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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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sie ins Dunkel riss. Sie fiel und verlor die Waffe. Dann wurde sie an den Haaren hochgerissen. Sie bekam keine Luft mehr und keuchte schwer. Sie versuchte, den hinter ihr stehenden Mann mit einem Schlag mit den Ellbogen zu treffen, aber der zog sofort die Schlinge zu. Sie stand still und bewegte sich nicht. Ihre Waffe lag in der Mitte des Flurs.
    ***
    Finn Kommareck fuhr herum. Maria Marksteiner stand auf den Zehenspitzen, ihr Kopf wurde nach hinten gezerrt.
    »Ich habe eure Kollegin. Ich bringe sie um, wenn ihr nicht das tut, was ich jetzt sage.«
    »Sie haben keine Chance, Rüdiger Voss. Machen Sie Ihre Lage nicht völlig aussichtslos. Lassen Sie die Kollegin los und kommen Sie mit erhobenen Händen auf den Gang.«
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche.
    Voss zog das Band um Marias Hals rüde zu. Sie stieß einen gurgelnden Ton aus.
    »Handy weg!«
    Finn überlegte kurz und schob das Handy langsam in die Hosentasche zurück.
    »Geben Sie der Pistole mit dem Fuß einen Stoß, hier zu mir herüber, los.«
    »Nein.«
    Wieder Marias Schrei und wieder das schreckliche gurgelnde Geräusch.
    Finn ging auf die Waffe zu und gab ihr einen Tritt. Sie schlitterte den Gang hinunter. Weit weg.
    »Was wollen Sie, Voss?«
    »Ich tausche Ihre Kollegin gegen meine Flucht.«
    »Sie kommen nicht weit, Voss. Geben Sie auf! Das wirkt strafmildernd.«
    Voss lachte, ein hohes, irres Lachen.
    »Wenn Sie mich kriegen, gehe ich für den Rest meines Lebens ins Gefängnis. So oder so. Ich verspreche Ihnen, dass ich diese Frau hier vorher umlege. Also legen Sie jetzt beide Ihre Waffen und Telefone auf den Boden. Los!«
    Er zog mit einem Ruck die Schlinge zu, und Maria schrie auf. Sie röchelte laut.
    »O.   k.«, sagte Finn und legte ihre Waffe und das Handy auf den Boden. Auch Dengler legte langsam sein Funktelefon vor sich.
    »Voss, was ist das eigentlich für ein Gefühl, seinen eigenen Bruder erschlagen zu haben?«, fragte er leise.
    »Bernhard war ein Idiot. Wir haben einen neuen Wirkstoff,und er will ihn verschenken. Die Industrie hat ihm sensationelle Preise geboten, wenn er den Antrag mit der Sozialklausel nicht stellt. Er hat nicht gehört. Dann haben sie mich gebeten, mit ihm zu reden. Er hat nicht gehört. Er habe eine ethische Verpflichtung als Forscher und Arzt. So ein Mist. Dann kamen die Profis.«
    Dengler sagte: »Diese Profis haben Ihrem Bruder eine Falle gestellt. Jasmin Berger wurde entführt und so lange versteckt gehalten, bis Sie die Spuren geliefert haben, das Jackett und das gebrauchte Kondom.«
    »Er hätte hören sollen. Es haben wirklich viele Leute mit ihm geredet. Man kann sich als Einzelner nicht gegen das System stellen. Das Gesundheitswesen funktioniert so, wie es funktioniert. Man kann sich nicht dagegenstellen, sonst schlägt das System zurück. Es ging um viele Milliarden Euro. Milliarden. Ihm war das egal.«
    »Er war Ihr Bruder.«
    »Mein großer Bruder. Ein Heiliger. Ich hab versucht, ihm nachzufolgen. Aber er war immer voraus, immer zwei, drei Schritte voraus. Er war Forscher, ich hab mich mit den Kranken rumgeärgert. Er schrieb die klugen Aufsätze, ich durfte sie lesen. Er hat …«
    »Und? War es ein gutes Gefühl, ihn zu erschlagen?«
    Voss’ Stimme klang plötzlich leise: »Nein. Es war schlimm. Er war doch mein Bruder. Er hat mir immer geholfen.«
    Plötzlich war es still in dem Gang im Keller der Charité.
    Dann ging alles ganz schnell.
    Maria konzentrierte sich, atmete einmal tief durch, drehte sich blitzschnell zur Seite und schlug Voss mit dem Ellbogen in die Magengrube.
    Dengler und Finn Kommareck waren gleichzeitig da. Dengler riss Voss um, Finn legte ihm Handschellen an.
    Es war vorbei.

[Menü]
Epilog
    Dengler blieb noch zwei Tage in Berlin.
    Er unterschrieb Zeugenaussagen und Protokolle.
    Auf dem Konto von Rüdiger Voss fanden sich Überweisungen von mehr als 700   000 Euro. Überwiesen wurde das Geld von der amerikanischen Sicherheitsfirma Jeffrey Beck.
    »Ich wusste, dass sie meinem Bruder eine Falle stellen wollten, aber ich hatte keine Ahnung, dass sie so weit gehen würden«, gab er zu Protokoll.
    Finn glaubte ihm.
    »Aber niemand konnte damit rechnen, dass er fliehen würde. Und dann noch die beiden Mappen mit den Unterlagen für den Antrag aus seinem Büro mit auf die Flucht nahm. Er war plötzlich wieder genau so gefährlich wie vorher.«
    »Ihr Bruder hat Ihnen vertraut. Er wollte Ihnen die Mappen übergeben.«
    »Beck bugsierte mich in die Charité. Wir trafen meinen Bruder an der

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