Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
befolgen, oder ich sehe mich gezwungen, Ihr Schiff anzugreifen.«
    »Das werden Sie nicht wagen, Sir! Ich werde Sie vor das Kriegsgericht bringen!«
    Hayden wandte sich an Gould: »Lassen Sie Mr Saint-Denis die Stückpforten öffnen und die Geschütze ausrennen.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Gould und rannte fort.
    Obwohl es in seinen Ohren immer noch dröhnte, hörte Hayden das Krächzen der sich öffnenden Pforten und das Quietschen der Lafettenräder.
    »Mr Cole!«, rief Hayden. »Wollen Sie meine Anordnungen befolgen?«
    Die Männer auf der Syren traten von der Reling zurück und sahen sich ratlos an. Cole besprach sich eilig und dringlich mit seinen Offizieren.
    »Das ist keine leere Drohung, Sir!«, rief Hayden. »Ich werde das Feuer eröffnen.«
    Da löste Cole sich aus der Gruppe seiner Offiziere. »Ich werde die Anordnungen befolgen. Aber ich werde Sie zur Rechenschaft ziehen, wenn wir Gibraltar erreichen. Und das ist auch keine leere Drohung!«
    Hayden drehte sich von der Reling weg. »Rennen Sie die Kanonen ein«, befahl er. »Setzen Sie die Segel, Mr Wickham. Wir müssen dem Konvoi das Signal zur Wende geben. Die leewärtigen Schiffe zuerst. Dann signalisieren Sie McIntosh, dass er zu uns kommen soll. Ich will, dass er meine Anordnungen weiterleitet, damit sie nicht falsch verstanden werden. Auch will ich sicherstellen, dass er weiß, wer die Befehle gibt, bis Kapitän Pool zurückkommt.« Dann blickte er forschend um sich. »Dieser Sturm wird erheblich schlimmer werden, ehe der Tag zu Ende ist. Dessen bin ich sicher.«

K APITEL SIEBEN
    Drei Tage hielt der Sturm an und zwang den Konvoi langsam in Richtung West-Nordwest. Haydens Schiff und die anderen Geleitfahrzeuge taten zwar alles, um zu gewährleisten, dass die Schiffe zusammenblieben, trotzdem bestand die Gefahr, dass einige sich in der Nacht verloren. Zwei Transportschiffe bohrten sich während einer Sturmbö ineinander, wobei das eine so schwer beschädigt wurde, dass die Mannschaft das Schiff verlassen musste. Hayden beobachtete, wie die Decks langsam von der jadegrünen See überspült wurden, wie dann nur noch ihre Masten aus den Wellen herausragten, wobei das Banner am Flaggenknopf wie eine Peitsche gerade ein einziges Mal ruckartig die Luft durchschnitt, ehe das Schiff endgültig in den Wellen versank. Dann stellte sich Hayden vor, wie es allmählich nach unten glitt und schließlich auf dem Schlick des verborgenen, dunklen atlantischen Meeresbodens aufsetzte.
    Die Kapitäne des Konvois und die Master der Transporter bemühten sich nach Kräften, den Geleitzug zusammenzuhalten, wenn das Meer sie auseinanderzureißen drohte. Cole tat durchaus seine Pflicht, aber Hayden konnte fast körperlich spüren, wie der Mann auf seinem Schiff innerlich kochte. Zweifellos hoffte er, dass Pool baldmöglichst zurückkehrte, um sofortige Abhilfe zu schaffen.
    Schließlich flaute der Wind ab und ließ die Schiffe im heftigen Seegang stampfen und rollen. Eine blasse Sonne arbeitete sich zögernd durch den Dunst am Horizont und ließ einen überraschend warmen Tag erwarten.
    Hayden beorderte die Kapitäne der Begleitschiffe zu sich und beobachtete, wie die herankommenden Kutter gleichsam ein Spinnennetz über der schwachen Grunddünung bildeten.
    Innerhalb einer halben Stunde kletterten alle vier Offiziere über die Reling der Themis . Sie waren mit schrillen Pfeifentönen von Mr Franks an Bord begrüßt worden. Franks schien durchaus entschlossen zu sein, Schüsse auf irgendeines der Schiffe abzugeben, für den Fall, dass auch nur das geringste Zeichen von mangelndem Respekt seinem Kapitän gegenüber zu erkennen war.
    Hayden ließ die Offiziere und seinen Ersten Leutnant um den neu erworbenen Tisch herum Platz nehmen. Er selbst zog es jedoch vor, am Kopfende zu stehen. Mit dem Rücken stand er zu den Fenstern der Heckgalerie. Dahinter erstrahlte ein für die Jahreszeit untypischer schöner Biskaya-Tag.
    Das unregelmäßige Klopfen der Männer, die das Schiff reparierten und das Rigg erneuerten, kam gedämpft durch das Oberlicht, das an diesem warmen, feuchten Tag offen stand. Eine Möwe zog an den Heckfenstern vorbei und ließ ihren deutlich umrissenen Schatten über den Kabinenboden und dann über die Gesichter der versammelten Männer gleiten.
    Die fünf Männer waren aschfahl im Gesicht infolge der Erschöpfung und des anstrengenden Bemühens, in dem Sturm den Konvoi nicht auseinanderbrechen zu lassen und die Schiffe buchstäblich über Wasser zu

Weitere Kostenlose Bücher