begann mit der nervtötenden Fönerei, während ich die Folgen einer schlaflosen Nacht im Badezimmerspiegel begutachtete. Ich zog ein Charvet-Hemd mit breiten roten und weißen Streifen, einen roten Rock und einen marineblauen Blazer an - nüchtern, aber nicht trist. Ich wollte nicht so aussehen, als trauerte ich einer verlorenen Liebe nach.
    Mike und Mercer saßen bei einer Tasse Kaffee, den sie gekocht hatten, während ich mich für den Tag zurechtmachte. Es war kurz nach sieben, als ich mich wieder zu ihnen gesellte. »Darf ich den Schulbus allein nehmen, oder müßt ihr mich begleiten?«
    »Ich muß noch eine Stunde Wache schieben. Mercer hat heute frei. Ich setz’ dich beim Gericht ab und fahr’ dann heim, um mich in die Falle zu legen. Ich muß zur Vier-bis-zwölf-Schicht wieder im Dezernat sein.«
    Wir gingen zusammen hinaus. Mercer brachte uns beide zum Wagen und verabschiedete sich dann mit einem Winken. »Mach doch was, damit ich zur Abwechslung mal gut dastehe«, rief ich ihm hinterher. »Schnapp dir diesen Scheißkerl im Serienvergewaltigungsfall,
ja?« Er nickte und hielt den Daumen hoch. Während der Fahrt suchte ich nach den richtigen Worten, um Mike dafür zu danken, daß er sich in den vergangenen Stunden um mich gekümmert hatte.
    »Laß gut sein, Blondie. Dafür sind Freunde schließlich da. Übrigens ist ein Fenstersturz das Übelste, was ich mir vorstellen kann. Ich könnte den Anblick nicht ertragen, deinen Körper über den ganzen Gehsteig verspritzt zu sehen.«
    »Was soll das heißen?« »Davor hatte ich letzte Nacht wirklich eine Heidenangst. Und wenn du nun wegen dieses Arschlochs aus dem Fenster gesprungen wärst? Ich hasse Springer. Du kannst mir mit Erschießen, Erstechen, Erschlagen kommen, aber nicht mit Fenstersturz. Ich wär’ die ganze Nacht dort unten geblieben- selbst wenn der Boß mich nicht dafür bezahlen würde -, nur um sicherzugehen, daß du nicht auf das Fenstersims rausgehst.«
    »Du hast geglaubt, ich würde wegen Jed Segal aus dem Fenster springen? Ich verabschiede mich von dir heute morgen mit dem feierlichen Versprechen, nichts zu tun, was Pat McKinney einen so herrlichen Tag bescheren würde. Weißt du, Mike, ich hab’ Jed erst vor vier Monaten kennengelernt. Ich hab’ mich sehr und viel zu schnell verliebt, aber nie aufgehört, diese Beziehung sehr sorgfältig zu prüfen. Ich hab’ mich einfach wohl gefühlt. Die Welt geht für mich nicht unter. Ehrlich, du hast mich durch die erste Nacht durchgebracht, und ich bin dir dafür aufrichtig dankbar. Es geht mir gut - und ich habe einen sehr anstrengenden Tag vor mir.« Wenn ich es laut aussprach, würde ich es am Ende vielleicht glauben.

17
    I ch betrat das Gerichtsgebäude und ging in mein Büro hinauf. Ich war froh, daß ich so früh gekommen war, so konnte ich das Alleinsein genießen und mich auf meinen Auftritt vor Gericht und die nächste Konfrontation mit Battaglia vorbereiten.
    Ich hatte an den Formulierungen meines Strafantrags beinahe eine Stunde gearbeitet, als das Telefon zum erstenmal läutete.
    Beim Klang von Jeds Stimme erstarrte ich.
    »Laß es, Jed. Es gibt nichts, was du mir noch sagen kannst -«
    »Du mußt mir zuhören, bitte. Ich bin kein Mörder, Alex. Ich habe kein Verbrechen begangen. Wir müssen uns sehen, du mußt mit mir reden, bevor dies noch weitere Kreise zieht.«
    »Du hast es dir bei mir verscherzt, als du mich hintergangen hast. Setz mich nicht unter Druck, Jed. Du mußt mit Chapman reden, nicht mit mir.«
    »Ich brauch’ deine Hilfe. Ich hab’ dir nie weh tun oder irgendwas machen wollen, was das zerstören würde, was wir uns gerade aufgebaut haben. Dafür liebe ich dich viel zu sehr.«
    Wortlos legte ich auf. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um und starrte aus dem Fenster auf das Dach des Gebäudes jenseits der schmalen Straße. Die Galerie der Wasserspeier, die den oberen Rand der Fassade zierte, wirkte heute so düster, und die pantherartigen Wesen mit den

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