Die letzte Flucht
zwei Jahre lang mit diesem Thema beschäftigt habe, stimme ich Prof. Dr. med. Peter Schönhöfer , dem Herausgeber des renommierten Arznei-Telegramms völlig zu. Er beschrieb in einem Vortrag zu den »Problemen der Arzneimittelversorgung: Innovationsschwäche – administrative Inkompetenz und kriminelles Marketing« die Ursachen: »Managementdefizite, Forschungsabbau, behördliche und politische Jasager, keine Sanktionen kriminellen Marketings«. Als Folgen benannte er: »… fast keine innovativen Arzneimitteltherapien, Verschwinden nationaler Pharmaindustrie, drastische Zunahme von kriminellem Marketing, gesetzlich erlaubte Preiswillkür, Straffreiheit bei Wissenschaftsbetrug.«
Nach allem, was ich nun über das deutsche Gesundheitswesen weiß, glaube ich nicht, dass es gelingt, es finanziell zu konsolidieren oder neue, dringend notwendige Arzneimitteltherapien zu entwickeln, solange der dominierende Einfluss der Pharmaindustrie fortdauert. Das System wird nicht gesunden, solange es einigen wenigen Konzernen gelingt, die Beiträge der Versicherten in solchem Umfang in die eigenen Kassen zu leiten. Das »kriminelle Marketing«, von dem Prof. Schönhöfer spricht, kontaminiert alles, womit es in Berührung kommt.
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Vor mir liegt das neue Heft von »Forschung & Lehre« mit dem Schwerpunktthema »Priorisierung in der Medizin«. Dass ein Ärztefunktionär Einschränkungen in der medizinischen Versorgung begrüßt, kann ich mir mittlerweile erklären. Mich wundert jedoch, dass ausgerechnet eine Medizinethikerin schreibt: »Nun pfeifen es die Spatzen von Dächern, dass demographischer Wandel und steter medizinischer Fortschritt gewisse Leistungsbeschränkungen in solidarisch finanzierten Gesundheitssystemen auf Dauer unumgänglich machen.« Es sind nicht die Spatzen, die dies von den Dächern pfeifen. Es sind wesentlich größere und hässlichere Vögel. Mich beunruhigt es, wenn die Medizinethik das strukturelle Ungleichgewicht im Gesundheitswesen nicht als ethisches Problem betrachtet.
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In diesem Roman stütze ich mich auf zahlreiche Bücher und Veröffentlichungen. Eine komplette Liste der verwendetenLiteratur findet der interessierte Leser auf meiner Homepage. Einige der wichtigsten Quellen sind: Markus Grill, Kranke Geschäfte – wie die Pharmaindustrie uns manipuliert . Das Buch gibt einen guten Überblick über die erschütternden Geschäftsmethoden der Branche. Der Autor, mehrfach ausgezeichneter Redakteur beim Spiegel , gilt als einer der besten Kenner des deutschen Gesundheitswesen. Hans Weiss schildert in seinem Buch Korrupte Medizin, Ärzte als Komplizen der Konzerne wie Ärzte manipuliert werden und wie sie sich leider oft auch leicht manipulieren lassen. Das überaus lesenswerte Buch Patient im Visier – die neue Strategie der Pharmakonzerne von Caroline Walter und Alexander Kobylinski deckt u. a. auf, wie die Konzerne Patienten und Selbsthilfegruppe manipulieren, um Verschreibungsdruck auf die Ärzte auszuüben. Der Pharma-Bluff von Marcia Angell , der ehemaligen Chefredakteurin des New England Journal of Medicine , der weltweit bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift, enthüllt, wie innovationsarm die Pharmariesen in Wirklichkeit sind, und plädiert dafür, den Pharma-Bluff nicht länger mit überhöhten Medikamentenpreisen zu bezahlen.
In den Assmuss-Kapiteln über die neuen Substanzen in der Krebstherapie zitiere ich indirekt aus dem Artikel von Markus Grill aus dem Spiegel . Ich danke dem Autor für seine Einwilligung. Der Link zum Nachlesen findet sich auf meiner Homepage. Ebenso stütze ich mich auf das ausgezeichnete Feature von Martina Keller für den Sender SWR 2, Redaktion Wissen Der Preis des Lebens – Ein Fallbeispiel zur Problematik moderner Krebsmedikamente . Auch hier gibt es auf meiner Homepage einen Link zum Nachlesen.
Auf die Sendung Klinisch geprüft – aber wie – Schönfärberei bei Arzneimittelstudien von Hellmuth Nordwig , produziert von Sonja Striegl beim gleichen Sender, berufe ich mich bei den Assmuss-Kapiteln, ebenso wie auf den Artikel Gefälschte Studien, beeinflusste Behörden, verschwiegene Risiken , erschienen in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Mai 2006, sowie auf dieStudie und das Interview des Politikpsychologen Thomas Kliche »Wie die Pharmaindustrie die Forschung kauft« im Deutschland Radio Kultur vom 6. Juli 2011. Auch hier finden sich die Links auf meiner Homepage.
Zur Bestechung von Ärzten gibt es mittlerweile zahlreiche
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