Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
Vom Netzwerk:
Verständnis dafür.
    Deshalb dachte er nicht nach, als die ersten Dämonenhunde auftauchten. Er kämpfte.
    »Tru! Nach rechts. Jetzt!«
    Er vollzog die Bewegung des Jungen spiegelbildlich nach. Gemeinsam bildeten sie eine Zange um das mittlere Friedhofsloch. Zwei Paare kamen daraus hervorgerannt, um sie abzufangen. Mason warf keinen Blick über die Grube, um zu sehen, wie Tru mit seinen Gegnern zurechtkam. Wenn er überleben konnte, war jetzt der rechte Zeitpunkt für ihn gekommen, das unter Beweis zu stellen.
    Mason baute sich auf und feuerte. Einer der Hunde brach zusammen. Sein Schädel zerplatzte wie eine Melone aus Hirn und Blut. Der andere zeigte keine Anzeichen davon, dass er verstand, was gerade geschehen war, und nahm den plötzlichen Tod seines Partners gar nicht zur Kenntnis. Er sprang durch die pulsierende, unnatürliche Luft, ganz gebleckte Reißzähne und wirbelnde Klauen. Er bekam Masons zweiten Schuss in den Bauch. Die Kugel trat am Rücken wieder aus und riss Fellstücke und Teile der Wirbelsäule mit sich. Das Ding stürzte. Mason trat ihm auf den Hals und schoss ihm den Kopf ab, nur für alle Fälle. Erst dann konnte er ihm geradewegs ins Gesicht sehen, als sein Schimmern verflog, als hätte eine Fata Morgana sich verfestigt.
    Vier Schüsse ertönten nacheinander auf der anderen Seite der Grube, gefolgt von einer Reihe von Flüchen. Trus Stimme schnappte bei jedem über, aber er war noch am Leben.
    »Jenna!« Mason näherte sich dem Friedhof und bedeutete Tru, das Gleiche zu tun. Der Junge war von Blut bedeckt. »Bring die anderen her! Sofort!«
    Er spürte ihre Gegenwart, bevor er sie sah. Doch da war sie auch schon, dreißig Meter entfernt, zielte mit dem Gewehr in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und umrundete langsam rückwärts die Grube.
    Ganz schön zäh , dachte er.
    Arschloch , kam ihre Antwort, deutlich in seinem Verstand.
    Was zur Hölle …?
    Aber noch bevor er sich das fragen konnte, brachen zwei weitere Hunde am anderen Ende der Lichtung aus dem Wald hervor. Die Forschungsstation lag einen knappen Kilometer dahinter, am Ende einer schmalen Schneise, die von gebleckten Reißzähnen erfüllt war. Mason rief eine Warnung, kniete sich dann hin und feuerte. Ein Hund stürzte, aber der andere lief weiter. Die Verschwommenheit um seinen Körper herum diente als optische Tarnung und verschleierte, wie schnell er näher kam. Mason riss sein Gewehr quer mit beiden Händen hoch und rammte es dem Hund zwischen Kinn und Schultern. Die Luftröhre der Kreatur prallte gegen den Lauf. Mason nutzte den Schwung aus, hob die Arme, beugte sich hintenüber und schleuderte den knurrenden, schäumenden Hund hinter sich.
    »Ich habe ihn«, schrie Jenna und rannte vorwärts. »Aus Trus Richtung kommen noch mehr!«
    Dann tat Mason das Undenkbare. Er ließ sie den Hund töten. Zögerte nicht einmal. Wandte seine Aufmerksamkeit einfach der nächsten Schar zu und lächelte beim Klang von Jennas Gewehrfeuer kurz.
    »Dicht zusammenbleiben! Bleibt bei Jenna. Tru, schließ von der anderen Seite auf!«
    Statt sich zu verteidigen, griff Mason diesmal an. Die säuregleiche Wut in seiner Brust trieb die Muskeln an, schneller zu arbeiten. Das Adrenalin raubte ihm die Gedanken und ersetzte sie durch geschmeidiges Handeln, eine Metatrance der Bewegung. Ducken, herumwirbeln, feuern. Das heiße Metall der Gewehre und das Schießpulver überlagerten den Kupfergeruch des Bluts, jenen Gestank, der schwer unter dem süßlichen Verwesungsgeruch der Grube hervordrang. Er sog einen kalten Mundvoll Luft ein, schoss und kämpfte sich aus einem Albtraum frei.
    Tru stieß am entgegengesetzten Ende der Lichtung zu ihm. Er hatte Masons Bewegung auf der rechten Seite des großen, runden Grabs nachvollzogen. Dieses eine Mal fehlten dem Jungen die Worte. Er keuchte einfach, und sein dünner Brustkorb hob und senkte sich. Sein schwarzes Haar war von geronnenem Blut verklebt. In seinen Augen sah Mason etwas, womit er nicht gerechnet hatte, etwas, das ihn aus dem Hochgefühl des Kampfs herunterzog: das Bedürfnis nach Anerkennung.
    Er bekundete sie mit einem einfachen Nicken.
    Und gleich darauf war Tru wieder ganz der Alte. »Scheiße, und du hast so getan, als ob das hier schwierig werden würde.«
    »Genau wie in einem alten Ballerspiel?« Es wurden schon seit Jahren keine Videospiele mehr produziert, aber nach seinen schnellen Reflexen zu urteilen liebte der Junge diese Relikte aus den Jahren vor der Sezession.
    »Genau

Weitere Kostenlose Bücher