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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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Oberflächen-Temperatur, so blieben immer noch etwa siebenunddreißig Komma drei null zwo Sterne für unsere rein hypothetische Wahrscheinlichkeits-Rechnung übrig.
    Wie wir alle wissen, meine Freunde, existiert in einem Planetensystem nur ein ganz schmaler Gürtel, in welchem die Bildung von flüssigem Oberflächenwasser überhaupt nur möglich ist. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass sich in diesem Bereich ein entsprechend großer Planet befindet, auf dem noch dazu genügend große Mengen Wasser vorhanden sind, um Meere und Ozeane zu bilden, ist relativ gering und beträgt in etwa nur fünf Prozent! Selbst wenn wir äußerst misstrauisch sind und mal annehmen, dass sich nur auf jedem zehnten Planeten von diesen Auserwählten Leben entwickelt hat, so bleiben doch nach dieser Rechnung immerhin noch sage und schreibe einhundertsechsundachtzig Komma fünf eins drei sechs Millionen Sterne in unserer Galaxis übrig, auf denen es heutzutage höherentwickeltes Leben geben könnte!“
    Plötzlich krachte Esrun recht laut mit der Stirn auf die vor ihm befindliche Tischplatte! Manjuc und alle drumherum sitzenden Lehrgangsteilnehmer blickten erschrocken zu dessen Platz.
    „Au!“, rief Esrun, abrupt und ziemlich hart aus seinen Träumen gerissen. „Diese verdammte Bank ist ja viel zu hart und außerdem zu glatt für meine Ellbogen!“ Diese waren ihm nämlich weggerutscht, weil er schon wieder ganz fest geschlafen hatte und dabei die Kontrolle über seinen durch die Hände abgestützten Schädel verlor. Mit schmerzverzerrter Mine fasste er sich an die Stirn: „Das wird bestimmt eine riesengroße Beule, Manjuc! Ist denn dort unten nicht bald Schluss?“
    „Esrun, du unmöglicher Kerl!“, schimpfte sein großer Bruder nun nicht mehr flüsternd mit ihm. „Dass du die Familie Catay aber auch überall und vor allem immer in der Öffentlichkeit so blamieren musst! Reiß dich nun endlich mal ein bisschen zusammen und bleib die paar Minuten, die das ganze hier noch dauert, wach! – Diesmal hat sogar Vitary Selecun herauf geschaut!“
    Das stimmte, aber dieser nahm es Esrun nicht krumm. Vitary wusste, dass dies ein recht trockenes und nicht für jeden interessantes Thema war und so versuchte er, sich so kurz wie möglich bei seinem restlichen Lehrstoff zu fassen.
    „Hier, kannst von mir aus den gesamten Rest aus meiner Flasche trinken“, bot Manjuc seinem bis auf die Knochen blamierten Brüderchen freundschaftlich an. „Aber bitte tu mir den Gefallen und bleibe dieses kleine Weilchen noch wach! – Ich trage dich auch nachher, wenn es denn unbedingt sein muss, direkt bis in deine Koje!“
    Esrun nickte beschämt. „Ich danke dir schon mal im Voraus, Großer.“
    „Tja, meine lieben Astronauten“, versuchte der wissenschaftliche Leiter nach diesem nicht der Komik entbehrenden Zwischenfall wieder zu seiner Rede zurück zu finden und allmählich zum Ende seines Vortrages zu kommen, „das hört sich doch ganz schön optimistisch an, nicht wahr? – Ich meine natürlich nicht das lautstarke Poltern dort oben in den obersten Rängen, sondern die bisher aufgemachte Rechnung. Das dies doch ziemlich günstig für das Auffinden außercromatinischer Intelligenzen sein müsste, dachte ich zumindest damals auch, als ich diese recht interessante arithmetische Rechnung in meinem Büro in Ozeanopolis auf den Tisch gelegt bekam. – Doch der Verfasser dieser These hatte eine ungemein mächtige Komponente einfach unterschlagen oder auch nur vergessen: Und zwar handelt es sich um die Größe beziehungsweise den reichlich unberechenbaren Faktor ‚Zeit‘!“
    Vitary machte danach nochmals eine kurze Atempause, trank einen Schluck seines Mineralwassers und öffnete dann auf dem großen Bildschirm das nächste und letzte Diagramm.
    „Wenn wir nämlich den Faktor ‚Zeit’ in die Rechnung mit einfügen, wird die Trefferquote, intelligente Wesen auf anderen Planeten zu finden, um ein Vielfaches geringer ausfallen als bisher! Da wäre zum Beispiel als erstes die durchschnittliche Lebensdauer von Sternen der Hauptreihe im Spektroskopie-Diagramm. Diese ist mit sechs Milliarden Croma-Jahren anzusetzen. Da wir aber vom Durchschnittsalter all dieser Sterne zum heutigen Zeitpunkt ausgehen müssen, müssen wir etwa dreieinhalb Milliarden Croma-Jahre veranschlagen. Weil allerdings die Entwicklung bis zu den ersten primitiven Einzellern mindestens eins Komma fünf Milliarden Jahre dauert und danach die Entwicklung der ersten Landlebewesen

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