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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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ließ er seinen Bruder natürlich sofort herein.
    „Na, mein Großer“, begrüßte ihn Esrun mit fröhlicher Miene, „was bläst du denn hier in deiner Behausung für Trübsal? Seit fast drei Tagen habe ich dich nicht mehr unter den Lebenden an Bord gesehen! – Ist was mit Morina? Hat sie dich etwa hängen lassen oder hast du dich vielleicht sogar mit ihr gestritten?“
    „Nein! Ach wo!“, antwortete Manjuc langgezogen und mit einer abwehrenden Handbewegung. „Mit Morina ist alles bestens!“
    „Und warum hast du dich dann so rar gemacht in letzter Zeit?“, wollte der jüngere der beiden Brüder nun endlich wissen. „Hast du etwa Ärger mit deinem Chef?“
    „Nein, habe ich auch nicht, Esrun!“, wehrte der Quartiersinhaber erneut ab und erhob sich dabei schließlich, etwas missmutig wegen der bohrenden Fragen des ziemlich neugierig wirkenden Brüderchens, von seiner Couch. „Vitary kann ja schließlich auch nichts dafür, dass wir nicht zum Heimatplaneten dieser Tauraner fliegen, sondern blödsinniger Weise schlicht und einfach wieder umkehren mussten! – Ich bin durch diesen Mist natürlich meiner eigentlichen Aufgabe als Leiter der planetaren Forschungsabteilung völlig beraubt, sozusagen, und ersticke beinahe noch an quälender Langeweile hier an Bord! Es gibt so gut wie nichts mehr für mich und meine fünf Unterstellten zu tun, und das bisschen, was wir bisher zu tun hatten, ist schon lange erledigt!“
    Bei diesen Worten lief Manjuc erst einmal ziemlich ziellos in seinem Quartier umher.
    „Mittlerweile habe ich mir diesen alten Wälzer dort, ‚Vom Umgang mit Außercromatinern bei Kontakten im Weltall‘, welches wir auf der Astronautischen Akademie als Pflichtlektüre zu lesen auf bekamen, zur Hand genommen und mir damit erhofft, neue Impulse für meine Arbeit als Wissenschaftler zu finden. Aber nach den ersten sechzig Seiten habe ich es aufgegeben und diese ‚Schwarte‘ vor Wut auf den Tisch geknallt!“, schimpfte er weiterhin seinen Bruder an, der natürlich überhaupt nichts dafür konnte. „Entschuldige bitte meinen kleinen Wutausbruch, Esrun, aber diese Theoretiker, welche garantiert noch nie auf einem Raumschiff mitgeflogen sind, geschweige denn jemals irgendwelchen Außercromatinern begegnet wären, widern mich einfach an! Da steht so unglaublich viel blödsinniges Zeugs drin geschrieben, dass mir schlecht wird und ich mir echt wünschen würde, solch einen ‚allwissenden‘ Autor einmal mit auf ein Raumschiff wie das Unsrige nehmen zu können, ihn in ein Lancet zu stecken und ihn ohne Waffen und Raumanzug auf den Planeten Daros zu schicken! Dort könnte er dann seine hochtrabenden und neunmalklugen Theorien an lebenden ‚Beispiel-Wesen‘ wie diesen aggressiven Daronern hautnah an sozusagen ‚lebenden Beispielen‘ anwenden und von mir aus auch widerlegen!“
    Esrun aber schnitt eine ziemlich erstaunte Grimasse. „Mann o Mann, mein lieber Manjuc! Du bist ja richtig garstig heute?! Warum regst du dich denn über dieses kleine, unbedeutende Buch nur so sehr auf?“, erkundigte er sich schließlich bei seinem Bruder und ließ sich erst einmal genüsslich in einem der beiden Sessel nieder.
    „Weil ich mir stundenlang und absolut sinnlos meine schöne Freizeit vergeudet und damit verdorben habe!“, wetterte Manjuc weiter, doch diesmal mit einem kleinen Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen. „Diese Zeit hätte ich bequem anders und auch besser nutzen können!“
    „... die du dann wohl besser mit Morina verbracht hättest, nicht wahr, mein Großer?“, ergänzte Esrun mit reichlich spitzer Zunge und mit einem hintergründig blinzelnden Blick, der Manjuc natürlich nicht entgangen war.
    „Ja, zum Beispiel, mein Lieber!“, bestätigte dieser, nun wieder etwas mehr lächelnd. „Außerdem möchte ich nicht immer nur in der Bar herumhängen. Mit der Zeit werden diese Besuche nämlich auch schon langweilig.“
    „Wir haben doch aber noch wesentlich mehr Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten hier auf diesem wunderschönen, nigelnagelneuen Raumschiff!“, entgegnete Esrun, leicht entsetzt von seines Bruders Einfalls- und Fantasielosigkeit. „Da gibt es zum Beispiel noch das Sportzentrum, das Schwimmbad, die Computer-Freizeiträume und ... und ... und ...! – Nur einen Park wie auf der ‚Rezuerk Snie‘ haben wir leider hier noch nicht!“
    „Ja, ja, ich weiß, Esrun! Aber gerade solch ein Park wie damals auf der ‚Rezuerk Snie‘ wäre für zwei frisch Verliebte wie Morina und

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