Die letzte Eskorte: Roman
Hawthorne.
»Haben Sie das Spiel schon einmal gespielt, Mr Hawthorne?«
»Ein- oder zweimal, aber ich habe Freunde in London, die sehr davon begeistert sind. Und deshalb musste ich mir eine Menge ihrer Fachbegriffe anhören.«
»Als Wickham noch Spieler suchte, haben Sie sich bedeckt gehalten«, sagte Hayden erstaunt.
»Ganz unter uns«, wisperte der Leutnant, »lieber lasse ich mich durchprügeln und gehe barfuß zurück nach London. Haben Sie es denn nie probiert?«
Hayden schüttelte den Kopf.
»Dieses Spiel ist bestens dafür geeignet, einen Spieler in die Verzweiflung zu treiben. Andererseits kann man lernen, seine Wut zu beherrschen. Ich habe einmal einen als gutmütig geltenden Mann gesehen, der seinen Schläger in einem Wutanfall, den man nur bei einem gewalttätigen Irrsinnigen erwartet hätte, an einem Baum in Stücke geschlagen hat. Nein, lassen Sie die Finger von diesem verfluchten Spiel, es sei denn, Sie haben das Wesen eines Heiligen oder die Geduld einer Nonne.«
»Oder das Geschick von Mr Smosh«, fügte Hayden hinzu. »Glauben Sie, unser ehrbarer Gast ist so geübt? Wahrscheinlich muss er immer ein Auge zukneifen, weil er sonst mehr als einen Ball sieht.«
Der Leutnant der Seesoldaten lachte. »Ja, welchen von beiden muss ich denn jetzt treffen?«
Saint-Denis diskutierte derweil mit Worthing und nahm die Gelegenheit wahr, Wickham wieder den einen oder anderen Rat mit auf den Weg zu geben.
»Sein Ball liegt perfekt, vielleicht ein wenig zu tief. Lässt sich leicht ausgleichen, indem man etwas in die Knie geht. Der Boden fällt nach rechts ab, sodass der Ball zu dieser natürlichen Neigung laufen wird. Dr. Worthing wird den Ball hoch anspielen oder nach rechts, damit die Neigung ausgeglichen wird. Aber die Herausforderung besteht darin, den Ball in die Luft zu bekommen, denn wenn er über den unebenen Untergrund rollt, wird er gegen ein kleines Hindernis stoßen und von der Bahn abkommen. Sind Sie so weit, Doktor?«
Saint-Denis zog sich mit seinem Schüler zurück und überließ dem Geistlichen das Feld, damit er in Ruhe alle Eventualitäten abwägen konnte. Nachdem Worthing ein weiteres Mal aus der Hocke die Beschaffenheit des Bodens betrachtet hatte, stellte er sich hin, pendelte ein wenig von rechts nach links, erfasste das Ziel mit festem Blick und hob den Putter. Durch eine langsame Pendelbewegung hob der Ball ab, verfehlte das Loch nur knapp und rollte ein Dutzend Fuß weit.
Diesmal verbiss sich der Geistliche seine Flüche, ging schnurstracks zu seinem Ball und hatte Mühe, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen. Dann ließ er sich den Putter für das Einlochen reichen, inspizierte erneut den Boden und räumte noch schnell ein Steinchen aus dem Weg, das seinem Ball hätte hinderlich werden können. Steif baute er sich über seinem Ball auf, schwang den Schläger leicht zurück und brachte ihn mit einem leichten Schwung nach vorn. Da er etwas zu hoch traf, sprang der Ball in Richtung Loch, trudelte im letzten Moment etwas nach links und blieb zwei Fuß hinter dem Ziel liegen.
Ein gedehntes »Oh!« entwich den Kehlen der Zuschauer.
Worthing marschierte zu dem Ball, zielte nur kurz und tippte ihn an. Die Matrosen reagierten begeistert, als der Ball ins Loch plumpste, aber natürlich fehlte ihnen die nötige Ernsthaftigkeit.
Kommentare wie »Gut gemacht, Doktor!« und »Einwandfrei getroffen!« waren aus den Rufen herauszuhören.
Der Geistliche ließ sich nicht dazu herab, die Menge eines Blickes zu würdigen, sondern reichte den Putter seinem Diener. Dann entfernte er sich ein paar Schritte, leicht zitternd vor unterdrücktem Zorn.
Saint-Denis schätzte die Position seines Balles ab und schien keine Eile zu haben, um eine Entscheidung zu treffen. Nachdem er den Boden vor dem Loch ausgiebig analysiert hatte, wählte er einen Spoon aus. Unter den Blicken der Zuschauer trat der Leutnant dann entschlossen an den Ball und schien sich auf seine Qualitäten zu besinnen. Keine noch so kleine Bewegung war zufällig, dem Ball gehörte die volle Konzentration.
Nach einem kurzen Schütteln des Schlägers setzte Saint-Denis unmittelbar hinter dem Ball auf dem kurz gefressenen Gras an und machte einen schwingenden Schlag. Der Ball verließ den Kopf des Schlägers und schien darauf aus zu sein, das Loch zu verfehlen. Als der Ball liegen blieb, lag er genauso weit vom Loch entfernt wie zuvor, nur in der anderen Richtung.
Saint-Denis murmelte einen Fluch und stampfte kopfschüttelnd zu dem
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