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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Aber sie war ohnehin am Ende und hat uns das Leben gerettet.«
    Der Trainer murmelte zur Antwort nur: »Du bist ein Drecksack.«
    Er hätte Mason zusammenstauchen können, aber Bob hatte keine Führungsqualitäten. Tru zweifelte nicht daran, dass der große Kerl den Trainer erledigen würde wie einen dieser Dämonenhunde, wenn er irgendetwas versuchte.
    Mason zuckte die Schultern. »Wenn’s dir nicht passt, dann such dir andere Gesellschaft. Ich kann mich ohnehin nicht daran erinnern, dich eingeladen zu haben.«
    Tru unterdrückte ein leises Auflachen. In den wenigen Momenten, in denen sie nicht zugedröhnt gewesen war, hatte seine Mutter immer behauptet, dass er einmal tot im Straßengraben enden würde. Das war nun einmal ihre charmante Art gewesen. Aber wenn so ein beschissenes Zuhause einen nicht zum asozialen Mörder machte, dann verschaffte es einem eine großartige Basis, um den Weltuntergang zu überleben.
    Die Stille war verdammt unheimlich. Mason hatte klargestellt, dass sie nicht den ganzen Weg über quasseln sollten, aber Tru hatte vergessen, wie es hier draußen war. Keine Tiere. Keine Insekten. Nur das Geräusch ihres Atems und ihrer Füße, die über Totholz und abgeworfenes Laub scharrten. Er wollte diese unnatürliche Ruhe ausblenden, so tun, als wäre sie nicht real.
    Er ging weiter, hörte zu, wie Angela ein- und ausatmete, als würde sie meditieren. Vielleicht hielt sie das ruhig. Ruhig zu bleiben war gut. Und trotz seines Leibesumfangs schien Bob ganz gut zurechtzukommen, obwohl er das Kind trug. Ein Glück, dass nicht stattdessen der tatterige Mathelehrer bei ihnen gelandet war!
    Trotz der Kälte bildete sich Schweiß auf seinen Händen. Wie lange waren sie schon unterwegs? Fünf Kilometer bis zum Ziel, aber er hatte keine Möglichkeit, die Zeit zu messen oder die Entfernung abzuschätzen. Zweige peitschten ihm ins Gesicht, als sie zwischen den Bäumen hindurchgingen. Es gab keinen Weg. Hier draußen fühlte er sich wie auf dem Präsentierteller. Alles Mögliche konnte ihn verschlingen. Wenigstens wäre ich ein verdammt knochiger Leckerbissen.
    Und als Fast Food zu enden schien immer noch besser zu sein als die Alternative – besser, als in Monstergestalt zu sterben wie Edna.
    Mason hob eine Hand und bedeutete ihnen, unmittelbar vor einer Lichtung haltzumachen. »Wir nähern uns jetzt dem schlimmsten Stück dieser Wanderung«, sagte er und überprüfte seine Waffe noch einmal. Er klang angespannter, als Tru ihn je gehört hatte. Nervös? Der doch nicht! »Ich hatte gehofft, es umgehen zu können. Aber mit der Ausrüstung, die wir schleppen, wären wir nicht in der Lage, uns durch noch unwegsameres Gelände zu schlagen.«
    Durchdringender Friedhofsgestank waberte durch die stille Luft zu ihnen herüber – der Geruch von offenen Gräbern und verwesendem Fleisch. Angela rieb sich die Nase. »Was ist das? Was ist denn da?«
    »Tru, komm zu mir an die Spitze«, blaffte Mason. »Jenna, du bildest die Nachhut. Ich will das Mädchen in der Mitte haben.« Am Ende wandte er sich der Rothaarigen zu, sein grimmiges Gesicht starr vor Entschlossenheit. »Es ist eine Grube.«

10
    Mason schlich nach links, am Rande der Lichtung entlang, und konzentrierte sich darauf, sich stetig und gleichmäßig zu bewegen.
    Auf einer langen Liste von Situationen, in die er nie wieder geraten wollte, nahm diese hier die oberste Position ein. Sein Bauchgefühl riet ihm, die Beine in die Hand zu nehmen. Er konnte binnen zweier Herzschläge kehrtmachen, sich Jenna vom Ende der Reihe schnappen und ihre Hütte zurückerobern. Denn er hatte schon früher Gruben gesehen. In anderem Gelände. Mit anderem menschlichen Futter. Das Endergebnis war blutig gewesen.
    Mason konnte auf weitere Narben verzichten. Und auf Albträume.
    Tru trat mit ernstem, blassem Gesicht auf die Lichtung. Mason hatte früher die gleiche Miene zur Schau getragen – er hatte eine Heidenangst gehabt, aber sein Bestes getan, den starken Mann zu spielen.
    Er wusste, dass Jenna sich an Penny klammerte, die für sie ein persönliches Symbol all dessen darstellte, was gut und schützenswert war, aber Mason konnte mit dieser Unschuld nichts anfangen. Er respektierte Penny und die seltsamen Schwingungen, die von ihr ausgingen wie das Surren eines elektrischen Leiters. Aber in den letzten paar Trainingstagen hatte er begonnen, Tru mit anderen Augen zu sehen. Der Junge war abgehärtet, verletzt und zu jung, um das anders als durch Prahlerei zu ertragen. Mason hatte

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