Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood
Pläne, die für den Fall einer Rebellion entwickelt worden waren, in die Tat umgesetzt. Die Verstärkung der Rebellen durch die Wanderarbeiter von Walker City war nichts als eine Komplikation. Lammockson wollte minimalen Widerstand - möglichst gar keine Kämpfe - und hatte den Einsatz schwerer Waffen oder Minen außer im absoluten Notfall verboten. Er wolle, dass seine Stadt unbeschädigt bleibe, sagte er. Lily gehörte zu den wenigen, die wussten, dass er einen Plan B hatte.
Sie funkelte ihn an. »Dann besteht ja keine Notwendigkeit, zu irgendwelchen letzten Mitteln zu greifen, Nathan.«
»Sofern sich die Umstände nicht ändern«, erwiderte er kühl.
Ein Schrei durchbohrte die Luft wie ein Hornsignal.
Lammockson stand auf, und Amanda klammerte sich an Juans Arm. Lily hörte das Klappern von Waffen, die entsichert wurden. Es gab einen dumpfen Knall, ein Geräusch wie fernen Donner, Leute zuckten zusammen. Lily drehte sich um und suchte mit dem Blick nach der Quelle des Schreis und des Knalls.
Plötzlich flohen AxysCorp-Soldaten aus den Tunnels, durch die einst die Spieler aufs Feld gekommen waren. Hinter ihnen quoll Rauch hervor. Sie wurden von zerlumpten Gestalten verfolgt, die sich aus den Gängen ergossen, meist Männer, aber auch einige Frauen und sogar ein paar Kinder. Die Männer trugen bunte Wollkittel und Umhänge. Sie schienen alle bewaffnet zu sein, auch die Kinder, und Lily erkannte die tödliche Form von Kalaschnikows.
In Lammocksons Festung war eine Bresche geschlagen worden, einfach so.
AxysCorp-Soldaten gingen hinter Sandsackhaufen und mobilen Toilettenhäuschen in Deckung. Schüsse ertönten, das Knallen von Handfeuerwaffen, das Rattern automatischer Waffen. Die ersten Kugeln trafen, und Menschen zuckten wie Marionetten und fielen in den Schmutz. Die Soldaten um Lammockson herum zogen den Kreis enger, die Waffen im Anschlag. Lily hörte das Zischen von Hubschrauberrotorblättern, die in die Luft schnitten.
Im Stadion brach nun die Hölle los. Immer mehr Rebellen strömten durch die Tunnels herein, und AxysCorp-Soldaten versuchten verzweifelt herauszufinden, was los war, und ihre Positionen einzunehmen.
Eine Handvoll Männer in leuchtend bunten Inka-Kostümen
gingen zum Angriff über. Sie durchbrachen die AxysCorp-Linien und hielten schnurstracks auf Lammocksons Trupp zu. Piers gab lauthals Befehle, und die AxysCorp-Soldaten reagierten, nahmen Aufstellung und feuerten. Einige Inka-Gestalten fielen, aber andere erwiderten das Feuer.
Lily hörte, wie ein Geschoss an ihren Ohren vorbeisauste. Sie warf sich auf den Boden. »Runter! Runter mit euch!«
Der Motorenlärm wurde lauter. Lily drehte sich und blickte sich um. Aus einem Kreis von Menschen, die lang ausgestreckt dalagen wie Getreidehalme in einem Sturm, stieg einer der Hubschrauber empor. Sie sah, wie eine Kugel von seinem Rumpf abprallte und eine Delle in der Panzerung hinterließ, aber er stieg zügig in die Höhe, und schon war Nathan Lammockson fort. Die andere Maschine stand noch auf dem Boden; die Flügel drehten sich energisch. Alle lagen auf dem Boden - alle außer Amanda , erkannte Lily entsetzt.
Amanda stand mit verwirrter Miene da. Sie rief immer wieder den Namen ihrer Tochter: »Kristie! Kris!«
Juan Villegas, der selbst auf dem Boden lag, zerrte an ihrem Arm. »Amanda, um Gottes willen …«
Ihre Stirn zerplatzte, rotschwarzes Blut und Gewebe breiteten sich fächerförmig vor ihrem Gesicht aus. Eine Sekunde lang stand sie zitternd da. Dann stürzte sie mit schlaffen Gliedmaßen zu Boden.
Lily rappelte sich auf die Knie hoch und krabbelte durch den Lärm des Choppers, des Geschreis und der Schüsse zu ihrer Schwester. »Amanda!«
Piers hechtete herbei, erwischte sie mit einem Rugby-Tackling um die Taille und drückte sie flach auf den Bauch.
Lily wehrte sich. »Lass mich los!«
Piers hielt sie unten. »Es ist zu spät für sie.«
Sie ballte eine Hand zur Faust und schlug ihn auf den Mund, aber er ließ sie trotzdem nicht los. »Du Scheißkerl, Piers. So viel zu eurer Verteidigung gegen die Belagerung. Sie hat nicht mal fünf Minuten gehalten.«
»Hör mir zu. Hör einfach nur zu«, rief er über den Lärm hinweg. »Du siehst doch, was passiert ist. Wir sind verraten worden.«
»Von wem?«
»Hammond Lammockson. Es war von Anfang an riskant, dass wir ihn nicht ausgeschaltet haben, nachdem er sich heimlich davongemacht hatte. Er hat seinen eigenen Vater verraten - hat Ollantay Pläne des Stadions und der
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