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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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in der Anfangsphase der Behandlung, dann aber brach sich die Krankheit umso stärker ihre Bahn. Diese Patienten gewannen nichts. Nur zusätzliches Leid durch unsagbare Nebenwirkungen.
    Peterson & Peterson bewarb das Medikament aber für alle Patienten und steigerte den Absatz mit falschen Studien und schlecht getarnten Provisionszahlungen an die Ärzte, die das Spiel auf Kosten todkranker Patienten mitspielten.
    Olga kopierte die Unterlagen, die sie fand. Sie stellte ein langes Dossier zusammen und schickte es an die Adresse, die sie in der Krankenakte gefunden hatte – [email protected]. Diesmal gab sie einen Absender an. Eine fiktive Identität natürlich, zu der nur sie Zugang hatte.
    ***
    Maria setzte das Blaulicht aufs Dach und raste durch Berlin. Sie war wütend. Seitdem Schöttle Chef war, ging nichts voran.
    Vor der K-Bar bremste sie.
    »Also das wird mir jetzt langsam zu viel, diese Fragerei. Er hat mir das Foto gezeigt. Von der Frau von diesem Voss, der in der Charité erschlagen wurde. Mehr war da nicht.«
    »Eine blonde, hochgewachsene Frau?«
    »Ne. Jetzt fang nicht auch noch mit der Blonden an. Die war rothaarig.«
    »Er hat Ihnen das Bild einer rothaarigen Frau gezeigt?«
    »Ja. Logo. Rothaarig.«
    Maria wählte die Nummer der Einsatzzentrale.
    »Ich brauche die Wohnung von Biggi Bergengruen. Zeugin im Fall Voss. – Immanuelkirchstraße 34. Danke.«
    Sie setzte sich in ihren Wagen und gab Gas.
    ***
    Biggi Bergengruen saß auf dem Boden. Sie hielt die Arme vors Gesicht.
    »Ich werde wegen Mordes gesucht. Also: Wenn Sie mir die Wahrheit sagen, geschieht Ihnen nichts. Wenn Sie lügen, schlag ich Sie tot.«
    Biggi Bergengruen schniefte durch die Nase und nickte. Sie hatte Angst.
    »Sie hatten ein Verhältnis mit Voss! Stimmt das?«
    Sie nickte.
    »Wie lange schon?«
    »Es war schon vorbei.«
    »Es war vorbei?«
    »An dem Abend, als er beschuldigt wurde … an diesem Abend hat er sich von mir getrennt.«
    »Warum?«
    »Er liebte seine Frau und … seine Kinder. Ich hatte keineChance. Ich hatte nie eine Chance. Aber ich wusste es nicht. Ich war eine dumme Kuh.«
    »Hatten Sie an dem Abend Sex?«
    Sie schaute ihn an. Stolz hob sie den Kopf.
    »Jawohl. Ein Abschiedsfick. Ein richtig guter Abschiedsfick.«
    Sie wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab.
    »Wo ist das Sperma geblieben?«
    »Sind Sie pervers oder was?«
    »Wo?«
    »Im Pariser. Im Kondom, wenn Sie’s lieber vornehmer haben.«
    »Wo ist das Kondom?«
    Sie sah ihn misstrauisch an.
    »Im Mülleimer. Und den hat er in seinem klinischen Sauberkeitsfimmel immer selbst runtergebracht. Wie jedes Mal.«
    »Danke«, sagte Dengler und ging.

[Menü]
75. Erste Lüge
    Daniel überprüfte das Dossier, so gut er konnte, anhand von Informationen aus dem Internet. Er rief Dr. Häußler an.
    »Herr Dr. Häußler, eine Frage: Ist meine Frau bei Ihnen in einer Anwendungsbeobachtung?«
    Die Antwort kam nach einem kurzen Zögern.
    »Ja. Ihre Frau ist in einer AWB . Wir sind gesetzlich gehalten, diese Studien durchzuführen. Insbesondere bei neuen Medikamenten sind sie sehr hilfreich.«
    »Bekommen Sie dafür Geld von Peterson & Peterson ?«
    »Selbstverständlich wird diese Leistung honoriert.«
    Er war so schlau wie zuvor.
    Also schrieb er an die unbekannte Adresse.
    »Ich würde am liebsten mit jemandem von dieser Firma reden.«
    Die Antwort kam drei Stunden später. Es war ein Auszug aus dem elektronischen Terminkalender von Dr. Dirk Assmuss. Er würde morgen in dem Londoner Büro sein. Ein paar Tage später in Berlin.
    »Finn«, sagte er zu seiner Frau, und zum ersten Mal belog er sie. »Ich habe mit Dr. Häußler gesprochen. Du sollst die Tabletten absetzen. Für zwei Wochen.«
    Finn nickte.
    Erleichtert.
    ***
    Daniel Kommareck nahm die Maschine am frühen Morgen, und kurz vor 13 Uhr wartete er vor der Niederlassung von Peterson & Peterson in der Londoner Exeter Street. Er wusste, dass Assmuss mit Susan Heinze, seiner Londoner Niederlassungsleiterin, im Strand Carvery zum Essen verabredet war. Er hoffte, dass die beiden die kurze Strecke zu Fuß gingen, und er hatte recht.
    Er war überrascht, wie wuchtig dieser Mann war, hochgewachsen und wuchtig.
    Als er mit einer schlanken Brünetten und zwei Sicherheitsleuten aus dem Haus trat, sprach er ihn an.
    »Herr Dr. Assmuss, entschuldigen Sie, meine Frau ist sehr krank.«
    Assmuss blieb stehen und sah zu ihm hinunter. Daniel kam sich vor wie ein Bittsteller. Aber das war er wohl auch.
    »Sie wird

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