Die letzte Eskorte: Roman
Begriff, dem Schiffsarzt nachzueilen – betrunkene Seeleute konnten für großen Ärger sorgen –, aber Hawthorne hielt ihn zurück.
»Ich denke, wir brauchen die Peitsche nicht so häufig zum Einsatz zu bringen, wenn der Kapitän hier bleibt«, meinte er. »Wenn Sie erlauben ...?«
Hayden nickte und sah Hawthorne nach, der sich an Griffiths’ Fersen heftete und einigen seiner Seesoldaten Zeichen gab.
Griffiths erreichte das Mädchen als Erster und drohte den Matrosen, die ihren Spaß mit der jungen Frau trieben, mit erhobenem Stock.
Die Laune der Männer schlug um. Aufgebracht bauten sich einige der Matrosen vor dem Schiffsarzt auf, sahen dann jedoch die herannahenden Seesoldaten unter der Führung ihres Leutnants. Hawthorne genoss hohes Ansehen in der Mannschaft, doch jeder der Männer wusste, dass man sich besser nicht mit ihm anlegte.
Widerwillig wichen die Seeleute zurück und ließen von ihrer Beute ab, worauf Griffiths die junge Frau rasch und mit verkniffener Miene zurück zur Stadt führte.
»Passt das nicht genau zu einem Schiffsarzt, dass er ausgerechnet Gefallen an einer Dame findet, der eine Hand fehlt?«, sagte Hawthorne, als er wieder bei Hayden eintraf.
»Ein wenig untypisch für ihn«, erwiderte Hayden. »Aber der Doktor ist eben auch nur ein Mann.«
»In der Tat«, stimmte Hawthorne zu. »Wer ist dran?«
»Wickham.« Und schon widmeten beide ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel.
Der Ball des Midshipman landete auf einer Fläche mit platt gedrücktem Gras und getrocknetem Matsch.
»Eine gute Position«, stellte Saint-Denis fest. »Besser wäre es vielleicht auf einer kräftigen Grasunterlage gewesen, aber so ist es auch nicht schlecht. Hier werden Sie Dr. Worthings Globmudge nicht benötigen. Ein einfacher Spoon wird genügen, wie, Doktor?«
Worthing wählte einen Schläger aus dem Sortiment aus und hielt ihn Wickham hin. »Dieser dürfte für einen Spieler mit Ihrer Erfahrung genau der richtige sein.«
Saint-Denis schien mit der Wahl des Schlägers nicht ganz zufrieden zu sein, hielt es dann jedoch für besser, dem Besitzer all dieser Schläger nicht zu widersprechen.
»Ein kräftiger Halbschlag, Wickham, nicht zu viel Druck. Machen Sie es so, wie ich es Ihnen gestern gezeigt habe.«
Wickham vollführte einen Probeschlag mit einem imaginären Ball.
»Recht akzeptabel«, sagte Saint-Denis mit einem Kopfnicken. »Aber halten Sie den Schläger beim Aufschwung tief, und um Gottes willen nicht den Kopf heben. Alle Kenner sind sich einig, dass der Spieler, der hier den Kopf hebt, für immer im Fegefeuer der Golfer schmoren muss.«
»Und wie, bitte schön, sieht das Fegefeuer der Golfer aus?«, erkundigte sich Hawthorne mit Unschuldsmiene und sorgte mit dieser Frage für einige Lacher bei den übrig gebliebenen Zuschauern.
»In der untersten Ebene, Mr Hawthorne, gibt es überhaupt kein Golf mehr. Und in den anderen Regionen sind alle Plätze von grausamen Irrsinnigen entworfen und rauben dadurch jedem Sportler das Vergnügen. Überall Sand, jede Menge Regen, und die Löcher sind so weit voneinander entfernt, dass man mehrere Tage für eines braucht.« Er schnitt eine Grimasse. »Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich mir das vorstelle.« Dann wandte er sich an seinen Eleven. »Mr Wickham.«
Der junge Lord Arthur nahm die Position ein und beförderte den Ball mit einem geschickten Swing in Richtung Loch, wo die Lederkugel an der Stange vorbeirollte und drei Schritte dahinter liegen blieb.
»Ein guter Schlag, Wickham, wirklich ein guter Schlag.«
Saint-Denis’ Ball war bald gefunden und lag wie ein einzelnes Ei in einer kleinen Mulde.
Die Golfkenner – ohne Smosh allerdings – formierten sich nun zu einem Triumvirat und verfielen bei dieser schrecklichen Position des Balls ins Grübeln. Eine Weile sagte niemand ein Wort, und Hayden glaubte, dass die aussichtslose Situation den drei Männern schlicht die Sprache verschlagen hatte.
»Ein Spoon bringt den nicht da heraus«, meinte Wickham schließlich.
»Nein«, stimmte Saint-Denis zu und zog die Stirn kraus. »Wir brauchen ein Eisen. Ein Track-Eisen?«
In diesem Moment näherte sich Smosh den dreien, ein Ausdruck engelhafter Freude auf seinem rundlichen Gesicht. Er taumelte leicht vor und zurück, schien sich des unsicheren Gangs aber nicht bewusst zu sein. Kurz darauf stand er bei seinen Kameraden, blickte hinab auf den Ball in der Mulde und nuschelte: »Nulick.«
»Was meinen Sie, Smosh?«, fragte Saint-Denis nach und wich ein
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