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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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hingehaltene Hand gedrückt hatte.
    Bei 56 hörte ich auf, die Summtöne zu zählen, und spielte schon mit dem Gedanken, 911 zu wählen und ihn von den Cops abführen zu lassen. Aber ich wußte besser als jeder andere, welch furchtbare Vergeudung polizeilicher Mittel dies wäre, darum ließ ich es weitersummen. Dann hörte ich, wie sich draußen auf dem Gang die Fahrstuhltüren öffneten. Er war also oben und würde nun versuchen, zu mir hereinzugelangen. Und wenn Mike Chapman nun recht hatte - daß Jeds schwerste Schuld nicht seine Untreue war, sondern der Mord an Isabella? Vielleicht war er gekommen, mich zu töten, um mich zum Schweigen zu bringen, weil ich ihm Isabellas Tod angelastet hatte? Mein Verstand schien nicht mehr zu funktionieren. Ich wußte einfach nicht mehr, was ich als nächstes tun sollte, aber ganz sicher hatte ich mit dem Anruf bei der Polizei zu lange gewartet. Nun waren Stimmen aus dem Korridor zu vernehmen. Das bedeutete, daß er nicht allein gekommen war. Ich hatte fürchterliche Angst, daß er einen Killer gefunden hatte, der die schmutzige Arbeit für ihn erledigen würde. Ich ging zur Bar neben dem Fernseher hinüber und holte mir den Korkenzieher, der obenauf lag - er hatte eine scharfe Spitze. Ich hatte zwar keine Ahnung, was ich damit anfangen würde, aber die abscheuliche Metallspitze fühlte sich gut an in meiner Hand, als ich auf Zehenspitzen zur Wohnungstür schlich.
    »Coop? Coop? Ich bin’s, Mike. Mach auf, ich hab’ eine Überraschung für dich.«
    Zum Glück besaß ich keine Waffe, denn vermutlich hätte ich sie genau in diesem Augenblick durch die Tür auf Chapman abgefeuert, weil er mich hatte ausflippen lassen und meinen Verfolgungswahn noch verstärkt hatte. Ich schaute zur Sicherheit noch durch den Spion, zog dann die Verriegelung zurück und drehte am Knauf, um die Tür zu öffnen.
    Ich kochte vor Wut. »Hast du eigentlich eine Ahnung-« Und da sah ich Mercer Wallace neben ihm stehen, in der Hand drei
Tüten mit Häagen-Dazs-Eis - der direkteste Weg zu meinem Herzen -, die er wie einen Fächer hielt, während sein tiefer Baß die Melodie von What Becomes of the Broken-Hearted? summte und Mike lachte.
    »Tolle Musik, Mercer. Aber heute kann ich nicht danach tanzen.«
    »Dieses Zeug hier wird noch deinen Korridorteppich bekleckern, Alex, wenn du uns nicht reinläßt. Komm schon.« Chapman drängte sich an mir vorbei, und die beiden gingen direkt in die Küche, um die Eisportionen auf Schälchen zu plazieren. »Was ist denn mit dir passiert, Mädchen, seit ich dich hier abgesetzt habe?« fragte Mike, während er meinen unförmigen Flauschmantel beäugte. »In dieser Aufmachung siehst du wie deine eigene Großmutter aus. Da klopfen die beiden begehrenswertesten Kerle der Stadt an deine Tür, und du willst nicht aufmachen. Schau sie dir an, Mercer, sie betet darum, daß jemand um diese Zeit mit einer Flasche Chäteau Lafite auftaucht. Wen willst du denn mit diesem Flaschenöffner abmurksen? Okay, wir haben Cookie Dough Dynamo, Chocolate Chocolate Chip und Vanilla Fudge dabei. Was soll’s denn sein, Blondie? Du mußt doch ein bißchen Fleisch auf deine Knochen bekommen.«
    »Da wir nun mal diese gemütliche Frühstücksparty haben, Jungs - kann einer von euch mir mal erklären, was das alles soll? Für mich natürlich Schokolade.«
    »Das ist nicht meine Schuld. Vor einer Stunde schaute ich gerade tief in die schönsten schwarzen Augen, in einem aufgemotzten Stadthaus - früher nannten wir so was Mietskaserne - an der West Ninety-third Nähe Amsterdam« - Mercer wollte damit wohl die Identität der Empfängerin seines enormen Charmes andeuten, zweifellos eine meiner Kolleginnen-, »als sich mein Piepser meldete. Bruder Chapman kennt sich offenbar bei Motown-Songs nicht so gut aus. Über Respect ist er nie rausgekommen. Der Mann brauchte Nachhilfe beim Text - so’n Zeug wie Das-Leben-geht-weiter-nachdem-dein-Kerl-weg-ist. Als er mir sagte, daß er dir ein Ständchen bringen wollte, bot ich ihm an, die Background-Vocals zu übernehmen.«

    »Also, was wollt ihr, Mike?« fragte ich noch einmal, während wir zu dritt, jeder mit einer Schale Eis in der Hand, zurück ins Wohnzimmer gingen.
    Er druckste herum und versuchte, Zeit zu schinden, bevor er endlich mit der Sprache rausrückte. Chapman hatte auf dem Parkplatz am Ende der Auffahrt in seinem Wagen gewartet, er hatte vor, noch eine Stunde lang oder so aufzupassen, für den Fall, daß Jed vorbeikam.
    »Ich ging zu einem Coffee

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