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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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strapazierten Auditorium klar zu machen, „wir sollten dieses Thema jetzt wirklich erst einmal beenden und uns den nächsten Teilchen, den uns allen bekannten Transphotonen, zuwenden!“
    An den Reaktionen der meisten seiner Zuhörer erkannte er sofort, dass sie fast alle damit einverstanden waren. Er trank erst schnell noch mal einen kleinen Schluck Wasser, fuhr dann aber mit seinem Vortrag und entsprechend anderen Grafiken auf dem großen Bildschirm fort.
    „Transphotonen werden ja, wie ihr alle wisst, von allen unseren Raumschiffen als Antriebsmittel für das Erreichen von Überlichtgeschwindigkeiten zusätzlich zu den Gravitonwellen benutzt. Sie sind für das Auge absolut nicht wahrnehmbar und nur mit speziellen Messinstrumenten zu erfassen, da sie außerhalb des normalen Licht- und Strahlenspektrums wirken. Im Gegensatz zu den Tachyonen, welche sich nicht im Raum, sondern nur in der Zeit bewegen, bewegen sich Transphotonen durch Raum und Zeit. Sie gehören allerdings zu den ‚langsamsten‘ überlichtschnellen Teilchen, die wir kennen und werden wahrscheinlich nie Geschwindigkeiten über zehntausend Pho erreichen. Dies wäre demzufolge dann auch die maximale Geschwindigkeitsgrenze, die wir mit unseren heutigen Raumschiffen erreichen könnten, falls wir eines Tages einmal Raumschiffe mit einer Ruhemasse von annähernd null Gramm hätten – was ich nun wieder für ziemlich ausgeschlossen halte, meine verehrten Kollegen Raumfahrer.“
    Manjuc bemerkte unterdessen, wie seinem Bruder nach und nach die Augenlider immer schwerer wurden und dann plötzlich ganz geschlossen blieben. Vorsichtig rüttelte er ihn an der Schulter und sofort blickte Esrun ihn leicht verstört an.
    „Du wirst doch hier nicht anfangen einzuschlafen, Esrun?“, zischte Manjuc ihn an. „Wenn das dein Chef dort drüben sieht, bekommst du morgen vielleicht noch Ärger?“
    „Hach – ja – entschuldige, Manjuc“, stöhnte der schläfrige Bruder, „aber ich bin so satt von dem Essen vorhin, dann der zehnstündige, langweilige Dienst und nun auch noch dieses Gefasel von eurem obersten Wissenschaftler dort vorn, der ohne Luft zu holen von den möglichen und unmöglichen Zeitreisen erzählt und den Teilchen, die einem nur im Schlafe begegnen – das kann einen aber auch, verdammt noch mal, müde machen!“
    „Hier, nimm einen Schluck von meinem Saft!“, bot Manjuc an und hielt ihm eine halbvolle Plastikflasche vor die Nase. „Das ist mit Koffein angereicherter Tsjungay-Saft. Der muntert dich wieder auf.“
    „Danke, Großer“, lächelte Esrun seinen Bruder mit schläfriger Mine an. „Du bist ja wie ’ne Mutter zu mir – nur ohne Brust.“ Dann leerte er den Inhalt dieser Flasche nochmals um die Hälfte.
    Manjuc aber schmunzelte nur leicht vergnüglich und lauschte schließlich wieder dem Vortrag des wissenschaftlichen Leiters.
    Dieser indes nahm ebenfalls einen weiteren Schluck Mineralwasser aus dem Glas und ein anschließender tiefer Atemzug verhalf ihm dann wieder zu neuer Kraft.
    „Blieben noch die Mnemosomen zu nennen, meine lieben Freunde“, setzte er unbeeindruckt von den Müdigkeitsanfällen einiger Astronauten seine Unterrichtsstunde fort. „Diese Teilchen entstehen durch komplizierte Gehirnströme von hochentwickelten Lebewesen wie zum Beispiel uns Cromatinern, aber auch bei den uns genetisch und entwicklungsgeschichtlich nahestehenden Menschen. Mnemosomen bewegen sich genau im Gegensatz zu den Tachyonen nicht durch die Zeit, sondern nur durch den Raum. Dies bedeutet dann auch allerdings, dass diese Teilchen von einem Moment zum anderen sich von einer Ecke des Universums an die andere bewegen können, ohne dabei auch nur eine Katune Zeit zu verlieren!“
    Nun wurden plötzlich etliche, vorher noch müde wirkende Zuhörer wieder hellhörig, denn unnötig Zeit zu verlieren war in hochtechnisierten Gesellschaften wie denen der Cromatiner ein ernst zu nehmendes Problem.
    „Diese These“, fuhr Vitary unterdessen fort, „lässt sich am besten anhand der sogenannten ‚fliegenden Gedanken‘ erklären, da Gedanken an andere Orte des Raumes durch Mnemosomen transportiert und im Gehirn als Bild wiedergegeben werden. Ich muss mich als höherentwickeltes Lebewesen also nicht zwangsläufig und unbedingt an einen anderen Ort im All begeben, um heraus zu finden, wie es dort wohl aussieht. – Nein! Mit Hilfe der Mnemosomen wird ein Bild von diesem Ort in meinem Gehirn erzeugt und ich kann mir somit sehr bildhaft vorstellen, wie es

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