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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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mit Ihrem Medikament Visceratin behandelt. Aber ich habe Angst, dass sie an den Nebenwirkungen stirbt. Können Sie mir helfen?«
    Assmuss schaute ihn aus blauen, wässrigen Augen an.
    »Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.«
    Er drehte sich um.
    »Aber Sie wissen doch sicher …«
    Assmuss winkte nur einmal kurz, und plötzlich griffen ihn die beiden Männer und drückten ihn zu Boden. Als sie ihn losließen, war Assmuss weg.
    ***
    Als er am Nachmittag wieder in Berlin landete, wusste er, was er zu tun hatte.
    Dichte Schneeflocken trieben in der Luft, und es war bitterkalt. Die S-Bahn brachte ihn weit in den Osten. Am frühen Abend klopfte er an die Ateliertür des Kunstmalers Felix Kunert.
    Der Maler stand in einem blauen Werkkittel vor der Leinwand. Neben dem glühenden Bollerofen hatte er die rote Couch ausgezogen. Auf ihr lag gelangweilt eine nackte Frau und betrachtete ihre grün gefärbten Nägel.
    Als Kunert ihn erkannte, verzog er das Gesicht.
    »Du passt jetzt gar nicht hierher. Ich hab gerade eine Schaffensphase, die ich nicht unterbrechen kann.«
    Die Frau sah zu Daniel hinüber und gähnte.
    »Sie liegt da schon seit drei Stunden«, sagte Kunert entschuldigend.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Kunert sah Daniel Kommarecks ernstes Gesicht und rief dem Modell »Feierabend für heute« zu.
    »Schnaps?«, fragte er.
    Daniel nickte.
    Zu zweit saßen sie dann an Kunerts blau lackiertem Tisch.
    Sie hoben die Gläser und stürzten den Schnaps hinunter.
    »Ich schlage dir ein Geschäft vor.«
    »Die Geschäfte mit dir sind immer sehr anstrengend. Und meistens nicht freiwillig.«
    »Ich werde dich in Ruhe lassen.«
    »Für immer?«
    »Für immer.«
    »Und was willst du dafür?«
    »Den Keller unter dem Atelier. Für eine Woche oder zehn Tage.«
    »Mmh.«
    »Und in dieser Zeit ist von dir hier nichts zu sehen.«
    »Und dann willst du keine Auskünfte mehr? Nie wieder?«
    »Nie wieder.«
    Kunert stand auf und griff in die Tasche.
    Er legte einen Schlüsselbund auf den Tisch.
    »Einverstanden«, sagte er.
    ***
    Der Rest war erstaunlich einfach. Bei den Asservaten gab es die Uniform, die ein Einbrecher benutzt hatte, um unbemerkt ins Adlon zu kommen. Er lieh sie sich aus, quittierte den Empfang. Die Hosen mussten länger gemacht werden, das Jackett spannte etwas – aber es funktionierte. Der Unbekannte aus dem Internet schickte ihm eine Schriftprobe von Susan Heinze. Er übte, bis er ihre Handschrift halbwegs beherrschte. Dann schrieb er auf ein Blatt Papier:
    Ich muss dich dringend sprechen. Susan
    Er war gerüstet.

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76. Verhaftung
    Dengler ging vorsichtig die Stufen hinunter.
    Er war nicht sicher, ob er etwas Wesentliches erfahren hatte. Aber vielleicht war es ein Anfang. Biggi Bergengruen hatte ein Verhältnis mit Voss gehabt. Dessen Sperma war in einem Kondom und dann im Müll gelandet. Aber wie war es auf die Leiche von Jasmin Berner gekommen? Wenn er das herausfand, konnte die Polizei ihn nicht länger verdächtigen, Voss erschlagen zu haben. Die Ermittlungen mussten dann neu aufgerollt werden.
    ***
    Maria Marksteiner raste mit Sirene und Blaulicht die Prenzlauer Allee entlang. Auf der Höhe des St. Marienfriedhofs schaltete sie beides ab, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. Als sie in die Immanuelkirchstraße einbog, schleuderte der Wagen auf der glatten Fahrbahn. Sie steuerte dagegen und brachte ihn wieder unter Kontrolle. Ein Rentner hob seinen Gehstock drohend in die Winterluft. Langsam fuhr sie die Straße hinab.
    Als sie an dem Haus 34 ankam, schloss Dengler gerade die Tür hinter sich. Maria fuhr den Wagen an den Rand. Sie stieg aus und lud ihre Waffe durch.
    »Keine Bewegung – oder ich schieße!«
    »Umdrehen. Auf den Boden.«
    Die Handschellen ratschten.
    »Ich brauche zwei Streifenwagen, Immanuelkirchstraße 34, schnell.«
    ***
    Olga erfuhr von der Festnahme Georg Denglers durch eine Online-Meldung des Berliner Tagesspiegel .
    Sie packte ein paar Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zum Flughafen.

[Menü]
77. Ende
    »Sie sind das größte Stück Scheiße, das mir je zu Gesicht gekommen ist«, wiederholte Daniel Kommareck.
    Assmuss atmete schwer.
    »Dann mach doch Schluss, Henry. Mach Schluss. Dann kommt ein anderer. Ich kenne mindestens drei, die schon an meinem Stuhl sägen. Es geht dann nämlich grad so weiter, Henry. 40 Prozent Umsatzrendite. Dagegen hilft dein Revolver nichts, Henry. Ich will dir mal was sagen. Ich habe Kinder, Henry. Zwei. Einen Jungen und ein Mädchen. Und weißt

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