Die letzte Eskorte: Roman
schlecht landen, höchstens bei Nacht, aber selbst dann wäre es sehr gefährlich.«
»Wissen Sie was, Major«, wandte sich Moore an Kochler und war sichtlich darum bemüht, den Mann aus seiner üblen Laune zu holen, »da die Franzosen größtenteils in ihren Festungstürmen sitzen, dürfte es keine große Sache sein, San Fiorenzo einzunehmen. Mit der Hilfe der Navy müssten wir es in kurzer Zeit schaffen.«
»Das war auch die Meinung mancher Offiziere zu Beginn des amerikanischen Krieges«, grummelte Kochler. Dann tippte er an seinen Hut, erhob sich und schritt davon.
K APITEL FÜNFZEHN
Hayden war zur vereinbarten Stunde an Ort und Stelle und traf an der Reling der Victory auf einen Seesoldaten, der ihn unter Deck führte – und ihn dadurch von dem unangenehmen Wetter erlöste. Hayden legte das Ölzeug ab, nahm auf dem Stuhl vor der Admiralskajüte Platz und stellte sich auf längeres Warten ein.
»Lord Hood hat noch Besuch vom General«, ließ ihn der Sekretär des Admirals wissen. »Aber ich denke, es wird nicht mehr lange dauern.«
Hayden, der sich glücklich schätzen durfte, dass sein Gehör noch nicht nachhaltig vom Donnern der Schiffsgeschütze in Mitleidenschaft gezogen worden war, konnte die Stimme des Admirals durch die Tür hören – und obwohl Lord Hood darauf bedacht war, leise zu sprechen, merkte Hayden schnell, dass Hood nicht in sehr freundlichem Ton mit seinem Gast sprach.
»Während der letzten drei Tage fehlte die Artillerie. Jetzt mangelt es an Ausrüstung für das Feldlager. Morgen kommen Sie mir damit, dass die Jahreszeit keinen Angriff zulässt.«
General Dundas bemühte sich ebenfalls, nicht zu laut zu sprechen, doch es war unüberhörbar, dass er Anstoß an den Worten des Admirals nahm. »Ich werde meine Männer jedenfalls nicht ohne die erforderliche Artillerie ins Feld schicken, nur um Ihren Wunsch nach Ruhm zu befriedigen!« Sein Flüstern war wie ein Zischen, geprägt von Zorn. »Und ich entsende auch keine Truppen, solange die Versorgung mit Proviant und passender Kleidung nicht gesichert ist. Wir beeilen uns ja, aber nach dem überstürzten Rückzug aus Toulon ist alles in Unordnung geraten. Kanonen sind auf dem einen Schiff, die Infanterie auf einem anderen, die Ausrüstung – wer weiß das schon?«
»Ich diene meinem König nicht aus persönlichen Ruhmgelüsten, Sir«, entgegnete Hood, und sein Zorn war selbst in der gedämpften Stimme unüberhörbar. »Mein Bestreben ist es, die Franzosen zu vertreiben, ehe sie die Zeit haben, ihre Stellungen zu befestigen. Wie viele Menschen sollen noch durch Verzögerungen sterben? Das frage ich mich.«
»Mit dem Wegräumen von ein paar Möbelstücken, dem Herausnehmen der Schotten und dem Ausrennen der Kanonen ist es eben nicht getan«, wisperte Dundas mit schwelender Wut.
»In der Tat, damit ist es nicht getan!«, gab Hood zurück. »Ich könnte meine eigenen Seeleute schneller auf diese Expedition vorbereiten als die Armeeführung.«
»Dann schauen Sie doch, wohin Ihr impulsives Gehabe Sie gebracht hat!«
»Was wollen Sie damit sagen, Sir?«
»Toulon hätte nie gehalten werden können. Es grenzte an Dummheit, überhaupt daran zu glauben.«
»Es wäre Dummheit gewesen, eine solche Chance nicht wahrzunehmen – wir bekamen die französische Flotte auf dem silbernen Tablett serviert!«
»Eine Flotte, die größtenteils unterwegs ist und dazu in der Hand der Jakobiner!«
Der Wortwechsel wurde noch hitziger geführt, die beiden Offiziere erhoben die Stimmen, bis Dundas plötzlich die Kajütentür aufriss, an den erschrockenen Stabsleuten des Admirals vorbeistürmte und verschwand.
Die Tür wurde von innen leise geschlossen, und Hayden wartete weiter, da sich keiner von Hoods Mitarbeitern traute, den Besucher zu melden. Eine Stunde war verstrichen, als der Sekretär schließlich all seinen Mut zusammennahm und zaghaft an die Tür klopfte.
Hayden wurde hereingeführt und sah, dass Lord Hood an der Heckgalerie stand und auf die unruhige See hinausblickte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er drehte sich bei Haydens Ankunft um, das Gesicht noch immer leicht gerötet vom schwelenden Zorn.
»Kapitän Hayden«, murmelte er und starrte den jüngeren Offizier dann einen Moment lang verdutzt an, als könne er sich beim besten Willen nicht erinnern, warum er ihn hatte rufen lassen. Doch dann wurde sein Blick klarer. Hood trat an seinen Schreibtisch und nahm einige Bogen Papier zur Hand. »Ich würde gerne Ihre Meinung hierzu
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