sagen, wie gut Visceratin bei ihnen wirkt?«
»Ja. Das machen wir auch. Wir überlassen nichts dem Zufall.«
»Vielen Dank, Assmuss. Ich weiß nun, was ich wissen musste.«
Henry lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dann griff er an seine Hüfte, zog eine Pistole hervor und legte sie auf den Tisch.
»Sie sind das größte Stück Scheiße, das mir je zu Gesicht gekommen ist«, sagte Henry.
Er schob ein Magazin in die Waffe, und mit einem ratschenden Geräusch sprang die Patrone in den Lauf.
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69. Dr. Rapp
»Ich rate Ihnen von Visceratin ab«, sagte Dr. Rapp.
Er saß hinter seinem Schreibtisch, zurückgelehnt, die Hände vor dem Bauch gefaltet und sah Finn und Daniel an.
»Warum?«, fragte Finn.
»Visceratin kann Ihre Krankheit nicht heilen. Und wir wissen zu wenig über die Nebenwirkungen. Sie können erheblich sein.«
»Es ist ein neues Medikament«, sagte Daniel. »Neuste Erkenntnisse sind in Visceratin eingeflossen.«
»Neue Medikamente sind häufig nicht die besseren Medikamente. Bei bekannten Präparaten kennen wir die Wirkung, wir kennen die Nebenwirkungen, aber bei den neuen …«
»Komm, Finn, wir gehen. Sorry, wir brauchen einen moderneren Arzt.«
»Daniel!«
»Finn. Wir gehen.«
Daniel stampfte zur Tür. Finn warf Dr. Rapp ein entschuldigendes Lächeln zu und folgte ihm.
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70. Foto
Dengler wartete, bis ein Krankenwagen die Pforte passierte. Für einen Augenblick verstellte der Wagen den Blick des Pförtners, und diesen Augenblick nutzte Georg Dengler, um auf das Gelände der Charité zu huschen. Er ging die Straße an den Gleisen entlang bis zu dem roten Backsteinhaus, in dem sich das Büro von Bernhard Voss befand.
Dengler fuhr in den fünften Stock.
Im Flur zog er sein iPhone aus der Tasche und schaltete es an. Er aktivierte die Kamera. Vor der Tür von Biggi Bergengruens Büro atmete er kurz durch, dann riss er die Tür auf.
Biggi Bergengruen schaute überrascht in die Kamera.
Dengler lief in den Flur zurück, fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und verließ kurz danach die Charité.
***
»Wir haben einen Kontakt zu Denglers Handy. Er ist hier in Berlin.«
»Wo genau?«
»Er muss in der Charité sein?«
»Ist der verrückt?«
»Wir haben ein Signal von seinem Handy bekommen. Nur eine Minute lang. Aber eindeutig.«
Im Laufschritt stürmten sie aus dem Büro.
***
»Seit du nicht mehr hier bist, läuft alles anders«, sagte Maria. »Ich gehöre nicht mehr zum Führungskreis der Kommission. Schöttle hat andere Prioritäten.«
Finn Kommareck stand im Morgenmantel in ihrer Wohnung und telefonierte mit Maria.
»Aber wir haben eben ein Signal von Denglers Handy bekommen. Rat mal, wo er ist.«
»In der Charité?«, sagte Finn leise.
Selbst durchs Telefon hörte Maria, dass ihr jedes Wort Schmerzen bereitete.
»Ja. Ist das nicht irre? Was macht der da?«
»Er ermittelt«, flüsterte Finn Kommareck.
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71. Olga ermittelt
Olga arbeitete fieberhaft.
Sie saß an ihrem Rechner und trank bereits die zweite Kanne Kaffee.
Sie fand die Rundmail, die »für die Dauer der Krankheit von HAK Finn Kommareck« die Leitung der Sonderkommission an Jörg Schöttle übertrug. Sie suchte einen Weg, in Schöttles Computer zu gelangen, aber sie fand keinen.
Finn Kommareck hatte, das entnahm sie einer anderen Mail, eine Sicherungschemotherapie hinter sich. Es gab ein Schreiben eines Amtsarztes: »Die Rückkehr von HAK Kommareck ins Amt ist nicht wahrscheinlich.«
Das war schlecht für Finn Kommareck, aber auch schlecht für Georg.
Sie fand heraus, dass Finn Kommareck den Arzt gewechselt hatte, von einem Dr. Rapp zu einer Klinik in Dahlem. Der behandelnde Arzt hieß nun Dr. Häußler.
Als die medizinische Assistentin von Dr. Häußler am Morgen den Rechner hochfuhr, erhielt sie die Meldung »Adobe Reader – Neues Update vorhanden«. Sie kannte diese Meldung, sie erschien von Zeit zu Zeit. Wie üblich drückte sie auf den Download-Knopf.
Eine halbe Stunde später las Olga Finn Kommarecks Krankenakte.
***
Der Arzt hatte notiert, dass Kommarecks Mann Daniel die treibende Kraft hinter dem Arztwechsel war. Daniel setzte große Hoffnungen in ein Medikament namens Visceratin. Olga fand die Adresse von Kommareck, ihre Versicherung und die Anschrift des nächsten Verwandten: Daniel Kommareck und dessen Handynummer und seine privateE-Mail-Adresse:
[email protected]. Die Krankenakte notierte akkurat die Nebenwirkungen des Medikaments an der Patientin.
Olga tat die Frau