Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood
mitkommen. Deine Mutter …«
»Zur Hölle mit ihr!« Kristie blickte zu Ollantay auf, der zwischen zwei Wachen stand, die Hände mit Plastikfesseln auf den Rücken gebunden. »Warum wirkt das Gas bei ihm nicht?«
Piers, dessen Schusswaffe genau auf Ollantays Gesicht gerichtet war, grinste höhnisch. »Vielleicht, weil dieser Inka-Held nicht so reinblütig ist, wie er dich glauben machen wollte, Kristie. Ich habe schon vor langer Zeit versucht, dir das zu erklären.« Die Muskeln in Ollantays Armen wölbten sich gegen die Spannung der Fesseln. »Vielleicht, weil du dein Leben an eine Lüge weggeworfen hast …«
»Es reicht!« Lily legte Piers eine Hand auf den Arm.
»Ich komme nicht mit«, sagte Kristie.
»O doch«, fauchte Lily und zerrte ihre Nichte mit roher Gewalt auf die Beine.
»Lily …«
Sie drehte sich um. Es war Gary Boyle, mit Plastikfesseln an den Händen, wie Ollantay. Neben ihm stand eine kleine, knallhart wirkende ältere Frau. Sie war ebenfalls gefesselt.
Trotz des Tohuwabohus um sie herum lief Lily zu Gary und umarmte ihn. Er roch nach Schmutz, Kordit und Blut. »Mein Gott, es ist schön, dich zu sehen! Selbst unter solchen Umständen. Als die Kundschafter uns informiert haben, dass Walker-Wanderarbeiter kämen - ich wusste ja nicht, ob du noch bei ihnen warst. Sie wollten mir nicht erlauben, Kontakt mit dir aufzunehmen.«
»Lily, das ist Bürgermeisterin Thorson. Von Walker City.«
Lily musterte die Frau, die ihr stolz in die Augen sah. »Ich schäme mich, dass wir euch hier nicht willkommen geheißen haben.«
»Es war nicht Ihre Schuld«, erwiderte Thorson. »Sie haben hier nicht das Sagen, nicht wahr? Außerdem ist das Spiel für euch aus.«
»Das stimmt«, sagte Piers. Er befahl den AxysCorp-Soldaten, Thorson und Gary die Fesseln abzunehmen. »Lammockson gibt Project City auf. Ich glaube, das hatte er ohnehin vor, falls - wenn - das Meer seine Arche erreichen würde. Mit dem Bau der Arche hat die Stadt ihren Zweck erfüllt. Ich weiß nicht, was für eine Ordnung hier jetzt entstehen wird. Lammockson interessiert es wohl nicht länger. Aber wir wissen über euch Walker-City-Leute Bescheid. Ich glaube, ihr würdet einen verantwortungsvollen Beitrag …«
»Sie wissen gar nichts über uns«, entgegnete Thorson spöttisch. »Na los. Laufen Sie nur mit Ihrem Feudalherrn davon. Wir bringen diesen Schlamassel schon in Ordnung.«
In Piers’ Gesicht arbeitete es, aber er trat zurück. »Wie Sie meinen. Lily, wir müssen gehen. Wir haben Hammond. Der Chopper hebt in ein paar Minuten ab, ob wir an Bord sind oder nicht. Gary …«
Gary schüttelte den Kopf. »Das hier sind jetzt meine Leute. Die Wanderer. Ich bleibe hier. Aber nehmt Grace mit.« Er sah sich um.
»Wen?«, sagte Lily. » Grace ?«
Eine junge Frau trat aus einer Schar gefangener Rebellen hervor, ebenso gefesselt wie die anderen. Sie war Helen Gray wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie starrte Lily mit großen Augen an. Lily schmolz das Herz - sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Grace hier war.
»Bei euch wird sie in Sicherheit sein - jedenfalls etwas sicherer. Lammockson ist ein Mistkerl, aber ein schlauer, überlebensfähiger Mistkerl.«
»Gary …«
»Geht schon.«
»Kommt«, sagte Piers. Er hob die Waffe und ging voran zum Helikopter.
Lily fasste Grace am Arm. Sie sträubte sich zunächst, folgte ihr dann jedoch wie betäubt. Kristie leistete heftigeren Widerstand, aber Lily ließ ihr keine Wahl; sie schleifte sie einfach mit.
Die AxysCorp-Soldaten folgten ihnen. Sie zogen sich kämpfend zurück, stießen Ollantay und Hammond vor sich her. Im Laufen schützte Kristie den Kopf ihres Sohnes mit
dem Arm. Lily rief sich ins Gedächtnis, dass Kristie noch immer nicht über ihre Mutter Bescheid wusste.
Sie sah zurück. Gary war bereits in dem Durcheinander verschwunden. Das erste Wiedersehen nach so vielen Jahren - und sie hatte nur ein paar Minuten mit ihm verbringen können.
Sie waren fast schon beim Chopper, dessen ratternde Rotorblätter den Tumult im Stadion verstärkten, als Sanjay auf Lily zugestolpert kam.
»Lily! Ich muss es dir sagen … Nathan hat mir vorhin keine Chance gegeben …«
»Was ist, Sanj?«
»Als Thandie angerufen hat - sie hat über den Meeresspiegel gesprochen - und über die Arche.«
»Über welche Arche? Arche Drei, Nathans Schiff?«
»Nein - hör mir zu - über Arche Eins . Die Arche, die sie in Colorado bauen. Letztendlich, sagt Thandie, sei das die einzige Chance. Letztendlich … Sie
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