Die letzte Eskorte: Roman
müssen. Sie werden sich als besonders nützlich erweisen, wenn es darum geht, die Höhenzüge zu halten, und indem sie sich als Kundschafter betätigen, werden unsere Truppen keine unangenehmen Überraschungen erleben.
Hayden gab Lord Hood den Brief zurück und spürte den besorgten Blick des Admirals. »Was halten Sie von Moores Plan?«
Hayden hatte sowohl von Moore als auch von Paoli eine hohe Meinung, gleichwohl war es nicht seine Art, sich mit Einwänden zurückzuhalten.
»Ich denke, dies ist ein exzellenter Plan, Sir, der sich problemlos umsetzen ließe, wenn sich die Situation in San Fiorenzo seit unserem letzten Aufenthalt nicht verändert hätte.«
Hood nickte, als hätte er schon mit Haydens Bedenken gerechnet. »Es kam zu den unvermeidlichen Verzögerungen, von denen einige selbst verschuldet sind – das Wetter, das Zusammenstellen der Geschütze, die hastig in Toulon verladen wurden –, aber es hat überdies ein hohes Maß an Zögern gegeben, das sich nicht so leicht entschuldigen lässt. Was, glauben Sie, wird uns erwarten, wenn wir letzten Endes Dundas’ Truppen an Land bringen?«
Da sich Hayden an Kochlers Behauptung erinnerte, die Navy lasse sich nie eine Gelegenheit entgehen, um den Ruf der Armee zu beschädigen, wählte er seine Worte mit Bedacht. »Die Franzosen waren sich der Anwesenheit des britischen Militärs auf der Insel bewusst, Sir, und den Grund für unser Kommen werden sie unschwer erraten haben. Mit Sicherheit werden sie all ihre Befestigungen verstärken, damit sie nicht so leicht von hinten angegriffen werden können. So hätte ich es jedenfalls getan.«
»Dann werden wir mit diesem Plan, in den Paoli, Moore und Kochler so viel Energie investiert haben, nicht die Bucht sichern können?«
»Nicht, wenn die Franzosen so tätig waren, wie ich es eben beschrieb. Der Plan muss ein wenig überarbeitet werden, aber ich habe absolutes Vertrauen zu Moore. Und General Paoli kennt sich in allen militärischen Angelegenheiten bestens aus – das war unser aller Eindruck.«
»So war es auch Ihr Eindruck?« Hood schritt ein wenig auf und ab, den Kopf gesenkt, ehe er sich Hayden zuwandte. »Dieser alte Schurke könnte einer Viper die Eier abschwatzen. Nie bin ich einem Mann wie ihm begegnet. Aber Paoli befehligt die korsische Miliz – wir können nicht darauf hoffen, ohne ihn zurechtzukommen – leider. Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich nicht viel Vertrauen zu diesen Armeeoffizieren habe, geschweige denn zu Paoli. Wenn wir erleben möchten, dass die Franzosen von Korsika vertrieben werden – noch zu unseren Lebzeiten wohlgemerkt –, dann werden wir, die Navy, in die Schlacht ziehen müssen – je eher, desto besser.«
Hayden war zufrieden, als er sah, mit wie viel Eifer und Ordnung das Vorhaben in Angriff genommen wurde. Die Boote der Schiffe brachten Soldaten, Proviant, Geschütze und Ausrüstung zur Küste. Der leichte Wellengang ermöglichte eine sichere Landung. Tragbare Lastenkräne wurden am Strand errichtet, um die Geschütze aus den Booten zu hieven und gleich auf Fuhrwerke zu verladen. Den weichen, sandigen Untergrund hatte man schnell mit Faschinen ausgelegt, damit die Wagen nicht stecken blieben.
Die Royals sowie das 25. und 51. Regiment unterstanden alle dem Kommando von Oberst John Moore, der sich Mühe gab, jedes Boot bei der Landung abzupassen, um die Ladung zu den jeweils vorgesehenen Strandabschnitten zu delegieren. Insgesamt siebenhundert Mann – darunter 120 Seeleute unter Haydens Kommando – formierten sich in geordneten Kompanien.
Die helle mediterrane Sonne beleuchtete das Treiben, während weiter östlich eine Wolkenbank ihre Regenschleier auf die grünen Hänge der Berge fallen ließ.
Drei Wochen waren vergangen, seitdem Hayden zusammen mit Moore von Korsika zurückgekehrt war, um Hood und Dundas Bericht zu erstatten. Hayden war verblüfft. Ein Angriff von der Seeseite hätte sich, wenn nötig, binnen Stunden vorbereiten lassen, obwohl man einräumen musste, dass die Kriegsschiffe der Royal Navy stets in kürzester Zeit klar zum Gefecht machen konnten. Die Armee verfügte eben nicht über Kriegsfahrzeuge für jede Brigade – in diesem Punkt hatte Dundas recht.
Aus dem geordneten Chaos am Strand löste sich die Gestalt Major Kochlers, der das Treiben nicht mit der gleichen Zufriedenheit wie Hayden zu verfolgen schien. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er da und betrachtete das Geschehen mit ernster, wenn nicht gar mürrischer Miene. Aus den
Weitere Kostenlose Bücher