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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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meinte, du solltest es wissen. Sie hat versucht, es Gary zu erklären …«
    Geschrei ertönte. Lily drehte sich um.
    Ollantay schüttelte seine Bewacher ab und wirbelte herum. Lily sah, dass er eine Waffe hinter dem Rücken hielt, in seinen gefesselten Händen, einen Revolver, der unter seinem Kittel verborgen gewesen sein musste. Er zielte auf Piers und schoss blindlings …
    … und Sanjay schrie auf und stürzte zu Boden. Er lag zuckend da, die Brust bis zum Knochen aufgerissen; blutige Klumpen blubberten im Innern.
    Piers hob seinen Revolver und schoss Ollantay aus kürzester Entfernung in den Kopf. Der Quechua brach zusammen.
Kristie schrie auf und hielt ihrem Sohn die Augen zu. Piers ließ die Waffe sinken. »Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen.«
    »Sanjay!«, schrie Lily. Sie versuchte, zu ihm zu gelangen; er lebte noch, wie es schien, versuchte immer noch mühsam zu atmen.
    Aber Piers packte sie. »Keine Zeit mehr!« Er stieß sie in die offene Luke des Hubschraubers, wo AxysCorp-Gorillas sie packten und hineinzogen. Anschließend wurden Kristie und das Kind in den Hubschrauber verfrachtet, dann Grace, Hammond, Piers und ein paar andere.
    Der Chopper hob so abrupt ab, dass Lily zu Boden stürzte. Sie war nicht angeschnallt, saß nicht einmal auf einem Sitz. Durch die offene Luke sah sie auf den zurückweichenden Erdboden hinunter. Da lag Sanjay in seinem Blut, wie ein aus dem Nest gefallener Jungvogel. Sie schwor sich, seine Familie in Schottland, seine Kinder davon zu unterrichten. Und weiter draußen verteidigte der Ring der AxysCorp-Soldaten noch immer das kleine Stück Land …
     
    Als Lily immer weiter emporgehoben wurde, öffnete sich die Schüssel des Stadions unter ihr. Überall starben Menschen in einer Wolke aus toxischem Staub und Pulverdampf, Menschen, die um das Recht kämpften, auf diesem schrumpfenden Stück Erdboden zu leben. Der Chopper stieg immer noch höher, bis das Stadion zu einem winzigen Detail der Stadtlandschaft von Cusco geschrumpft war und unter ihnen nur noch ein Teppich roter Ziegeldächer lag, mit Plätzen und Straßen, in denen die Kämpfe weitergingen, eine ganze Stadt, die von Lammockson aufgegeben worden war, nachdem
sie ihren Zweck erfüllt hatte. Höher und immer höher, bis Cusco in seiner Senke in einem wasserumspülten Gebirgsgrat verschwand.
    Grace saß verwirrt da; sie war noch immer gefesselt. Arche Eins, dachte Lily, während sie Grace ansah. Das ist es. Was immer es sein mag, Grace muss an Bord. Sanjay hat sein Leben gegeben, um mir davon zu erzählen. Und ich muss sie dorthin bringen.
    Kristie erwachte allmählich aus ihrem Schock. Sie sah sich mit wildem Blick um. »Wo ist meine Mutter? Ist sie in diesem Hubschrauber? Wo ist meine Mutter? «

Vierter Teil
    2035 - 2041 Anstieg des Meeresspiegels: 800-1800 Meter

72
    AUGUST 2035
    In dem Chaos, das sie begleitete, als sie an Bord der Arche Drei gingen, gab Piers Grace, Kristie und Manco in Lilys Obhut. Sie hatten nummerierte Kabinen auf dem sogenannten Hauptdeck zugewiesen bekommen, drei Etagen unter der Brücke. Nachdem sie in aller Eile durch die Krawalle und Überschwemmungen in Chosica gelotst und über eine Gangway aufs Schiff gebracht worden waren, landeten sie schließlich in einer Art Foyer auf dem A-Deck, das, wie Piers erklärte, eine Etage unter dem Hauptdeck lag. Nachdem er sie dort abgeliefert hatte, händigte Piers Lily Zimmerschlüssel in Form von Magnetkarten aus und eilte davon, um bei der Einschiffung zu helfen.
    Lily blieb zurück und rang um Fassung. Nach all dem Blutvergießen, dem Verlust von Project City, ihrem Lebensmittelpunkt, und dem damit einhergehenden abrupten Ende der Arbeit vieler Jahre irrte sie nun plötzlich auf der Suche nach einer Treppe in einem überfüllten, halb fertigen Kreuzfahrtschiff umher. Aber sie hielt Grace und Kristie fest an der Hand, während Kristie ihrerseits Manco festhielt, und schleifte sie durch das Gewirr der Schiffsgänge.
    Die Arche war voller Lärm, überfüllt und verwirrend. Die Besatzungsmitglieder in ihren wie angegossen sitzenden AxysCorp-Uniformen - meistens junge Quechuas - verluden
Proviant, Getreidesäcke, Keulen geschlachteter Tiere sowie unbekannte, in Schaumstoff eingepackte Ausrüstungsgegenstände. Einige waren so schwer, dass sie Menschenketten bis tief ins Innere des Schiffes bildeten und die Lasten von einem zum nächsten weiterreichten. Und dann waren da die Passagiere, die letzten Evakuierten aus Project City und

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