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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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in der die meisten Truppen stationiert waren – so sagten es jedenfalls die Korsen.
    Hayden richtete sein Teleskop nun nach Norden aus und folgte der sich schlängelnden Küstenlinie, bis er den Turm beim Kap Mortella fand. Dieser Turm unterschied sich erheblich von dem viel kleineren weiter unten, der eigentlich nichts weiter als ein Wachtturm war. Der Turm von Mortella jedoch, rund und massig, hatte Mauern, die angeblich vierzehn Fuß dick waren. Kapitän Linzee hatte ihn vergangenen Oktober mit einer einzelnen Fregatte eingenommen, aber die Korsen, denen er übergeben worden war, hatten ihn nicht halten können und folglich wieder an die Franzosen verloren.
    »Aha, das ist also der Turm von Martello«, sagte Kochler, der nun ebenfalls in Haydens Richtung schaute.
    » Mortella «, verbesserte Hayden ihn, hätte es jedoch lieber sein lassen sollen.
    »Hat Lord Hood nicht immer von Martello gesprochen?«, entgegnete Kochler pikiert und schaute zu seinem Kameraden hinüber.
    »Stimmt«, pflichte Moore ihm bei, »aber einen Admiral kann man ja wohl kaum verbessern.«
    »Einen Major aber schon«, betonte Kochler sichtlich erbost.
    Hayden hätte sich vielleicht bei Kochler entschuldigt, wenn der Major nicht immer so unfreundlich gewesen wäre.
    Kochler schaute nun zu Hayden auf, ließ unzweideutig erkennen, wie beleidigt er war, und blickte dann wieder durch sein Glas. »Der Turm von Martello ergab sich recht schnell einer Fregatte, wie ich hörte. Dann waren die Verteidiger bestimmt französische Seeleute.«
    »Ich weiß nicht, wer die Besatzung war«, antwortete Hayden, »aber Kapitän Linzee eroberte den Turm nach einem harten Gefecht.«
    »Nach hartem Gefecht?«, wiederholte Kochler und deutete mit einer Handbewegung zu der Konventsschanze. »Sie haben es jetzt mit regulären französischen Truppen zu tun, Kapitän, nicht mit Seeleuten. Rechnen Sie nicht damit, dass die Feinde gleich beim ersten Kanonenschuss das Weite suchen. Sie werden gegen diese Männer kämpfen müssen.«
    Ehe Hayden etwas darauf erwidern konnte, ging Moore buchstäblich dazwischen. »Reicht es denn nicht, wenn unsere Vorgesetzten nicht einer Meinung sind? Diejenigen von uns, die tatsächlich in die Schlacht ziehen, können sich keine kleinen Sticheleien leisten. Ich bitte Sie beide daher, sich in Erinnerung zu rufen, dass diese Antipathie nur den Franzosen hilft und diese Feindseligkeiten in unseren Reihen für böses Blut sorgen werden.«
    »Wenn es Feindseligkeiten gibt, so reichen sie weiter zurück«, entgegnete Kochler wütend. Er sah Hayden an, und sein Groll vertrieb sein Urteilsvermögen. »Ihr Admiral hat keine Gelegenheit ausgelassen, den Ruf unserer Armee in den Dreck zu ziehen. Uns schiebt man die Schuld für den Verlust Toulons in die Schuhe, obwohl es unser General war, der Hood erklärte, die Stadt könne nicht gehalten werden. Und wenn es nun nicht gelingt, Korsika von den Franzosen zu befreien, wird wieder die Armee schuld sein. Aber ich wette mit Ihnen, wenn wir Erfolg haben, wird nur die Navy den Sieg für sich beanspruchen.«
    »Major!«, rief Moore mit Nachdruck. »So geht das nicht! Kapitän Hayden hat sich immer Mühe gegeben, uns zu helfen und unsere Freundschaft zu suchen. Diese Kritik ist völlig unangemessen. Unter meinem Kommando lasse ich das nicht zu. Wenn Sie nicht vernünftig mit der Navy zusammenarbeiten können, dann sagen Sie es mir. Ich schicke Sie dann unverzüglich zurück nach Gibraltar.«
    Hayden spürte seinen dumpfen Herzschlag, denn er hatte sich durch das Benehmen und die Worte des Mannes so beleidigt gefühlt, dass er schon erwogen hatte, Satisfaktion zu verlangen. Moore hingegen, der immer einen kühlen Kopf bewies, hatte recht – und der Teil von Hayden, der sich nicht vom Zorn übermannen ließ, wusste das.
    Kochler antwortete Moore nicht, er machte indes auch keine Anstalten, sich bei Hayden zu entschuldigen. Doch schließlich gab er ein wenig nach. »Um der Sache willen«, begann er, allerdings weder besänftigt noch bereuend, »werde ich mich bei diesem Thema mit der Wahrheit zurückhalten. Ich bedaure den Zwischenfall, Kapitän. Dies ist gewiss nicht der Zeitpunkt, um solche Dinge anzusprechen.«
    »Dann sprechen Sie diese Dinge zu einem Zeitpunkt an, der Ihnen günstig erscheint, Major, und ich bin bereit, Ihnen in jeder Hinsicht Genugtuung zu geben.« Hayden war gewillt, die Zusammenarbeit mit der Armee zu suchen, aber Beleidigungen dieser Art würde er nicht einfach so hinnehmen.
    Kochler

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